Bayern kritisiert Bund für Wolfseinstufung im Alpenraum
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In der Debatte um den Abschuss von Wölfen hat die Bundesregierung einen "günstigen Erhaltungszustand" der Tierart nach Brüssel gemeldet. Das gilt aber nicht für den Alpenraum. Die bayerische Staatsregierung zeigt sich darüber verärgert.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Der Wolf breitet sich in großen Teilen Deutschlands wieder aus. Zu diesem Ergebnis kommt die Bundesregierung in einem neuen Bericht an die EU. In der Folge könnte es künftig mehr Möglichkeiten geben, Wölfe zu schießen, die Weidetiere reißen. 

Trotz wiederholter Forderungen aus Bayern hat die Bundesregierung für den Alpenraum aber keinen günstigen Erhaltungszustand des Wolfes festgestellt. Bayerns Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wirft dem Bund vor, die Almbauern "verantwortungslos im Regen stehen" zu lassen.

Auch Kaniber kritisiert Bericht zum Erhaltungszustand

Auch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) übte schwere Kritik an der Entscheidung des Bundes, nur für die kontinentale Wolfspopulation den "günstigen Erhaltungszustand" festzustellen: "Der Wolf unterscheidet nicht zwischen Kontinental- und Alpenraum – und genau das sollte auch der Bundesumweltminister endlich begreifen. Wenn der Wolf nicht mehr gefährdet ist, dann muss das für ganz Deutschland gelten und nicht nur für Teile davon." Kaniber warnte davor, dass Bayern wegen bürokratischer Definitionen zum Wolfsreservat der Nation werde. "Wir können nicht abwarten, bis sie auf unseren Marktplätzen stehen."

Wolfsexperte kritisiert Populismus

Dagegen sieht der Wolfsexperte des Bund Naturschutz, Uwe Friedl, den günstigen Erhaltungszustand "keinesfalls erreicht", wie er der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte: "Die Entscheidung ist eine politische und keine fachliche. Die Bundesregierung bricht hier mit den Bewertungskriterien, die bisher für alle Tiere angewandt wurden." Völlig abwegig sei es, den günstigen Erhaltungszustand für den Alpenraum zu fordern – einer Region, in der es noch nie Wolfsnachwuchs gegeben habe. "Die Behauptung, dass Wölfe dort ohne Regulierung bald auf den Marktplätzen erscheinen, ist an Populismus nicht zu mehr überbieten."

Bund trifft nur Aussagen für "atlantische" und "kontinentale" Region

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) hatte zuvor den neuen Bericht der Bundesregierung zur Wolfspopulation in Deutschland vorgestellt. Dieser kommt zum Schluss, dass zunächst nur für die "atlantische" und "kontinentale" Region entsprechende Verbesserungen beim Erhaltungszustand festzustellen seien. Generell sei festzustellen, dass sich der Wolf in großen Teilen Deutschlands wieder ausbreite.

Ein "günstiger" Erhaltungszustand ist laut der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU Voraussetzung für die Bejagung einer Tierart. "Der Wolf hat sich in zahlreichen Gebieten Deutschlands gut entwickelt und ist wieder zu einem festen Teil unserer heimischen Natur geworden", erklärte Schneider. "Zugleich werden die Länder ab jetzt Probleme, die es vor Ort gibt, leichter lösen können."

Aiwanger: "rechtssicherer" Wölfe erlegen

Kaniber reicht das – wie auch dem bayerischen Bauernverband – nicht aus. Die Alm- und Weideflächen in den Alpen seien kaum schützbar und damit sei die jahrhundertealte Weidewirtschaft massiv bedroht. "Wenn der Bund die Weidewirtschaft im Alpenraum erhalten will, dann muss er auch die Realität zur Kenntnis nehmen und endlich auch hier handeln", sagte die Ministerin.

In Bayern hat das Kabinett bereits beschlossen, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. "Wenn der Bund nun seine Hausaufgaben zu Ende bringt, können konkrete Bejagungskonzepte zeitnah umgesetzt werden. Der Wolf kann dann so bejagt werden, dass der 'günstige Erhaltungszustand' nicht gefährdet wird, unter anderem in Regionen, wo der Wolf besonders problematisch ist, können unbürokratischer und rechtssicherer Wölfe erlegt werden", betonte Aiwanger. So könne der Bestand vernünftig gemanagt werden.

Landwirte machen sich seit Jahren für den Abschuss von Wölfen stark, um ihre Schafe und Rinder zu schützen. Andere Experten sehen dagegen in den Abschüssen keinen besseren Schutz vor den Wölfen und fordern einen besseren Schutz der Weidetiere durch Zäune und Hunde.

Zum Audio: Ist weniger Schutz beim Wolf gleich mehr Schutz für Weidetiere? (09.05.2025)

Wolf steht im Wald
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dpa-Bildfunk/Klaus-Dietmar Gabbert

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