Snacks, gemütliche Decken, Sonnenschein, alles was man für ein tolles Picknick im Englischen Garten braucht. Doch da steht noch etwas im Gras: Eine pinke Box mit einem Schlitz im Deckel. Drumherum schlängelt sich eine rosa Plüschvulva, in die man Geld werfen kann. Vorne drauf steht: Frau* – eine FLINTA Bar.
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Eine lesbische Bar als sicherer Ort
Mit der Box will Courtney Craig Geld sammeln. Sie will eine lesbische Bar in München eröffnen – nur für FLINTA. Flinta ist eine Abkürzung und steht für Frauen, Lesben, Inter*, Nicht-binäre, Trans* und Agender Personen. Für sie soll die Bar ein sicherer Ort werden.
Noch sammelt Courtney Craig Geld für ihre lesbische FLINTA Bar, die Frau* Bar heißen soll.
Die Picknick-Gruppe trifft sich regelmäßig. Mit dabei queere Frauen aus der ganzen Welt, sie kennen sich aus queeren Netzwerken und Whatsappgruppen. Auch Franzi aus München ist dabei. Sie erzählt, dass es in ihrer Jugend keine lesbische Bar gab: nur für schwule Männer. Einmal sei sie mit 15 Jahren dort gewesen – ein seltsames Erlebnis, erinnert sie sich. "Etwas nur für Frauen gab es damals einfach nicht."
Mehr als Party
Dabei wünschen sich viele genau so einen Raum. Queere Partys gibt es zwar in München, doch Danah betont, wie wichtig ein geschützter, fester Ort ist – wie ihn eine Bar bieten kann. "Also ich glaube, es ist total wichtig, dass man einen Ort hat, in dem man auf eine ganz unkomplizierte Art und Weise sich begegnen kann, in einem sehr gemütlichen Rahmen."
US-Amerikanerin Courtney Craig will eine lesbische FLINTA-Bar nach München bringen.
Münchens letzte lesbische Bar hat vor 13 Jahren geschlossen. Heute gibt es in der Stadt laut Courtney mindestens acht Bars für schwule Männer – aber keine für lesbische oder queere Frauen. Deutschlandweit seien es nur drei.
"Schon immer weniger lesbische als schwule Bars"
Warum ist das so? Soziologin Sabine Hark gilt als Mitbegründerin der Queer Theory und leitet an der TU Berlin das Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung. Sie sieht dieses Ungleichgewicht historisch gewachsen: "Letztendlich gab es immer schon weniger lesbische als schwule Bars und kulturelle Orte." Die Gründe: weniger kulturelle Selbstverständlichkeit und weniger Kapital.
Statistiken zeigen: Frauen verdienen weniger als Männer und bekommen seltener finanzielle Förderungen. Aber das Online-Crowdfunding [externer Link] von Courtney läuft gut. Sie hat bereits ihr Ziel von 25.000 Euro aufgetrieben, ein Viertel der kompletten Summe. Und auch die Stadtsparkasse München unterstützt sie.
Bar soll ins queere Glockenbachviertel
Noch fehlt ein passender Raum. Die Bar soll ins queere Glockenbachviertel – eine beliebte Gegend. "Ich denke, es ist sehr wichtig, dass sie sich in diesem Kulturzentrum befindet, das wäre ein starkes Statement und könnte lange bestehen", sagt sie. Courtney ist zuversichtlich, dort den richtigen Ort zu finden.
Courtney sagt, viele zweifelten am finanziellen Erfolg der Bar – aus ihrer Sicht wegen überholter, sexistischer Vorstellungen über die Netzwerkfähigkeiten von Frauen. Sie sieht das anders und ist zuversichtlich, dass das Projekt gelingen wird.
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