Der Turm im ehemaligen Papierwerk in Stockstadt am Main wird gesprengt.
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Ende einer Legende: Sappi-Turm in Stockstadt gesprengt

Ende einer Legende: Sappi-Turm in Stockstadt gesprengt

Sie sind für viele Menschen in Stockstadt ein Teil ihres Stadtbildes: die Türme des ehemaligen Papierwerks Sappi. Jetzt ist der erste von ihnen gesprengt worden. Hunderte Menschen verfolgten die Sprengung mit, viele von ihnen mit Wehmut.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Ein kurzer Knall, dann fällt eines der bisherigen Wahrzeichen von Stockstadt am Main (Kreis Aschaffenburg): Der kleinere von den beiden Türmen im ehemaligen Sappi-Gelände ist am Samstagvormittag gesprengt worden. Mehrere Sprengladungen explodierten und brachten den Turm zum Einstürzen.

Das Ortsbild von Stockstadt verändert sich unwiederbringlich. "Es ist ein bisschen bittersüß. Einerseits kenne ich das Bild von Stockstadt nicht anders und andererseits schaffen wir Platz für Neues und hoffentlich viele neue Arbeitsplätze", sagte Stockstadts Bürgermeister Rafael Herbrik (SPD) am Samstag dem BR.

Wehmut bei der Bevölkerung

Nicht nur er wurde wehmütig am Samstag. Um bei der Sprengung dabei zu sein, kamen mehrere Hundert Menschen. Das Werk liegt in Stockstadt direkt am Main. Auf der gegenüberliegenden Mainseite, in Mainaschaff, saßen manche auf Campingstühlen, manche auf Picknickdecken, Menschen spannten Sonnenschirme auf und warteten auf die Sprengung. Einige von ihnen hatten einst in dem Werk gearbeitet.

Bürgermeister Rafael Herbrik beobachtet immer wieder, wie Menschen am ehemaligen Papierwerk vorbeilaufen: "Also es macht einen schon ein bisschen betroffen, wenn man manchmal sieht, wie Leute mit Tränen in den Augen am Zaun vom Werksgelände stehen und so die Abrissarbeiten betrachten."

Ehemaliger Mitarbeiter blickt zurück

Lothar Eizenhöfer ist einer von denen, die in der Sappi-Fabrik gearbeitet haben und am Samstag die Sprengung des kleinen Turms erleben möchte. Er war 36 Jahre in der Papierfabrik beschäftigt und schaue "wehmütig" auf den Turm, so kurz vor der Sprengung. Im Dreischicht-Prinzip hat er im Kraftwerk des Papierwerks gearbeitet. Einige Jahre vor der Diskussion um die Schließung hat er schon aufgehört, im damaligen Papierwerk zu arbeiten.

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Das ehemalige Sappi-Werk in Stockstadt am Main wird derzeit zurückgebaut.

Schließung der Papierfabrik Sappi seit 2023 im Gespräch

Denn im August 2023 wird erstmals öffentlich darüber gesprochen, ob die Papierfabrik Sappi ihr Werk in Stockstadt schließt. Im Oktober 2023 wurde bekannt, dass das Sappi-Werk in Stockstadt geschlossen wird und viele der mehr als 500 Arbeitsplätze wegfallen. Dann geht es schnell: Zum Ende des Jahres 2023 gehen nach 122 Jahren im Sappi-Werk in Stockstadt die Lichter aus.

Neuer Besitzer übernimmt das Gelände

Das Gelände kauft schließlich ein deutscher Wellpappen-Hersteller aus der Pfalz. Seit Juli 2024 baut der Wellpappen-Hersteller das ehemalige Sappi-Werk um und zurück. Dort soll laut Unternehmen ein neues Werk zur Herstellung von Wellpappen-Rohpapier entstehen. Das Unternehmen betont, dass dort "eine der leistungsfähigsten Papiermaschinen der Welt zur Herstellung von umweltfreundlichen und hochwertigen Wellpappen-Rohpapieren" entstehen solle.

Im Sappi-Werk waren dereinst mehr als 500 Menschen beschäftigt. Der neue Eigentümer schreibt auf Nachfrage von BR24, dass einige ehemalige Mitarbeitende von Sappi nun weiterhin auf dem Werksgelände arbeiten.

Gemischte Gefühle in Stockstadt

Doch für manche ist das kein Trost. Jetzt, nachdem der erste Turm gefallen ist, fällt bei manchen auch die Stimmung. Denn im Herbst will das Unternehmen den verbleibenden, noch höheren, Turm ebenfalls sprengen. Die Türme und das Werk, so sagt es der Bürgermeister von Stockstadt, Rafael Herbrik, seien identitätsstiftend für die Menschen in Stockstadt gewesen.

Die Maschinen in der neuen Papierfabrik soll dann laut Betreiber Ende des Jahrzehnts zum ersten Mal laufen. Für die Menschen in Stockstadt, die ihre beiden Türme verlieren, wohl kein Trost. Statt 500 Arbeitsplätzen bietet die neue Fabrik dann nur noch 200 Arbeitsplätze.

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