Symbolbild: Zug am Gleis
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Pendlerfrust: Mit dem Fahrplan-Wechsel kommen einige Pendler nicht mehr wie gewohnt zur Arbeit.
Bildrechte: BR / Fabian Stoffers
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Pendlerfrust: Mit dem Fahrplan-Wechsel kommen einige Pendler nicht mehr wie gewohnt zur Arbeit.

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Bleiben Bahnfahrer in Bayern auf der Strecke?

Bleiben Bahnfahrer in Bayern auf der Strecke?

Neuer Fahrplan, neue Verbindungen – oder mancherorts in Bayern eben auch nicht. Mit dem Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn werden auch Zugverbindungen gestrichen. Das betrifft vor allem Pendler in Franken.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

Mit dem neuen Fahrplan kommt der Frust: Auf die Ankündigung der Deutschen Bahn, eine wichtige ICE-Verbindung von Aschaffenburg nach Frankfurt ab Mitte Dezember zu streichen, reagieren Pendlerinnen und Pendler mit Unverständnis. Der Halt am Aschaffenburger Hauptbahnhof um 7.05 Uhr soll entfallen. Wer aus Aschaffenburg vor acht Uhr im Rhein-Main-Gebiet auf der Arbeit sein möchte, kann nur den langsameren Regionalzug nutzen.

Auch andere Verbindungen in Bayern entfallen

Das ist nicht die einzige Verbindung im Freistaat, die mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember entfällt. Auf der Strecke zwischen Leipzig und Nürnberg gibt es nur noch zwei statt fünf Intercity-Verbindungen pro Richtung und Tag. Die Bahn begründet das mit der "extrem schwachen Nachfrage". Allerdings hält der Zug beispielsweise auch in Bamberg und Erlangen und ist deswegen auch für Pendlerinnen und Pendler attraktiv, die aus diesen Städten nach Nürnberg fahren wollen.

Baubedingt müssen auch Züge ausfallen: Die beiden Sprinter auf der Strecke Düsseldorf–Nürnberg–München können im ganzen Fahrplan 2026 vorübergehend nicht angeboten werden. Und der laut Bahn bisher schwach nachgefragte Railjet zwischen Frankfurt, Lindau und Innsbruck kann wegen Bauarbeiten und Fahrzeugengpässen nicht fahren.

Bisher konnte man auch von Hamburg mit dem ICE in die Alpen fahren – das ist ab Dezember nicht mehr in der Taktung möglich. Mehrere ICEs und Fernverkehrszüge von Kiel, Hamburg und Berlin in Tourismusorte in Südbayern wie Garmisch-Partenkirchen, Berchtesgaden und Oberstdorf fallen weg.

Deutsche Bahn: Verbesserungen für "überwiegende Mehrheit der Reisenden"

Die Deutsche Bahn schreibt auf Anfrage, dass von den Kürzungen "jeweils nur sehr wenige Fahrgäste betroffen" seien. Sie verweist darauf, dass sich der Fernverkehr aus Ticketverkäufen finanzieren müsse, also nicht durch staatliche Zuschüsse getragen werde. Dementsprechend müssen sich die Strecken für die Bahn lohnen. Im Regionalverkehr sind keine Kürzungen angekündigt. Der Nahverkehr soll im Gegenteil sogar noch erweitert werden.

Neben schlechter Nachfrage spielt derzeit laut Bahn auch das Deutschlandticket eine große Rolle für solche Fahrplan-Entscheidungen. Wenn eine gute Nahverkehrsverbindung zwischen zwei Städten besteht, nutzen viele Fahrgäste demnach lieber das verhältnismäßig günstige Deutschlandticket und damit den Regionalverkehr, statt sich ein Ticket für den Fernverkehr zu kaufen.

Regionalbahnen sind nicht immer eine gute Alternative

Der Verband, der sich für klimafreundlichen Verkehr einsetzt, kritisiert die Kürzungen. Wer den ICE oder IC für den Weg zur Arbeit nutze, mache dies wegen des Komforts, sagt Gerd Weibelzahl vom Landesverband Bayern des Verkehrsclubs Deutschland. Viele Menschen, die in ländlicheren Regionen lebten, hauptsächlich von zu Hause arbeiteten und nur selten in die Stadt zum Arbeiten kämen, würden die Vorzüge von Sitzplatzreservierungen, Tischen und der ruhigeren Atmosphäre schätzen, heißt es auch im Gespräch mit ProBahn. Das könne ein Regio-Zug nicht leisten, stimmt Weibelzahl zu. Das Vorstandsmitglied im Verkehrsclub ist davon überzeugt, das gute Angebot der BEG, die den Schienennahverkehr in Bayern organisiert, habe dem Fernverkehr Fahrgäste weggenommen.

Dass aber durch Streichungen jetzt wieder mehr Bahnfahrer aufs Auto umsteigen, glaubt er nicht. Die meisten werden wohl "zähneknirschend den Regio nutzen" und die höhere Fahrzeit in Kauf nehmen. Er macht auch ein Beispiel: Wenn er mit dem Intercity von Ansbach nach Bamberg fahren wolle, habe er aktuell eine Fahrtzeit von einer Stunde. Mit dem Regio seien es eine Stunde und 40 Minuten.

Um das Angebot zukünftig zu verbessern und wieder attraktiver zu machen, sieht Weibelzahl vom Verkehrsclub in Bayern den Bund in der Pflicht. Dafür brauche es im Freistaat 11,6 Milliarden Euro – dreimal so viel wie jetzt.

Nur wenige nutzen öffentliche Verkehrsmittel für den Arbeitsweg

Wie eine Auswertung des Bayerischen Landesamts für Statistik zeigt, nutzen allerdings nur etwa 14 Prozent im Freistaat den Nahverkehr, um zur Arbeit zu kommen. Fast zwei Drittel fahren mit dem Auto – und zwar am meisten in die Städte München, Nürnberg, Regensburg, Augsburg, Würzburg, Erlangen, Ingolstadt, Bamberg, Schweinfurt und Freising. Das sind die Top 10 Pendlerstädte in Bayern – mit und ohne Bahn.

Transparenzhinweis: Im Teaser des Artikels hatte es zunächst geheißen, dass auch "Zugstrecken" gestrichen werden. Wir haben dies geändert in "Zugverbindungen".

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