Eine eigene Segensfeier für gleichgeschlechtliche oder wiederverheiratete Paare: Das ist bisher nur in einem einzigen bayerischen Bistum möglich, nämlich Würzburg. Das ergab eine Umfrage des Internetportals katholisch.de unter den deutschen Bistümern. Es geht dabei um die Umsetzung einer Handreichung, die beschreibt, wie solche Segensfeiern aussehen können. Diese hatten Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vor drei Monaten vorgelegt.
Doch umsetzen wollen das nicht alle bayerischen Diözesen. Im Erzbistum München und Freising gibt es dazu noch keine endgültige Entscheidung. Auch in Bamberg ist noch nicht bekannt, wie man sich dort zur Handreichung entschieden hat. Man sei jedoch offen, heißt es. Anders sieht es in den Bistümern Augsburg, Eichstätt, Regensburg und Passau aus. Dort sieht man die deutsche Handreichung nicht mit der vatikanischen Erklärung im Einklang.
Vatikan: Segnung darf nicht Eindruck einer Eheschließung haben
Papst Franziskus billigte im Dezember 2023 das Schreiben "Fiducia supplicans" und damit erstmals eine Segnungen für nicht-verheiratete Paare, also auch für Homosexuelle. Im Nachgang stellte der Vatikan aber klar: Die Segnung dürfe nur 10 bis 15 Sekunden dauern und nicht den Eindruck einer kirchlichen Eheschließung haben. Die im April vorgelegte deutsche Handreichung nennt diese Einschränkungen nicht. Im Bistum Würzburg habe es bereits individuelle Segensfeiern gegeben, dies sei auch weiterhin geplant.
Doch auch ohne die offizielle Genehmigung durch ein Bistum werden Paare jenseits der klassischen Ehe gesegnet. So haben sich Jürgen Brunner und sein Mann Florian Steger beispielsweise bereits im letzten Jahr segnen lassen. Gemeinsam mit etwa 100 Menschen haben die beiden bei der "Segnung für alle" in der Münchner Jesuitenkirche "Sankt Michael" teilgenommen und ihre Liebe segnen lassen. Der Segen dauerte übrigens weitaus länger als nur 10 Sekunden.
Segnung als Zeichen der Zugehörigkeit
Für die beiden sei dies ein wichtiger Moment, ein "Tag der Anerkennung und ein Zeichen dazuzugehören", sagt Jürgen Brunner, der mit seinem Mann bereits seit 14 Jahren in einer eingetragenen Partnerschaft lebt. Der Tag sei so bedeutsam gewesen, dass die beiden momentan kein Bedürfnis nach einer eigenen Segensfeier haben, ganz ausgeschlossen sei es aber nicht.
Generell sei es wichtig, dass alle Menschen den Segen Gottes erhalten dürften, auch gleichgeschlechtliche oder wiederverheiratete Paare, betont das Paar. Florian Steger appelliert deshalb an den Münchner Kardinal Reinhard Marx und die anderen Bischöfe: Sie sollten den Jesuiten in Sankt Michael folgen, die es mit der "Segnung für alle" vorgemacht hätten. Schließlich sei die Kirche für alle da.
Mit Informationen von KNA
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