Die Behörden und der Energiekonzern RWE bereiten sich mit Hochdruck auf die Sprengung der Kühltürme des früheren Atomkraftwerks Gundremmingen vor. Zu deren Ablauf hat RWE heute zusammen mit dem Landkreis Günzburg Einzelheiten bekanntgegeben.
Türme werden in sich zusammenfallen
Die Sprengung wird am Samstag, dem 25. Oktober, um 12.00 Uhr mittags stattfinden. Bislang habe man vor allem im Inneren das Kernkraftwerk rückgebaut, rund 4.600 Tonnen, darunter Turbinen und "Speisewasserbehälter", so Heiko Ringel. "Jetzt folgt auch das nach außen sichtbare Zeichen, die beiden Kühltürme", sagt der Leiter der Rückbauanlage. Ulrike Matthes wird die beiden 160 Meter hohen Türme sprengen. "Sie fallen nicht um wie ein Schornstein auf voller Länge, sondern kollabieren in sich. Das ist ein sehr sicheres Verfahren, schon über 60 Kühltürme wurden in Deutschland so gesprengt", sagt die Sprengingenieurin.
Die Türme sollen mit einem Zeitversatz von 15 Sekunden fallen. Rund 50 Prozent der Kühlturmstützen werden gesprengt – aber es gibt auch Sprengbereiche in der Kühlturmschale. "Mit Handbohrhämmern wird der Sprengstoff in die Schale eingebracht, wir versuchen so wenig Sprengstoff wie möglich zu verwenden", so Matthes. Sprengschutzmatten, aber auch Wasser, das in die Luft gespritzt wird, soll helfen, dass so wenig Teile und Staub wie möglich bei der Sprengung weggeschleudert werden. Matthes zeigt bei einer Präsentation einen Container, der als Schutz bei der Sprengung der Kühltürme in Grafenrheinfeld in nur zehn Metern Entfernung aufgestellt wurde und keinerlei Schäden aufwies.
Tiere werden vor der Sprengung vergrämt
Grundsätzlich wird ein Bereich von rund 300 Metern um die Anlage abgesperrt, dazu kommt eine weitere Sicherheitszone. Vor der eigentlichen Sprengung soll es eine Vergrämungssprengung geben, damit Tiere fliehen können. "Wir hoffen auf viel Regen, das ist für uns das Beste. Bezüglich des Lärms ist es auch nicht lauter als bei Silvester", so Matthes. Block B wird als Erstes fallen, danach folgt Block C.
Grundsätzlich gilt eine Flugbeschränkung mit Radius von 1,5 Kilometern und 600 Metern in der Höhe um das ehemalige Kernkraftwerk, hinzu wird noch eine erweiterte Sicherheitszone auch in der Luft kommen. Das Landratsamt macht darauf aufmerksam, dass keine Drohnen eingesetzt werden sollen - das könnte unter Umständen die Sprengung verzögern.
Parkverbote sollen Schaulustige auf Abstand halten
Noch ist unklar, wie viele Zuschauer das Ereignis verfolgen werden. Bürgermeister Tobias Bühler will die Straßen durch Parkverbote freihalten, auch damit Rotes Kreuz und Notarzt problemlos durchkommen. "Es wird erhebliche Einschränkungen geben", sagte Christoph Langer, Abteilungsleiter für öffentliche Sicherheit im Landratsamt in Günzburg. Rund um die Kühltürme werde ein großes Sperrgebiet ausgewiesen. Bei der Sprengung in Grafenrheinfeld hatten rund 10.000 Menschen zugeschaut.
Atommeiler vor fast vier Jahren stillgelegt
Gundremmingen zählt zu den größten Atomstandorten in Deutschland. In der schwäbischen Gemeinde ging 1966 das erste große Atomkraftwerk der Bundesrepublik ans Netz. Der Block A markierte den Beginn der industriellen Atomstromproduktion in Deutschland.
Dieser Meiler wurde nach einem Jahrzehnt und mehreren schweren Störfällen abgeschaltet. Ende 2021 ging das nur wenige Kilometer von der Landesgrenze zu Baden-Württemberg entfernte Kernkraftwerk Gundremmingen endgültig vom Netz. Seitdem wird die Atomanlage rückgebaut.
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Besucher mit Atemmaske, Kraftwerk Fukushima
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