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Bayerns Kommunen warnen vor einem Scheitern des Deutschlandtickets – die Finanzierung gilt als ungewiss. (Archivbild)
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Bayerns Kommunen warnen vor einem Scheitern des Deutschlandtickets – die Finanzierung gilt als ungewiss. (Archivbild)

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Bayerns Kommunen warnen: Deutschlandticket vor dem Aus

Bayerns Kommunen warnen: Deutschlandticket vor dem Aus

Der Bund will das Deutschlandticket per Gesetz sichern – doch bayerische Kommunen und die Branche schlagen Alarm: Die geplanten Mittel reichen nicht aus, um das Angebot zu halten. CSU-Vertreter sprechen vom "Grabstein" für das Ticket.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Vor dem Hintergrund der aktuellen Pläne der Bundesregierung zur Weiterführung des Deutschlandtickets äußern Bayerns Kommunen offen Zweifel an einer gesicherten Finanzierung. "Das vom Bund geplante Gesetz zur Fortführung des Deutschlandtickets ist faktisch eine Beerdigung zweiter Klasse. Die vorgesehenen Mittel reichen bei weitem nicht, um die Mehrkosten für die Verkehrsunternehmen auszugleichen", betonte Verbandspräsident Thomas Karmasin (CSU). Die Landkreise könnten kein zusätzliches Defizit schultern. "Wir sind nicht der Ausfallbürge des Bundes." Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hatte bereits am Mittwoch den Gesetzentwurf als realitätsfern kritisiert.

Gesetzentwurf zur Deutschlandticket-Finanzierung sorgt für Kritik

"Wenn der Bund nicht willens ist, das von ihm politisch bestellte Deutschlandticket auch dauerhaft zu finanzieren, gehört es abgeschafft", sagte nun der Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr beim bayerischen Landkreistag, Franz Löffler (CSU). "Die dafür vorgesehenen Milliarden sind besser investiert in den tatsächlichen Ausbau von Angebot und Infrastruktur."

Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung zum Deutschlandticket sieht vor, dass der Bund auch im kommenden Jahr 1,5 Milliarden Euro zur Finanzierung des Tickets dazu gibt. Dafür soll das Regionalisierungsgesetz geändert werden. Knackpunkt ist aber, wie mögliche Mehrkosten für die Verkehrsunternehmen ausgeglichen werden sollen – über die drei Milliarden Euro hinaus, die Bund und Länder bereitstellen. Sowohl der Bund als auch viele Länder hatten auf eine angespannte Haushaltslage verwiesen. 

CSU warnt vor Scheitern des Tickets

Festgeschrieben ist die Finanzierung im Regionalisierungsgesetz aber nur noch für 2025. Über die Finanzierung der Mehrkosten verhandeln Bund und Länder. Sollte es keine Einigung geben, droht eine erneute Preissteigerung. 

"Dieser Gesetzentwurf ist kein Signal für die Mobilitätswende, sondern der Grabstein für das Deutschlandticket", sagt CSU-Politiker Löffler. Statt verlässlicher Finanzierungszusagen gebe es nur "vage Hoffnungen und kalte Schultern – das ist politisches Wegducken".

Branche kritisiert Bund und Länder

Kritik kommt auch vom Verband der Verkehrsunternehmen (VDV). "Für einen dauerhaften Erfolg des Deutschlandtickets bei den Fahrgästen und für die Branche" sei der Plan "unzureichend", erklärte der VDV am Mittwoch. Die für das nächste Jahr vorgesehene Summe für Ausgleichsmaßnahmen von Bund und Ländern sei "offensichtlich nicht mehr auskömmlich".

Um die Finanzierung des Deutschlandtickets wird seit der Einführung im Mai 2023 immer wieder gestritten. Weder der Bund noch die Länder wollen für Ausgaben aufkommen, die über die drei Milliarden Euro hinausgehen. Laut VDV ergibt sich hier eine "absehbare Finanzierungslücke", die "noch in diesem Jahr" geschlossen werden müsse. Andernfalls müssten Verkehrsunternehmen ihr Angebot reduzieren.

Mehr Fahrgäste im Regionalverkehr

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, das Deutschlandticket fortzuführen. Preiserhöhungen soll es demnach erst ab 2029 geben. Aktuell kostet das Ticket monatlich 58 Euro, die Zahl der Nutzer lag im Januar bei 13,4 Millionen Menschen. Mit der Preisanhebung von 49 auf 58 Euro zum Jahreswechsel war die Zahl der Abos um fast eine Million zurückgegangen.

Dennoch: Seit der Einführung des Deutschlandtickets nutzen viele Fahrgäste für kürzere Strecken vermehrt den Regionalverkehr statt die Fernzüge der Deutschen Bahn – etwa auf Verbindungen wie Hamburg–Bremen oder Augsburg–München. Trotz anhaltender Probleme bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit verzeichnete die Bahn im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 943 Millionen Fahrgäste – das sind 24 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Fernverkehr waren es 66,3 Millionen Reisende, rund 2,1 Millionen mehr als in den ersten sechs Monaten 2024.

Mit Informationen von dpa und AFP

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