Archivbild: Der Kühlturm des stillgelegten Kernkraftwerks Isar 2
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CSU-Bezirkstagspräsident will kein Comeback der Atomenergie

CSU-Bezirkstagspräsident will kein Comeback der Atomenergie

Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Söder ist dafür, das AKW Isar 2 wieder in Betrieb zu nehmen. Der niederbayerische Bezirkstagspräsident Heinrich hält das für den falschen Weg. Der CSU-Politiker fordert mehr Offenheit für Erneuerbare Energien.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Der niederbayerische Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich (CSU) fordert von den Bürgern mehr Offenheit für Erneuerbare Energien. Wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch heißt, sollte laut Heinrich – auch wegen der hohen deutschen Strompreise – alles getan werden, um den Ausbau regenerativer Energien weiter zu beschleunigen. Von einer Rückkehr zum Atomstrom, wie zum Beispiel von CSU-Chef Markus Söder gefordert, hält der 45-jährige niederbayerische CSU-Politiker nichts.

Heinrich mahnt größere Offenheit für Erneuerbare an

"Wenn in Deutschland und insbesondere im niederbayerischen Grenzraum die Furcht vor den großen Gefahren der Atomenergie überwiegt, muss darauf in der Konsequenz eine viel größere Offenheit für Erneuerbare Energien und alternative Energieerzeugung entstehen", wird Heinrich zitiert. Seiner Einschätzung nach müsse nicht nur über den Ausbau von Photovoltaikanlagen diskutiert werden, sondern ebenso über Windenergie, Wasserkraft, den Erhalt der bestehenden Biogasstruktur und den wirtschaftlichen Einsatz von Wasserstoff.

"Dafür braucht es aber gesellschaftliche Akzeptanz, Technologieoffenheit und die Bereitschaft, bestehende Denkmuster zu hinterfragen." Als Beispiel nennt der Bezirkstagspräsident den Ausbau der Wasserkraft. Gerade kleinere Anlagen hält er "in einem Energiemix als grundlastfähige Energie" für unverzichtbar. In den vergangenen Jahrzehnten sei diese Energieform von Umweltverbänden oft juristisch blockiert worden.

Naturschutz versus Wasserkraft

Naturschützer kritisieren immer wieder, dass durch die Anlagen die Artenvielfalt an Flüssen und Bächen leide. Dämme und Wehre stauten alle paar Flusskilometer das Wasser für Stromturbinen auf, was schlecht für den Hochwasserschutz sei. In Anlagen ohne Fischtreppen würden die Tiere in den Turbinen verletzt oder getötet, hieß es beispielsweise vom WWF Deutschland.

Heinrich will günstigere Strompreise

Olaf Heinrich, der auch Bürgermeister im niederbayerischen Freyung ist, betont, dass er persönlich ein Comeback der Atomenergie für den falschen Weg halte. "Wenn hoch subventionierte Atomkraftwerke gebaut würden, wäre der Strom für unsere Gesellschaft insgesamt deutlich teurer als wenn wir auf nachwachsende Rohstoffe, Wasser, Wind und Sonne setzen und das Thema Speicherung mitdenken." Auch sei die Endlagerfrage ungelöst und für Niederbayern ein Damoklesschwert, da immer noch über den Granit im Bayerischen Wald als Endlagerstandort diskutiert werde.

"In meinen Augen ist völlig offen, ob der Weg zur Atomkraft oder der Weg hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung am Ende der erfolgreichere ist. Günstige Strompreise sind essenziell für unsere Wirtschaft, die ohnehin unter hohem Druck steht." Olaf Heinrich, niederbayerischer Bezirkstagspräsident

Anlass zur Sorge: Tschechiens Atompläne

Die Atompläne im Nachbarland Tschechien beobachtet Heinrich, der selbst im Dreiländereck Bayern, Tschechien, Österreich lebt, mit Sorge. In Budweis in Südböhmen – nahe der Grenze zu Niederbayern – wird derzeit ein Standort zur Fertigung sogenannter Kleinreaktoren aufgebaut.

Laut Heinrich ist völlig offen, welche Sicherheitsbedingungen dort vorgesehen sind und erfüllt werden können. Bisher gebe es weltweit keinen laufenden Reaktor dieser Größe. "Viele Länder in Europa setzen auf Atomenergie. Die Tschechische Republik ist hier ebenfalls sehr offen und in Südböhmen möchte man zum Vorreiter werden", so der Bezirkstagspräsident.

Debatte um Atomkraft weiter im Gange

Während Niederbayerns Nachbar Tschechien seine Atompläne vorantreibt, wurde hierzulande das Atomkraftwerk Isar bei Landshut im vergangenen Jahr abgeschaltet. Vor allem Politiker aus dem konservativen Lager stoßen jedoch bis heute immer wieder Debatten um einen "Ausstieg vom Atomausstieg" an – so wie jüngst Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der den Atomreaktor bei Landshut wieder hochfahren möchte, wie er im November sagte. Auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) befürwortet eine Wiederinbetriebnahme.

Im Video: Isar 2 wieder in Betrieb nehmen - eine To-Do-Liste in fünf Punkten

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