Die Höhlenforscher Thomas Neser und Lothar Kraft zwängen sich durch eine Engstelle in der Bussardhöhle.
Die Höhlenforscher Thomas Neser und Lothar Kraft zwängen sich durch eine Engstelle in der Bussardhöhle.
Bild
Lothar Kraft (li.) und Thomas Neser (re.) entdecken immer wieder neue Schätze in der Bussardhöhle.
Bildrechte: Speläologische Forschungsgruppe Bussardhöhle
Schlagwörter
Bildrechte: Speläologische Forschungsgruppe Bussardhöhle
Audiobeitrag

Lothar Kraft (li.) und Thomas Neser (re.) entdecken immer wieder neue Schätze in der Bussardhöhle.

Audiobeitrag
>

Unterirdische Schatzkammer: Die verborgene Welt der Bussardhöhle

Unterirdische Schatzkammer: Die verborgene Welt der Bussardhöhle

Die Fränkische Schweiz ist durchlöchert – ein echtes Karstgebiet. Über 1.000 Höhlen gibt es hier, die meisten davon sind nur wenige Meter lang. Vor sieben Jahren entdeckten Höhlenforscher jedoch eine außergewöhnlich große Höhle: die Bussardhöhle.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Thomas Neser hat die Bussardhöhle in der Fränkischen Schweiz gemeinsam mit seinem Sohn an einem Hügel entdeckt. Am Eingang fanden sie ein paar Bussardfedern – daher der Name. Anfangs war da nur ein schmaler Spalt, aus dem kalte Luft strömte. Dass sich dahinter mehr als ein Kilometer an Gängen und riesigen Hohlräumen verbirgt, konnten sie damals nicht ahnen.

Neser ist Hobby-Höhlenforscher und gründete gemeinsam mit anderen den Verein "Speläologische Forschungsgruppe Bussardhöhle". Einmal pro Woche zwängen sich die Forscher in die Erde, um die Höhle weiter zu erforschen und zu kartografieren. Der genaue Ort der Höhle bleibt geheim.

Die Bussardhöhle, eine wissenschaftliche Schatzkammer

Wer in die Höhle hinabsteigen will, muss körperlich fit sein, darf keine Angst vor engen Räumen oder Dunkelheit haben und muss mit Verletzungsrisiken rechnen. Für die Vereinsvorstände Thomas Neser und Lothar Kraft sind die Engstellen keine Herausforderung. Ruhig und routiniert bringen sie immer wieder Wissenschaftler in die Tiefe.

Die Höhle ist für verschiedene Disziplinen interessant: Geologie, Paläontologie, Speläologie. Zudem sind Höhlen, wie diese, regelrechte Klimaarchive: In dem Gestein, das sich über Jahrtausende gebildet hat, lässt sich das Klima vergangener Zeiten ablesen.

Im Wohnzimmer der Höhlenbären

Wer bis ins Herz der Höhle kommen will, muss sich erst durch ein paar enge Passagen zwängen, die sogenannten "Schlufe". "30 Zentimeter ist das hier hoch", sagt Neser und robbt auf dem Rücken unter das Felsmassiv. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von der Felsdecke entfernt. Er kriecht und schiebt sich voran, bis er ruft: "Frei, ihr könnt nachkommen!"

Kurz hinter der Engstelle liegen in einem Gang Knochen verstreut. Lothar Kraft nimmt einen Zahn in die Hand – so groß, dass er fast seine gesamte Handfläche ausfüllt. "All diese Knochen gehörten einst Höhlenbären", erklärt Kraft. Die Tiere verbrachten vor über 30.000 Jahren ihre Winter in der Höhle und brachten hier auch ihre Jungen zur Welt.

Wohnhausgroße Höhlen

Die erste große Kammer ist rund 20 Meter breit und zwölf Meter hoch. Sie ist nach dem Eigentümer des Grundstücks benannt, unter dem die Höhle liegt. Die Stirnlampen der Forscher reichen kaum aus, um den Raum vollständig auszuleuchten.

"Diese Brocken lagen früher nicht hier", erklärt Kraft und deute auf die Felsen am Boden. Das Eis der letzten Eiszeit hat das Gestein verschoben und große Blöcke aus der Wand gesprengt. Bis zu acht Meter hoch war das Eis einst in dieser Kammer. Auch das tropfende Wasser, Höhlenwinde und die Zusammensetzung der Luft haben das Gestein über Jahrtausende geformt.

Manche Schätze bleiben im Verborgenen

Wände, Decke und Boden sind von skurrilen Steinformationen überzogen. Manche sehen aus wie Früchte oder Blumen. "Die Höhle ist gewachsen – wie ein Lebewesen", sagt Kraft. Er lässt den Lichtstrahl seiner Lampe über die Tropfsteine gleiten. "In 1.000 Jahren wird es hier wieder ganz anders aussehen."

Der Schutz der Höhle steht für das Team aber über dem Drang, alles zu entdecken. Sie haben mit Schnüren einen festen Weg markiert, den sie nicht verlassen, um fragile Strukturen zu schützen. "Ich finde, man muss nicht alles erforschen. Die Höhle darf ruhig ein paar Geheimnisse bewahren", sagt Neser.

Neuer Höhlenteil entdeckt?

Doch die Forscherneugier lässt sich nicht ganz unterdrücken. In einem abgelegenen Spalt, der zunächst wie eine Sackgasse wirkt, schiebt sich Neser in die engen Ritzen, bis nur noch seine Gummistiefel zu sehen sind. Dann ruft er, dumpf und hohl klingend: "Hier ist ein Luftzug" – ein gutes Zeichen. Denn Luftbewegung deutet oft auf größere, offene Räume hin.

Stöhnend windet sich Neser zurück. Auf dem Rückweg diskutieren die beiden Forscher, was sich hinter dem Spalt noch verbergen könnte. Viel – theoretisch. Denn bisher füllen die entdeckten Kammern und Gänge nur etwa ein Zehntel des Hügels aus. Die Schatzsuche ist noch lange nicht zu Ende.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!