Ein Drehteam hat erstmals über zweieinhalb Jahre eine Ausbildungsklasse der bayerischen Bereitschaftspolizei begleitet – von Beginn bis Abschluss. Entstanden sind über zehn Doku-Folgen. Ein großes, herausforderndes Experiment, das nicht immer einfach war. Wie sehen die Auszubildenden die letzten Jahre und wie haben sie sich entwickelt?
Marina findet Fehler nicht mehr peinlich, sondern menschlich
Die jüngste der Polizeiauszubildenden ist Marina. Bei Ausbildungsbeginn ist sie 17 Jahre alt, kommt frisch von der Schule. Dennoch ist sie selbstbewusst. Das zeigt sich gleich beim ersten Schießtraining. Sie trifft voll in die Mitte. Der Ausbilder ist sehr zufrieden.
Ihre direkte Art und Ansprache bringen sie allerdings auch manchmal in Bedrängnis. Dass ihre kleinen Fauxpas später in der Doku zu sehen sind, daran muss sie sich erst einmal gewöhnen. Heute sieht sie darin aber auch einen Vorteil, sagt Marina im finalen Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers, denn so sehe jeder, "dass hinter der Polizei auch ein Mensch steckt und jemand, der wie jeder andere auch mal kleine Fehler machen kann".
Hasan setzt auf zusätzlichen Sprachvorteil
Hasan bringt so schnell nichts aus der Ruhe, auch nicht die Fahrt im Fahrsimulator. Im Training lernen die Auszubildenden, wie sie sich am besten bei Einsatzfahrten verhalten und wie sie einerseits schnell, aber dennoch sicher fahren können.
Für die bayerische Polizei ist Hasan ein Glücksfall. Hasans Eltern stammen aus der Türkei, er spricht daher ein wenig Türkisch. Er ist sich sicher, dass das im Einsatz ihm und seinen Kollegen helfen kann. Angesprochene Personen würden sich bei Sprachproblemen schneller ernst genommen fühlen und dadurch offener werden.
Annelie hat ihre Stärken kennengelernt
Am Anfang der Dreharbeiten schien Annelie einigen ihrer Kolleginnen und Kollegen zu nett. Ursächlich dafür war eine Kontrolle von Fahrradfahrern, die in einer der Doku-Folgen gezeigt wurde. Die Kontrollen waren freiwillig, Annelie konnte keinen der Fahrradfahrer zum Anhalten überzeugen. Die Begleitung mit der Kamera empfand sie als belastend. Denn sie musste sich immer wieder mit Vorurteilen der anderen auseinandersetzen. Das hält der Ausbildungsleiter Jörg Ottenschläger für unangemessen.
Die Polizei suche gezielt Menschen mit einer aufgeschlossenen und freundlichen Art, wie Annelie sie mitbringt. Bei einer weiteren Übung zeigt Annelie diese Stärke: Sie hält selbstbewusst zwei junge Männer auf, die bei Rot über die Ampel gegangen sind. Ihr bleibt die Erkenntnis, dass ihre stärkste Waffe ihre Sprache ist und sie gut deeskalieren kann, so Annelies Fazit.
Keine Abschlussfeier wegen Corona
Die Ausbildung aber auch da Filmprojekt hat den drei Protagonisten Annelie, Marina und Hasan viel abverlangt. Sie wurden in Situationen gedreht, wo sie bestimmt lieber ohne Kamera gewesen wären. Immerhin geht es auch um ihre Karrieren. Die Ausbildung als ersten Schritt haben sie geschafft. Grund genug zum Feiern und für eine große Abschlussfeier. Die muss wegen der Corona-Pandemie allerdings ausfallen. Es bleibt nur die Ernennung zur Polizeimeisterin oder zum Polizeimeister – ohne Bühne, ohne Eltern. Jetzt treten Annelie, Marina und Hasan in Bayern verteilt ihren Dienst an.
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