Die Zufahrt zur Wertachklinik in Schwabmünchen
Bildrechte: picture alliance/dpa/Stefan Puchner
Audiobeitrag

Wegen eines Angriffs auf die IT-Systeme der Wertachkliniken mussten bislang circa 30 Operationen ausfallen. In Notfällen wird aber operiert.

Audiobeitrag
>

Cyberangriff auf Wertachkliniken: Dutzende Operationen geschoben

Cyberangriff auf Wertachkliniken: Dutzende Operationen geschoben

In der Nacht zum 1. September haben Hacker die IT-Systeme der Wertachkliniken im Kreis Augsburg lahmgelegt. Geplante Operationen mussten verschoben werden. Ein Spezialisten-Team hat die polizeilichen Ermittlungen übernommen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Nach dem Cyberangriff auf die Wertachkliniken in Bobingen und Schwabmünchen sind rund 30 Patienten von der Verschiebung geplanter Operationen betroffen. Wie die Klinikleitung auf Anfrage von BR24 mitteilte, können Operationen grundsätzlich weiterhin stattfinden. Die Entscheidung darüber liegt jedoch bei den zuständigen Chefärzten, die in Abstimmung mit den betroffenen Bereichen prüfen, welche Eingriffe durchgeführt werden können.

Notfallversorgung in den Wertachkliniken gesichert

Dringende Notfälle und lebenswichtige Operationen würden weiterhin versorgt, eine Verlegung erfolge nur in Ausnahmefällen, so die Klinikleitung. Patienten, die sich in den Kliniken befinden, wurden bereits durch das Stationspersonal über die Situation informiert. Auch externe Patienten werden telefonisch über Verschiebungen und den aktuellen Stand auf dem Laufenden gehalten. Ein analoger, papiergebundener Prozess wurde eingerichtet, um die Patientenversorgung trotz der IT-Ausfälle weitgehend sicherzustellen.

Daten von Patienten gestohlen?

Ob sensible Patientendaten bei dem Angriff gestohlen wurden, ist derzeit Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Konkrete Hinweise oder Verdachtsmomente zu den Tätern gebe es jedoch bislang nicht. "Digitale Ermittlungen erfordern eine gründliche Sicherung und Auswertung der Spuren, vergleichbar mit physischen Straftaten", erklärte die Polizei auf Anfrage. Ob es sich bei dem Angriff um eine Ransomware-Attacke handelt, ließ die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen offen. Ransomware ist eine Schadsoftware, die Computersysteme oder Daten verschlüsselt und deren Freigabe erst nach Zahlung eines Lösegelds in Aussicht stellt.

Um das Vertrauen der Patienten zurückzugewinnen, wollen die Kliniken ihre Patienten und die Öffentlichkeit weiterhin regelmäßig informieren. Bereits am Sonntag, unmittelbar nach Bekanntwerden des Angriffs, hatte die Klinikleitung eine Pressemitteilung veröffentlichen lassen.

So laufen die Cybercrime-Ermittlungen

Das Kommissariat „Cybercrime“ der Kriminalpolizei Augsburg, das aus rund 30 IT-Spezialisten besteht, untersucht den Vorfall in enger Zusammenarbeit mit der Zentralstelle Cybercrime in Bamberg sowie dem Bayerischen Landeskriminalamt. Die Ermittler setzen dabei auf ein Team, das sowohl Polizeivollzugsbeamte als auch IT-Experten umfasst, darunter Quereinsteiger mit fachspezifischem IT-Studium.

Neben den Ermittlungen unterstützt das "Cybercrime"-Kommissariat auch Präventionsmaßnahmen in der Region. Durch Informationsveranstaltungen und Übungen werden Unternehmen und Institutionen darin geschult, sich besser gegen ähnliche Angriffe zu schützen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!