Wenn in Ampfing für Stunden der Strom ausfällt, steht vieles still: Heizung, Telefon, Internet – teilweise sogar die Notrufe. Deshalb probt die Gemeinde jetzt den sogenannten Brownout, eine geplante, zeitweise Abschaltung des Netzes. "Wenn alles perfekt ist, bräuchte man nicht üben. Und man muss aus Übungen, aus Fehlern lernen", sagt Hans Limbrunner, Bauhofleiter, Feuerwehrkommandant und heute Einsatzleiter.
Erste Priorität: Wasser und Verwaltung
Um 10 Uhr alarmiert das Landratsamt: Am Abend wird der Strom simuliert abgeschaltet, die Gemeinde muss ihren SOS-Punkt betriebsbereit machen. Acht Stunden Zeit – mit klaren Prioritäten.
Zuerst geht es um die Wasserversorgung. Ampfing verfügt über einen Hochbehälter mit rund 3.000 Kubikmetern Wasser. "Das reicht locker drei Tage", sagt Limbrunner. Über die digitale Steuerung wird der Behälter rechtzeitig gefüllt, damit auch während des Stromausfalls weiter Trinkwasser aus der Leitung kommt.
Parallel macht das Team die Verwaltung krisenfest. Vor dem Rathaus wird ein mobiles Notstromaggregat abgeladen, angeschlossen und getestet. Fällt der Netzstrom aus, soll das Rathaus automatisch auf Ersatzstrom umschalten. So kann der Krisenstab weiterarbeiten, Lagebilder erstellen und Anweisungen an Feuerwehr, Hilfsdienste und den SOS-Punkt geben.
Der SOS-Punkt als Zufluchtsort für die Bevölkerung
Kern der Übung ist der SOS-Punkt in der Ampfinger Grundschule und der benachbarten Turnhalle. Er soll im Ernstfall ein Leuchtturm im Dunkeln sein – ein zentraler Ort, an dem Menschen Hilfe bekommen, wenn zuhause nichts mehr funktioniert.
Vor dem Eingang spannt das Team ein großes Banner mit der Aufschrift "SOS-Punkt" auf, angestrahlt von Baustrahlern. So bleibt die Station auch ohne Netzstrom leicht erkennbar. Im Gebäude entstehen mehrere Funktionsräume: ein Raum für medizinische Versorgung, ein Bereich für Seelsorge, eine Handy-Ladestation sowie das Lehrerzimmer als Funk- und Arbeitsraum für den SOS-Leiter.
In der Einfachturnhalle wird die Halle mit Vorhängen geteilt: vorne Verpflegungsbereich mit Tischen und Stühlen, hinten Ruhezone mit Feldbetten. Rund fünfzig Menschen könnten dort übernachten – etwa ältere oder pflegebedürftige Personen, die zu Hause ohne Strom nicht zurechtkommen. "Es ist kein Luxusbett, aber es reicht für einen Notfall", sagt Limbrunner beim Probeliegen. Entscheidend sei, dass es warm, hell und geordnet zugeht – und dass klar ist, wer wo Hilfe bekommt.
Am Abend folgt der Belastungstest: Das Schulzentrum wird vom Netz getrennt, die Notstromanlage übernimmt. Rund 20 Sekunden dauert es, bis das Aggregat hochläuft und wieder Licht brennt. "Es hat alles funktioniert, wie gewünscht. Ich als Elektriker bin zufrieden", sagt Limbrunner. Per Funkspruch meldet er an den Krisenstab: Der SOS-Punkt ist aufgebaut, Notstromversorgung, Feldbetten, Verpflegung und Räume für medizinische Versorgung stehen bereit.
Die Brownout-Übung soll zeigen, ob Wasser- und Abwassersysteme bei Stromausfall sicher sind und ob die Verwaltung arbeitsfähig bleibt.
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