Marode Straßen · Der Kampf gegen die Schlaglöcher
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Straßenkontrolleur in Nürnberg, April 2025

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Bayerns marode Straßen – Der Kampf gegen die Schlaglöcher

Bayerns marode Straßen – Der Kampf gegen die Schlaglöcher

Viele Straßen sind marode. Milliardeninvestitionen wurden über Jahrzehnte versäumt. Die Politik hat das Problem zwar erkannt, kommt aber mit der Erneuerung kaum hinterher. Was läuft schief mit Bayerns Straßen?

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Hitze im Sommer, Frost im Winter und starke Belastung sind die größten Probleme für die Straßen. In Bayern misst das Straßennetz rund 41.800 Kilometer. Der Bund ist für rund 8.500 Kilometer Autobahnen und Bundesstraßen in Bayern zuständig. 14.500 Kilometer Staatstraßen muss der Freistaat instand halten. Knapp 19.000 Kilometer verantworten die Landkreise und kreisfreien Städte. Hinzu kommt der größte Anteil, die kommunalen Straßen. Von diesen ist jeder vierte Kilometer in Bayern und in Baden-Württemberg in seinem schlechten oder sehr schlechten Zustand. Eine Studie vom Institut für Urbanistik aus dem Jahr 2023 berechnete Investitionsbedarf allein für das kommunale Straßennetz in den beiden Bundesländern von rund 45 Milliarden Euro.

Hohe Investitionen notwendig

Der finanzielle Aufwand, den Bund, Länder und Kommunen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten betreiben müssen ist enorm. Auch bereits angestoßene Projekte kommen immer wieder ins Stocken – so wie bei der Staatstraße 2092, die durch das oberbayerische Irlham führt und für deren Erhalt der Freistaat Bayern zuständig ist. Kurt Huber wohnt direkt an der Staatsstraße und fährt mit dem Kontrovers – Die Story-Team die Gefahrenstellen ab: "Jetzt wird es eng, hier kommen jetzt gleich die Mords-Schlaglöcher und das Bankett ist auch nicht mehr fest. Man muss sich wirklich konzentrieren, dass man auf der Straße bleibt und nicht auf den Gegenverkehr rüberkommt und keinen Unfall baut."

Viel Bürokratie, wenig Straße

2024 wurde dort zwar mit der Sanierung begonnen, aber statt der versprochenen 4,5 Kilometer wurden nur rund 700 Meter erneuert. Es folgte erst eine Bauverzögerung und dann sogar ein Baustopp. Sieben Bauabschnitte waren geplant, Ende letzten Jahres hätte alles fertig sein sollen.

Hermann Streicher vom Staatlichen Bauamt in Rosenheim bedauert die Verzögerung. "Es ist so, dass sich der Baugrund nicht als so tragfähig und frostsicher erwiesen hat, wie wir es ursprünglich angenommen haben. Wir haben etliche Maßnahmen treffen müssen, um den Baugrund, den Boden zu verbessern. Wenn man jetzt die restlichen guten dreieinhalb Kilometer so weitergemacht hätte, wären wir von den Kosten her weit über die Vergabesumme gekommen."

Das heißt: Es wäre viel teurer geworden, für die Sanierung anderer Straßen würde Geld fehlen. Deshalb muss der Sanierungsauftrag vorschriftsmäßig neu ausgeschrieben und vergeben werden, um bestenfalls Steuergelder zu sparen. Dieser Prozess dauert an.

"Laut, gefährlich, belastet, kaputt"

Auch im unterfränkischen Volkach müssen sich die Bürger in Geduld üben. Rund 9.000 Fahrzeuge fahren täglich durch den Ort, darunter bis zu 800 Lkw. Diese erzeugen nicht nur besonders viel Lärm, sondern ein 40-Tonner belastet eine Straße so stark wie bis zu 60.000 Autos. Die Straße ist ein Sanierungsfall. Doch die Zuständigkeiten sind breit gefächert. Für die Fahrbahndecke ist der Freistaat zuständig, für den Unterbau die Stadt Volkach. Letztere hatte aber bislang kein Geld für die Erneuerung, daher saniert auch der Freistaat die Fahrbahndecke nicht. Damit die Straße nicht zweimal geöffnet werden muss, wartet das zuständige Bauamt Würzburg also auf den Sanierungsplan der Kommune.

Für die Anwohner dauert das Hin und Her viel zu lange. Joachim Scheuring beklagt gegenüber Kontrovers – Die Story: "Es passiert einfach nichts. Die handeln nur auf Druck und es geht alles sehr zäh. Bisher einzige Maßnahme, die hier gemacht worden ist, war die 30 km/h zwischen 22 und 6 Uhr. Das nützt überhaupt nichts, der Lärm ist genauso wie tagsüber, wenn es hier scheppert. Die Straße ist laut, die Straße ist gefährlich, die Straße ist hoch belastet und kaputt."

Keine Umgehungsstraße in Sicht

Für die Sanierung von Wasserleitungen und Gehwegen hat die Kommune jetzt Gelder eingeplant, allerdings erst 2027. Den Anwohnern geht das nicht weit genug. Sie fordern Sofortmaßnahmen wie Verkehrsverbote für Lkw und durchgehend Tempo 30. Und als langfristige Lösung solle aus Sicht der Betroffenen eine Umgehungsstraße gebaut werden, die früher mal um den Ort geplant war. Bürgermeister Heiko Bäuerlein will sich stattdessen auf die bestehende Staatsstraße konzentrieren. Er wünscht sich vor allem mehr finanzielle Unterstützung für die Kommunen: "Die Baukosten sind ja überall erheblich gestiegen. Wir haben dadurch auch viel mehr Planungsleistungen, Planungskosten. Wir brauchen hier auch Entbürokratisierung, weil wir eben länger für die Planung brauchen als für den Ausbau von solchen Bauprojekten." Der Lärm wird in Volkach also wahrscheinlich noch eine Weile weitergehen.

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