Knapp neun Monate nach dem gewaltsamen Tod eines 18-Jährigen in Altenbuch im Landkreis Miltenberg hat ein Mann die Tat vor dem Landgericht Aschaffenburg zugegeben. Laut seiner Anwältin wollte er durch sie seine Familie beschützen. Der 39-Jährige, der gemeinsam mit seiner 32-jährigen Ehefrau wegen Mordes angeklagt ist, räumte ein, sich von hinten an das Opfer herangeschlichen und dann zugeschlagen zu haben.
Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen
Die ebenfalls wegen Mordes angeklagte Ehefrau wollte sich nicht zur Tat äußern. Zu Prozessbeginn ließ der 39-Jährige es so darstellen, als sei seine Frau bei der Tat nicht anwesend gewesen. Der 39-Jährige soll zur Tatzeit an Schizophrenie gelitten haben. Für ihn beantragte die Staatsanwaltschaft die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.
Sohn und Opfer sollen sich im Internet kennengelernt haben
Laut Staatsanwaltschaft sollen die Eheleute den 18-Jährigen auf einer Wiese am Waldrand bei Altenbuch mit Beilhieben gegen den Kopf getötet haben. Zum genauen Motiv für die Gewalttat gibt es zunächst nur grobe Vermutungen: Der 18-Jährige soll den damals zwölfjährigen Sohn des Ehepaares bei einem Onlinespiel kennengelernt und ihn in der Wahrnehmung der Eltern am Telefon beleidigt und bedroht haben.
Motiv: Angst vor sexuellem Übergriff
Das Ehepaar wollte der Staatsanwaltschaft zufolge seinen minderjährigen Sohn vor sexuellen Übergriffen durch den 18-Jährigen schützen. Die Eltern hätten ein Telefonat mitgehört, in dem der junge Mann sich sexuell gegenüber dem damals zwölfjährigen Sohn geäußert habe. Laut Anklage fasste das Ehepaar danach den Entschluss, den jungen Mann zu töten, obwohl ein sexueller Übergriff objektiv nicht gedroht habe, sondern nur aus einer übersteigerten und irrationalen Furcht des Paares für möglich gehalten wurde.
Ehefrau soll Opfer hergelockt haben
Der 18-Jährige wohnte im niedersächsischen Bad Münder (Landkreis Hameln-Pyrmont) und kam offenbar eigens für ein Treffen nach Unterfranken. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft erschlich sich die 32-Jährige das Vertrauen des 18-Jährigen in Telefonaten und Chats und lockte ihn her. Die Frau soll den 18-Jährigen mit ihren vier jüngeren Kindern am Aschaffenburger Hauptbahnhof abgeholt haben, um mit ihm weiter nach Altenbuch zu fahren. Ihr Ehemann und der heute 13-jährige Sohn sollen der Gruppe unerkannt gefolgt sein.
Tatort Waldrand
Am Waldrand nahe Altenbuch soll der 39-Jährige mehrfach mit dem Beil auf den Kopf des 18-Jährigen eingeschlagen haben. Die Ehefrau und die Kinder befanden sich laut Anklage in unmittelbarer Nähe. Die Tatwaffe soll der Mann in einer abschüssigen Wiese unterhalb des Tatorts entsorgt haben. Danach sei die Familie in die Wohnung in Altenbuch zurückgekehrt. Die Leiche wurde am selben Tag von Passanten aufgefunden.
Die Staatsanwaltschaft hat die 32-jährige Frau wegen Mordes angeklagt. Für ihren Ehemann beantragte sie die Durchführung eines Sicherungsverfahrens. Der 39-Jährige gilt als schuldunfähig. Für den Prozess sind zehn Verhandlungstage angesetzt.
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