Die Alpenvereinssektion Kempten betreibt drei Berghütten. "Derzeit haben wir es auf einer der Hütten mit einem kleinen Befall an Bettwanzen zu tun", sagt Michael Turobin-Ort, Geschäftsführer der DAV-Sektion Kempten. Er schätzt die Bettwanzen-Lage deshalb als angespannt, aber noch nicht als akut ein. Dem Deutschen Alpenverein insgesamt gehören rund 325 Alpenvereinshütten, oft sind sie bewirtschaftet, teilweise sind es einfache Selbstversorgerhäuser. Etwa zehn bis 15 davon melden jedes Jahr einen Befall mit Bettwanzen. Tendenz steigend, heißt es von der Pressestelle des DAV in München. Dabei galten Bettwanzen früher sogar schon mal als ausgerottet.
Bettwanzen-Transport via Rucksack
Dass sich Bettwanzen ausbreiten, liege vermutlich an der verstärkten Reisetätigkeit der Menschen. Bettwanzen sind allerdings kein "Hüttenproblem", so Turobin-Ort. Vielmehr würden sie von den Gästen aus dem Tal hochgetragen und so eingeschleppt. "Auf den Hütten finden sie dann bauartbedingt mit viel altem Holz oft einen guten Lebensraum vor", erklärt der Kemptener DAV-Geschäftsführer im Gespräch mit dem BR.
Gepäck möglichst sauber halten
Sein Appell an die Bergsteiger und Bergsteigerinnen lautet deshalb: Möglichst sauber auf die Hütten kommen! Das bedeutet: Vor einer Hüttentour sollte der Schlafsack gewaschen oder ins Gefrierfach gelegt werden, damit potenziell vorhandene Bettwanzen absterben.
Auf der Hütte sollte das Gepäck dann möglichst nicht auf dem Lager ausgebreitet werden, sondern lieber im Rucksack bleiben. Dieser sollte im besten Fall an einem Haken aufgehängt oder auf einem Stuhl abgestellt werden. "Wir versuchen deshalb auch, auf den Hütten genügend Ablageflächen einzurichten." Auch nach der Tour sollte das Gepäck gründlich überprüft, Kleidung und Schlafsäcke sofort gewaschen werden.
Monitoring mit Spürhunden
Der DAV selbst hat im Kampf gegen Bettwanzen inzwischen ein Monitoring-Programm eingerichtet. Regelmäßig würden Berghütten von Spürhunden durchsucht, die einen Bettwanzenbefall ausfindig machen können. Auch in akuten Fällen kommen laut Turobin-Ort zuerst Spürhunde zum Einsatz. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Verdacht besteht, die lästigen Insekten könnten es sich auf der Hütte gemütlich gemacht haben, oder wenn Wanderer nach der Abreise mögliche Bettwanzen-Bisse melden. Mit Hilfe der feinen Nasen der Hunde könne der Verdacht überprüft werden. Sollte sich dann ein Befall mit Bettwanzen bestätigen, werde ein Kammerjäger geholt und die Nachbarhütten informiert.
Verdacht auf Bettwanzen unbedingt melden
Darüber hinaus haben laut Turobin-Ort Berghütten selbst Strategien entwickelt, um Bettwanzen vorzubeugen. Oft gebe es Mikrowellen, in denen Schlafsäcke "desinfiziert" werden können, außerdem stellen einige Hütten Müllbeutel oder Plastikboxen zu Verfügungen, in denen das Gepäck verstaut werden soll. "Das ist auch immer eine Frage des Platzes", so Turobin-Ort. Wichtig sei ihm, dass das Thema Bettwanzen offen kommuniziert werde: "Wer vermutet, einen Bettwanzenbiss zu haben, sollte das auch im Nachhinein unbedingt beim Hüttenwirt melden. Nur so können wir schnell reagieren."
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