In einem Club stehen Getränke am Tresen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Jens Kalaene
Audiobeitrag

Zu viel Alkohol getrunken? Gegen einen Kater wird derzeit in den sozialen Medien ein Mittel gehypt, das für Durchfallerkrankungen gedacht ist.

Bildbeitrag
>

Neuer Hype: Was ist dran am "Wundermittel" gegen den Kater?

Neuer Hype: Was ist dran am "Wundermittel" gegen den Kater?

Zu viel Alkohol tut richtig weh, wenn der Kopf am nächsten Tag brummt. In den sozialen Medien wird gerade ein Arzneimittel gefeiert, das gegen den Kater helfen soll, aber gegen Durchfallerkrankungen gemacht ist. Was ist dran an dem Hype?

Zu viel Alkohol trinken und den dicken Kopf am nächsten Tag mit einem Pülverchen wegzaubern? In sozialen Medien und in Clubs steht gerade das Arzneimittel "Elotrans" hoch im Kurs. Das Pulver, das in Wasser angerührt wird, enthält Zucker und Salze. Diese rezeptfrei erhältliche Mischung soll eigentlich Menschen mit Durchfallerkrankungen helfen, wird aber von Feiernden gegen den Kater getrunken.

Elektrolythaushalt wieder ins Gleichgewicht bringen

Durch übermäßigen Alkoholgenuss gehen dem Körper vor allem Wasser und darin gelöste Elektrolyte wie Natrium und Magnesium verloren. "Wenn ich eine Dehydrierung habe, sehr viel Wasser verloren habe, ist es ein ideales Mittel, um die Elektrolytverschiebung wieder dort hinzubekommen, wo sie hingehört, ins Gleichgewicht", sagt Petra Reis-Berkowicz vom Bayerischen Hausärzteverband im Talk mit BAYERN 3 über Elotrans und fügt gleich hinzu: Bei den momentan heißen Temperaturen wäre es natürlich besser, den Alkoholkonsum auf eine minimale Dosis zu reduzieren oder am besten ganz wegzulassen.

Ärztin: Kann für Herzpatienten gefährlich werden

Angeblich soll in einigen bayerischen Clubs Elotrans gleich mit dem Alkohol zum Kauf angeboten werden. Reis-Berkowicz findet das "absolut leichtsinnig". Es könne schädlich sein, wenn Menschen im Glauben, dass sie sich etwas Gutes tun, "ihren Elektrolythaushalt manipulieren".

Für Patienten, die eine Herzmedizin einnehmen, seien Elektrolyte in einer unangemessenen Menge sogar gefährlich. "Es ist kein Allerwelts-Heilmittel. Davon kann ich nur warnen", sagt die Ärztin. Sie würde das nicht ungeprüft machen.

Kann Kater "nicht komplett wegzaubern"

"Mittel wie Elotrans können zwar den Wasser- und Elektrolythaushalt ausgleichen, aber für den Kater sind noch weitere körperliche Prozesse zuständig", erklärt die Ärztin und Journalistin Julia Fischer, im TikTok-Video der Tagesschau. "Das heißt: Komplett wegzaubern können sie ihn auch nicht."

Und vor allem könnten Elektrolyte nicht die Langzeitfolgen von Alkohol verhindern. "Alkohol ist ein Zellgift, das auf Dauer den Magen das Gehirn und die Leber schädigt und das Risiko für Krankheiten wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und Krebs erhöht", sagt Julia Fischer.

Elotrans in Apotheken vergriffen

Momentan ist Elotrans nicht lieferbar, wie Peter Sandmann, Apotheker in München und Vorstandsmitglied im Bayerischen Apothekerverband, BR24 bestätigt. "Das ist hauptsächlich ein Problem für Erwachsene und Kinder mit Durchfallerkrankungen", sagt Sandmann. Weil nicht mehr so häufig Masken getragen werden, hätten diese Erkrankungen wieder zugenommen. Ob der Lieferengpass durch die Nachfrage von Leuten verursacht wird, die einen Kater vermeiden wollen, kann Sandmann nicht sagen. Es könne auch mit allgemeinen Lieferschwierigkeiten zu tun haben. Das Arzneimittel werde nur von wenigen Herstellern produziert.

Was der Münchner Apotheker aber sagen kann: "Bei uns ist es seit Juni nicht mehr verfügbar." Elotrans sei das einzige Elektrolyt-Präparat ohne Geschmack und werde nur in einer zweiten Form für Kinder produziert, dann mit Fruchtgeschmack. Andere Produkte mit derselben Rezeptur gebe es nicht.

Apotheken können Elektrolytpulver selber herstellen

Elotrans enthält Glucose – weshalb es für Diabetiker nicht unbedenklich ist –, Natriumchlorid, Natriumcitrat und Kaliumchlorid. Apotheken wie die von Peter Sandmann können als Alternative zum nicht lieferbaren Medikament selber ein entsprechendes Elektrolytpulver herstellen.

Für Privatleute dürfte das nach Aussage Sandmanns schwierig werden – schon allein, weil nicht jeder einfach an alle Substanzen kommt. Außerdem können bei falschen Dosierungen erhebliche Nebenwirkungen auftreten.

Tipp der Ärztin: Apfelschorle in großen Mengen

Abgesehen davon, am besten auf Alkohol zu verzichten, hat Petra Reis-Berkowicz vom Bayerischen Hausärzteverband folgende Tipps: Wer Alkohol zu sich nimmt, sollte schon zwischendrin zusätzlich Wasser trinken. "Dann komme ich erst gar nicht in diese Elektrolytstörungen hinein." Oder wenn am Tag danach doch der Schädel brummt: "Apfelsaftschorle und das in großen Mengen."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!