Zum diesjährigen Fahrplanwechsel am 14. Dezember wird die Deutsche Bahn im Fernverkehr keine Ticketpreise erhöhen. Das gab Konzernsprecher Achim Stauß am Freitag in einer Videobotschaft bekannt. Demnach bleiben sowohl die Einstiegspreise für Spar- und Flexpreise als auch die Preise für Bahncards unverändert. Auch bei Sitzplatzreservierungen und Fahrradtickets soll es keine Änderungen geben.
Verzicht auf Preiserhöhungen wegen vieler Verspätungen
Die Entscheidung begründete Stauß mit den anhaltenden Problemen im Bahnverkehr. "Gerade in diesem Jahr wurden viele Züge durch den schlechten Zustand des Schienennetzes ausgebremst", sagte er. Viele Fahrgäste hätten längere Reisewege aufgrund kurzfristiger Baustellen in Kauf nehmen müssen.
Mit stabilen Preisen wolle die Bahn ein Zeichen setzen. Zudem verwies der Bahnsprecher auf wirtschaftliche und ökologische Gründe: Ein Umstieg auf andere Verkehrsmittel sei weder im Interesse der DB noch der Umwelt.
Preisanstieg zum Fahrplanwechsel in der Vergangenheit üblich
In den vergangenen Jahren hatte die Bahn regelmäßig zum Fahrplanwechsel die Preise angehoben – zuletzt im vergangenen Jahr um durchschnittlich 5,9 Prozent bei Flexpreisen. Auch andere Leistungen wie Fahrradmitnahme oder Zeitkarten hatten sich verteuert. Familien mussten für Reisen mit der Bahn zudem mehr Geld hinlegen, weil der bundeseigene Konzern Mitte Juni die Familienreservierung abschaffte. Zur Begründung verwies die Unternehmensleitung vor allem auf steigende Gehalts- und Energiekosten.
Keine Verbesserungen bei Pünktlichkeit
Kritik an dieser Preisentwicklung war zuletzt lauter geworden, vor allem angesichts zunehmender Verspätungen. Die von Ex-Bahnchef Richard Lutz angekündigten Verbesserungen bei der Pünktlichkeit blieben aus. Bundesverkehrsminister Volker Schnieder (CDU) hat daher im Rahmen seiner neuen Bahnstrategie die Erwartungen an die Pünktlichkeitsziele deutlich zurückgeschraubt und forderte mehr Realismus. Anfang Oktober hatte Evelyn Palla die Konzernleitung der Deutschen Bahn übernommen. Die bisherige Chefin von DB Regio kündigte einen Neuanfang und eine umfassende Erneuerung des Unternehmens an.
Ankündigung kommt für viele überraschend
Beobachter hatten heuer mit einem deutlichen Preisanstieg gerechnet. Vor allem die Kostendynamik bei den Trassenpreisen befeuerte diese Sorgen. Diese sogenannte Schienenmaut müssen Unternehmen für die Nutzung der Schiene an die Bahn-Infrastruktur-Tochter DB InfraGo zahlen. Die Trassenpreise sind jüngst aufgrund verschiedener Mechanismen stark nach oben gegangen. Die Politik hat zum Teil gegengesteuert, die Trassenpreisförderung wurde aber nicht erhöht.
EVG warnt vor "Preis-Hammer" in der Zukunft
Bei den Reisenden am Münchner Hauptbahnhof kommt die Nachricht der Bahn überwiegend gut an: "Also ich finde, das klingt sehr fair", sagt ein Passant BR24. Ein anderer spricht von einem "guten Einstandsgeschenk für die Kunden" durch die neue Bahnspitze.
Doch wie lange kann die Bahn-Tochter DB Fernverkehr, die zuletzt rote Zahlen schrieb, diese Preise halten? "Der Preis-Hammer wird wie so vieles bei der Bahn mit Verspätung kommen, aber er wird kommen", prognostiziert der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG, Martin Burkert. "Denn die finanzielle Lage der Bahn im Fernverkehr ist extrem angespannt und wurde durch die Politik vor kurzem noch verschärft." Die ausgebliebene Erhöhung der Trassenpreisförderung hätte eigentlich zu steigenden Preisen führen müssen.
Preisstabilität nur im Fernverkehr
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßte die Entscheidung der Bahn. Der Verzicht auf Preiserhöhungen sei ein Zeichen, dass das Unternehmen auf die Kritik der vergangenen Monate reagiere. Die Maßnahme biete die Chance, neue Fahrgäste zu gewinnen und Stammkunden zu halten.
Die Preisstabilität gilt jedoch ausschließlich für den Fernverkehr. Im Regionalverkehr sind die Verkehrsverbünde für die Preisgestaltung zuständig. Der bundesweit gültige "Deutschlandtarif" wird zum 14. Dezember um 5,4 Prozent angehoben. Zudem steigt der monatliche Preis für das Deutschlandticket zum Jahreswechsel von 58 auf 63 Euro.
Mehr Angebot auf stark frequentierten Strecken
Mit dem Fahrplanwechsel verdichtet die Bahn das Angebot auf stark frequentierten Fernverkehrsstrecken - darunter die Sprinterzüge zwischen München und Berlin. Auf wenig genutzten Verbindungen soll hingegen der Takt ausgedünnt werden. Tickets für Verbindungen ab dem 14. Dezember sind ab dem 14. Oktober buchbar.
Mit Material von AFP und dpa
Im Video: Preise im Fernverkehr der Deutschen Bahn werden nicht erhöht
Mit dem jährlichen Fahrplanwechsel wurden bisher bei der Bahn auch immer die Preise erhöht. Dieses Jahr ist das anders.
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