Marcel Roth und Micha Nowak lösen in ihrer Freizeit sogenannte Challenges. Das sind öffentlich ausgeschriebene Probleme, die eine wissenschaftliche Lösung brauchen. Die beiden kennen sich seit ihrem Masterstudiengang Informatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Aufsehen erregte das Duo durch ihre Lösung zur sogenannten Vesuvius-Challenge. Sie konnten den Titel einer antiken, verkohlten Schriftrolle mit KI entziffern und erhielten 60.000 Dollar Preisgeld.
Preisgeld ist nicht alles
"Es gibt nicht auf so viele Challenges so viel Preisgeld", betont Marcel. Bei manchen Challenges gäbe es kein Preisgeld, andere würden mit wenigen Hundert Euro dotiert, erklären die beiden. Ausgeschrieben werden Challenges meist von Unternehmen oder Universitäten. Marcel und Micha starteten vor fast drei Jahren mit ihrer ersten Challenge – eine einfache Gesten-Erkennungssteuerung von Powerpoint.
Für beide sei das der nächste, logische Schritt gewesen. Denn bei Projekten für die Uni schnitten sie gemeinsam stets mit 1,0 ab. Mittlerweile arbeitet Micha in Vollzeit - sein Arbeitgeber wurde durch eine Challenge, an der er teilnahm, auf ihn aufmerksam. Marcel schließt gerade seinen Informatik-Master ab. Kurzzeitig stand im Raum, hauptberuflich gemeinsam Challenges zu lösen. Diesen Plan haben sie wieder verworfen.
Bildmontage: Marcel Roth und Micha Nowak (v.l.n.r)
Vom Vulkanausbruch zum KI-Modell
Ihr bisher größter Erfolg kam durch die Teilnahme an der "Vesuvius-Challenge". Im Jahr 79 nach Christus wurden durch einen Vulkanausbruch in der römischen Stadt Herculaneum antike Schriftrollen versteinert. Deren Inhalt war fast 2.000 Jahre unzugänglich. Marcel und Micha konnten KI-Modelle so trainieren, dass sie auf Röntgenbildern schichtenweise Buchstaben erkennen konnten. Auf diese Weise wurde der Titel einer der Schriftrollen entziffert: "Philodemus – Über die Tugend".
Auf die Challenge sind beide durch eine Rundmail von Kilian Fleischer gestoßen, einem ehemaligen Dozenten an der Uni Würzburg. "Wir haben uns einen Tag drangesetzt, es hat mega Spaß gemacht, und dann waren wir einfach besessen von dieser Challenge und haben uns zwei Monate komplett reingehängt", erklärt Micha.
KI-Scan, der den Titel der Schriftrolle zeigt
Challenges auch für Nichtwissenschaftler
Die beiden Informatiker haben in wissenschaftlichen Challenges ihre große Leidenschaft gefunden. Für die Teilnahme ist aber kein akademischer Abschluss notwendig, betonen die beiden: "Wir empfehlen es jedem, der irgendwie im Bereich KI oder Programmieren unterwegs ist. Wir haben so viel gelernt – wahrscheinlich mehr als in der Uni."
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