Alfons Schuhbeck im Gerichtssaal des Landgericht München I vor seinem Platz an der Anklagebank
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Ehemaliger Starkoch Alfons Schuhbeck vor weiterem Urteil

Ehemaliger Starkoch Alfons Schuhbeck vor weiterem Urteil

Muss der frühere Starkoch Alfons Schuhbeck noch länger ins Gefängnis? Voraussichtlich gegen Mittag wird im Prozess am Landgericht München das Urteil erwartet. Es geht unter anderem um Insolvenzverschleppung.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Im Prozess gegen den früheren Starkoch und Unternehmer Alfons Schuhbeck am Landgericht München soll es heute das Urteil geben. Der letzte Prozesstag begann zunächst mit den Plädoyers. Die Verteidigung hat keine konkreten Strafanträge gestellt, sondern nur um eine Strafzumessung "am unteren Ende" gebeten. Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von vier Jahren und sieben Monaten gefordert - unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, Suventionsbetrugs, Verletzung der Buchführungspflicht und vorsätzlichen Bankrotts.

Schuhbeck entschuldigt sich vor Gericht bei allen Geschädigten

Der frühere Starkoch und Unternehmer Alfons Schuhbeck hat sich am Landgericht München noch einmal bei allen entschuldigt, denen er geschadet habe. Das werde ihn sein ganzes Leben lang belasten, sagt er in seinem "letzten Wort". Zugleich kündigte er an, dass er sich um Wiedergutmachung bemühen wolle. Das Urteil soll um 11.30 Uhr verkündet werden.

Schulden von 27 Millionen Euro

Insolvenzverschleppung und Betrug mit Corona-Hilfen werden Alfons Schuhbeck unter anderem vorgeworfen. Er soll etwa für seine Restaurants, den Partyservice und den Gewürzladen Insolvenz beantragt haben, als die Unternehmen längst pleite waren. Während der Pandemie soll er zu Unrecht Corona-Hilfe kassiert haben, um die finanziellen Löcher zu stopfen. Im Prozess hieß es, dass sich die Forderungen seiner Gläubiger auf 27 Millionen Euro summieren.

Geständnis und Entschuldigung

Ihm sei alles über den Kopf gewachsen, sagte der 76-Jährige. Bei seinen Gläubigern hat er sich entschuldigt. Das Geständnis folgte auf ein Verständigungsgespräch. Demnach erwartet den früheren Starkoch eine Gesamtstrafe zwischen mindestens vier Jahren und höchstens vier Jahren und acht Monaten Haft. Darin eingerechnet wäre dann auch die Gefängnisstrafe, zu der er 2022 wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde, und die er noch nicht ganz abgesessen hat. Eine solche rückwirkende Bildung einer Gesamtstrafe ist möglich, wenn die Taten zeitlich so liegen, dass sie auch schon im ersten Prozess hätten angeklagt werden können.

Außerdem beschloss das Gericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft, die Verfahren zu einzelnen Taten, die im Prozess noch genauer hätten überprüft werden müssen, einzustellen – "auch weil wir es ihm hoch anrechnen, dass er sich trotz seines Gesundheitszustandes diesem Verfahren stellt", wie die Staatsanwältin in ihrem Antrag erklärt hatte. Schuhbeck ist nach Angaben seiner Anwälte unheilbar an Krebs erkrankt. Der Vollzug der Haft wurde deshalb im Frühjahr ausgesetzt.

Schmale Rente für einstigen "Platzlhirsch"

Einst hatte Alfons Schuhbeck drei Restaurants, einen Catering-Service, einen Eissalon, Gewürzläden … - ein ganzes Gastro- und Schmankerlimperium, vor allem am "Platzl" in der Münchner Innenstadt. "Platzlhirsch" wurde er deshalb genannt. Die Queen, die Beatles und Charlie Chaplin bekochte er ebenso wie den FC Bayern München. In Funk und Fernsehen war er stets präsent und wurde so einer der bekanntesten Köche und Gastronomen der Republik. Heute, so sagte er vor Gericht, lebe er von knapp 1.200 Euro Rente.

Der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass nur ein Bruchteil der 27 Millionen Euro Schulden zurückgezahlt werden kann. Bei der Eröffnung der Insolvenzverfahren im Jahr 2021 habe er keine nennenswerte Buchhaltung für die Firmen vorgefunden. Jahrelang habe es keinerlei Jahresabschlüsse gegeben. Die meisten Unternehmen seien bereits seit 2015 zahlungsunfähig gewesen.

Insolvenzverfahren läuft noch

Beim Entwirren des buchhalterischen Chaos sei Schuhbeck wenig hilfreich gewesen, sagte der Insolvenzverwalter weiter: "Zahlen waren überhaupt nicht sein Ding". Voraussichtlich Ende des Jahres soll das Insolvenzverfahren abgeschlossen werden. Drei Firmen - Schuhbecks Gewürze, die Südtiroler Stuben und der Partyservice - wurden nach Angaben des Insolvenzverwalters verkauft. Für den Rest sei keine nennenswerte Insolvenzmasse vorhanden, und die Marke Alfons Schuhbeck habe ihren Wert verloren: "Der Name war das Spannende und die Aura, die darum gebaut wurde."

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