Demonstration gegen Rechtsextremismus in Nürnberg
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Dilemma bei Großdemonstrationen: Wie zählt man richtig?

Dilemma bei Großdemonstrationen: Wie zählt man richtig?

Zu der Großdemonstration gegen Rechtsextremismus am Sonntag in München waren sehr viele Menschen gekommen. Der Veranstalter spricht von bis zu 250.000. Das Polizeipräsidium geht von etwa 100.000 Personen aus. Wie kann das seriös ermittelt werden?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Zu der Großdemonstration gegen Rechtsextremismus am Sonntag in München waren so viele Menschen gekommen, dass die Veranstaltung nach einer Stunde abgebrochen werden musste. Die Sicherheit der Teilnehmenden sei nicht mehr gewährleistet gewesen, hieß es. Der Veranstalter Fridays for Future hatte gemeldet, bis zu 250.000 Menschen seien vor Ort gewesen. Das Münchner Polizeipräsidium erklärt am Montag gegenüber dem BR, dass geschätzt etwa 100.000 Personen teilgenommen hätten.

Durch den eingesetzten Polizeihubschrauber habe die Einsatzleitung einen guten Überblick über die flächenmäßige Ausdehnung der Proteste gehabt, so ein Sprecher. Hinzu komme die wahrgenommene Dichte der Besucher - also wie viele Menschen pro Quadratmeter da waren. So habe man hochrechnen können und komme auf die 100.000.

Soziologe lobt - weist aber auf Ungenauigkeiten hin

Das sei die richtige Vorgehensweise bei Großdemonstrationen, lobt der Soziologe Stephan Poppe von der Universität Leipzig. Poppe ist spezialisiert auf statistische Fragen wie die Zählung von Teilnehmern bei Veranstaltungen und Demonstrationen. Allerdings sei es ein Problem, dass viele Menschen kommen und gehen - dadurch gebe es Ungenauigkeiten. Der Wissenschaftler empfiehlt daher, lieber eine Größenordnung zu nennen, also von bis, als eine genaue Zahl. Das sei ehrlicher und für den politischen Diskurs wichtig.

Unterschiedliche Zähl-Methoden

Es gibt für Demonstrationen keine offizielle oder amtliche Zahlenerfassung, die in einer Datenbank zusammengefasst wird, weder bundesweit noch für Bayern, Das recherchierte der BR24 #Faktenfuchs 2022. Ein Sprecher der deutschen Innenministerkonferenz und des bayerischen Innenministeriums teilte dies damals auf Anfrage mit.

Um große Menschenansammlungen zu zählen, stehen grundsätzlich verschiedene Methoden zur Verfügung, wie in diesem #Faktenfuchs zu lesen ist. Die genaueste ist, jede Person einzeln zu zählen. Das funktioniert zum Beispiel bei einem umzäunten Platz mit Gatter am Einlass. So laufe es etwa bei Fußballspielen ab, sagt Stephan Poppe.

Eine andere Möglichkeit ist es, Reihen zu erfassen, vor allem, wenn sich der Protest bewegt. Vom Streckenrand aus zählt zum Beispiel die Polizei, wie viele "Reihen" von Anfang bis Ende am Zähler vorbeilaufen. Die Reihenzahl wird mit der Anzahl der durchschnittlichen Personen pro Reihe multipliziert.

So wird die Flächendichte ermittelt

Die beste Variante bei großen Versammlungen ist für Poppe, wenn beim Zählen die Flächendichte ermittelt wird. Zu einem Zeitpunkt, bei dem alle Demo-Teilnehmer versammelt und nicht in Bewegung sind, wird zuerst die Fläche ermittelt, die diese einnehmen. Dann wird abgeschätzt, wie dicht die Menschen zusammenstehen.

Dafür gibt es verschiedene Kategorien, eine davon stammt vom US-Amerikaner Herbert Jacobs: Bei einer lockeren Aufstellung mit einer Armlänge Abstand wären das ein wenig mehr als eine Person pro Quadratmeter. Bei einer sehr dicht gedrängten Menschenmenge, wie bei einem Konzert, wären es mehr als vier Personen pro Quadratmeter. Um auf die Gesamtanzahl zu kommen, wird dann die Anzahl der Quadratmeter mit dem Dichtewert multipliziert.

Im Video: Protestforscher über die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus

Eine besondere Dynamik stellt der Leipziger Protestforscher Alexander Leistner bei den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus fest.
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Eine besondere Dynamik stellt der Leipziger Protestforscher Alexander Leistner bei den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus fest.

Hinweis: Wir haben im ursprünglichen Artikeltext eine Stelle geändert und einen Absatz entfernt, um deutlich zu machen, dass sich einige Informationen auf eine Recherche aus dem Jahr 2022 beziehen. (23.01.2023, 10.23 Uhr)

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