Drei der wenigen Bäume in der Würzburger Innenstadt.
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Die Stadtbäume der Zukunft – Ein Kampf gegen die Hitze

Die Stadtbäume der Zukunft – Ein Kampf gegen die Hitze

Sehr heiße Tage gab es in diesem Sommer schon einige. Die Städte brauchen mehr Schatten, etwa durch Bäume. Aber welche sind geeignet? Die Langzeitstudie "Stadtgrün21+" in Unterfranken hat bereits herausgefunden: Es kommt nicht nur auf die Baumart an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Temperaturrekorde von 38 Grad Celsius und stechende Sonne auf dem Asphalt. Welche Bäume können solche Bedingungen überleben? Theresa Edelmann ist die neue Projektleiterin der Langzeitstudie "Stadtgrün 2021+" der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim im Landkreis Würzburg. Sie forscht seit über 20 Jahren zum Thema Stadtgrün. Die studierte Landschaftsarchitektin und Gärtnermeisterin weiß, was bei einer Baumneupflanzung im Stadtgebiet zu beachten ist.

"Stadtgrün 2021+": Suche nach klimaresistenten Baumarten

"Es kommt darauf an, dass die Bäume eine ausreichend dicke Rinde ausbilden, weil sie als dünnrindige Baumart sonst von der intensiven Sonnenstrahlung unter Stress geraten können", erklärt die 44-Jährige.

Das Projekt "Stadtgrün 2021+" sucht seit 2009 die Stadtbäume der Zukunft, diese müssen mehrere Kriterien erfüllen. Einerseits sollten sie schnell viel Schatten spenden, die Kronenform ist also ein wichtiger Faktor. Gleichzeitig müssen sie den schwierigen Bedingungen in der Stadt trotzen können. Gestartet hat man mit 460 Bäumen aus 20 vielversprechenden Arten. 2015 kamen zehn weitere Arten mit insgesamt 200 Bäumen dazu.

Multiple Stressfaktoren für Bäume in der Stadt

Die Kriterien für die ausgewählten Bäume waren vielfältig. Für das Würzburger Klima besonders wichtig: Die Trockenstresstoleranz und die Hitzeverträglichkeit. Weitere Faktoren: die Frosthärte und die pH-Toleranz.

Die starke Sonneneinstrahlung und die Hitze belasten die Bäume von außen, langanhaltende Dürreperioden fordern das Wurzelwerk heraus und Schadstoffe und importierte Schädlinge geben den Bäumen den Rest. Diesen multiplen Stressfaktoren sind die meisten heimischen Baumarten nicht gewachsen. Deshalb sucht die LWG nach Bäumen, die solche Bedingungen herkunftsbedingt gewohnt sind.

Es kommt auf mehr als die Baumart an

Doch die Wahl der "Baumart selbst ist nur eines von vielen Kriterien" betont Edelmann. Auch die Pflege und der Untergrund seien entscheidend für eine erfolgreiche Baumpflanzung in den Städten. Die ersten sieben Jahre bräuchten die Jungbäume wöchentlich etwa 150 Liter Wasser. Eine beachtliche Wassermenge, das entspricht etwas mehr als eine volle Badewanne. Damit der Baum tiefe und starke Wurzeln ausbildet, muss einmal wöchentlich gegossen werden, am besten mit einem sogenannten "Bewässerungssack". So kann das Wasser langsam an der richtigen Stelle in den Boden sickern und der Baum kann es ideal aufnehmen.

Stadtbäume im bayerischen Vergleich

Die Stadt Straubing beispielsweise setzt auf heimische Baumarten. Jörg Bär vom Tief- und Landschaftsbau Straubing erklärt: "So führen die Ahorne, Spitzahorn, Bergahorn, Feldahorn, die Linden, Sommer- und Winterlinde, die Eichen und die Hainbuchen die Liste mit den meistgepflanzten Bäumen an."

Anders geht die Stadt Regensburg vor. Anton Köstlmeier von der Abteilung Grünflächenunterhalt, Baumschulen und Gärtnerei der Stadt Regensburg weiß, nicht nur die Hitzeresistenz ist entscheidend, sondern auch "die Salzverträglichkeit und die Verträglichkeit für hohe pH-Werte, die durch Reifenabrieb entstehen." Sie setzen auf Baumarten aus Norditalien und den Balkanstaaten, wie zum Beispiel Burgenahorn, die Purpurerle oder auch den Lederhülsenbaum. Der zuletzt genannte, auch als amerikanische Gleditschie bekannte Baum, hat keine Dornen und eine federweiche Baumkrone. Unter den dornlosen Baumarten ist er ein klarer Favorit, alle angefragten Städte verwenden ihn.

Anforderungen an Bäume in der Stadt komplex

Die Anforderungen an Bäume in der Stadt sind vielfältig. Stadt ist nicht gleich Stadt und auch die Struktur und der Aufbau der Stadtviertel fließt in die Entscheidung, welche Baumart verwendet wird, mit ein. Augsburg beispielsweise hat neben den stark flächenversiegelten Innenstadtbereichen auch Stadtgebiete, die einen ländlicheren Charakter aufweisen. Dort lassen sich einheimische Baumarten wie Birken oder Zitterpappeln verwenden. Diese seien für die Artenvielfalt sehr wichtig. In der Innenstadt setzt Augsburg neben dem Fächerblattbaum auch auf den amerikanischen Lederhülsenbaum.

Stadtbäume der Zukunft

Insgesamt sind die Erkenntnisse aus der Langzeitstudie der LWG für die Zukunft der Städteplanung entscheidend. Bäume sind im Stadtgebiet unabdingbar, sie spenden Schatten, verbessern die Luftqualität und kühlen die Städte deutlich ab. Die Suche nach Bäumen in so widrigen Bedingungen ist nicht leicht und wird noch einige Zeit weitergehen. Die Erkenntnisse der Langzeitstudie zeigen jedoch: Die Baumart ist nur einer von vielen Faktoren für den Erfolg der Stadtbäume der Zukunft.

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