CSD-PolitParade 2024 in München, ein Mann auf der Straße in der Nähe des Stachus schwenkt eine riesige Regenbogenfahne.
CSD-PolitParade 2024 in München, ein Mann auf der Straße in der Nähe des Stachus schwenkt eine riesige Regenbogenfahne.
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CSD-PolitParade 2024 in München.
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CSD-PolitParade 2024 in München.

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Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen beim CSD in München

Erhöhte Sicherheitsvorkehrungen beim CSD in München

Der Münchner CSD steuert auf seinen Höhepunkt zu: Die Organisatoren erwarten 300.000 Menschen. "Wir feiern hier Freiheit", sagt eine Frau. Weil es bei anderen CSDs Drohschreiben gab, werden auch in München die Sicherheitsvorkehrungen erhöht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

"Liberté, Diversité, Queerité" lautet das Motto des CSD München in diesem Jahr. Der Höhepunkt des diesjährigen Münchner PrideWeeks (14.-29. Juni) wird am Samstag erreicht. Die große PolitParade startet mittags am Mariahilfplatz. 2024 haben mehr als 300.000 Menschen teilgenommen. Dieses Jahr sind vor dem Hintergrund von Angriffen und Gegendemos bei anderen CSDs und der queerfeindlichen Agenda von US-Präsident Donald Trump die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden.

"Vorsichtiger geworden"

Die 29 Jahre alte Lisa arbeitet als Marketingexpertin, hat ukrainische Wurzeln und lebt seit einigen Jahren in München. Seitdem hat sie fast keinen Christopher Street Day ausgelassen. Die Vorbereitung für die PolitParade ist ihr wichtig: In diesem Jahr hat sie sich ein orangefarbenes Leinenoberteil zugelegt. Farbe müsse beim CSD einfach sein, sonst mache es keinen Spaß, sagt sie. Doch in diesem Jahr trägt sie auch einige dunkle Gedanken mit sich herum.

"Das Gefühl dieses Jahr ist natürlich anders als sonst, vor allem wegen all den Ereignissen, die gerade passieren", sagt Lisa. "Zum Beispiel wurde der Pride in Ungarn verboten und das ist natürlich ein europäisches Land und das hat mich sehr betroffen gemacht."

Lisa macht sich zudem Sorgen, weil viele große Unternehmen in den USA ihre Diversity- und Inklusionsprogramme zurückfahren und sich an die neue politische Lage anpassen. Zudem habe sie in diesem Jahr mehr Angst verspürt, insbesondere wegen der Angriffe, die auch in Deutschland und München stattgefunden haben. "Im öffentlichen Raum bin ich inzwischen vorsichtiger geworden", erzählt Lisa.

Polizei: Keine konkreten Bedrohungen in München

Rund um den Landshuter Demozug gab es Auseinandersetzungen mit jungen Rechten, in Regensburg werden die Teilnehmer wegen der Bedrohungslage nicht durch die Altstadt ziehen können. In München wird die Polizei den Demonstrationszug begleiten und sichern, sagt Polizeisprecher Tobias Schenk: "Es gab ja verschiedene Drohschreiben auch in anderen Städten, sodass wir das natürlich auch in unsere Planung mit aufnehmen. Aber uns liegt jetzt nichts konkret vor." Welche Maßnahmen die Polizei trifft, dürfe er aus taktischen Gründen nicht sagen.

Weniger Großfirmen als Sponsoren

Conrad Breyer, Pressesprecher des CSD, erzählt, dass die Organisation dieses Jahr schwieriger als sonst war, weil einige Großfirmen als Sponsoren fehlen: "Zum einen, weil die wirtschaftliche Situation schlecht ist, zum anderen, weil sie wegen der Trump-Regierung nicht mehr in Diversity-Programme investieren."

Stadt gleicht Fehlbetrag aus

Die Stadt glich einen sechsstelligen Fehlbetrag aus, damit die Sicherheitsausgaben gedeckt werden können. Dass es mehr Maßnahmen gibt, werden die CSD-Besucher auf jeden Fall bemerken: "Der Marienplatz wird eine Festung sein, da gibt es Absperrgitter. Wenn der Platz überfüllt ist, dann muss er zugemacht werden."

Dennoch sollten Sicherheitsbedenken nicht im Vordergrund stehen – es gehe um mehr beim CSD: "Es wird dieses Jahr viele geben, die erst recht jetzt auf die Straße gehen wollen, weil die Situation so schwierig ist", so Breyer. Aber es gebe wieder kleine Begebenheiten, die einem Hoffnung geben. Er habe vor kurzem für den CSD-Aufbau einen Techniker angerufen: "Der gibt uns einen Rabatt, weil er sagt, queere Menschen sind so unter Druck, ich will euch unterstützen. Es gibt auch diese Geschichten."

"Wir feiern hier Freiheit"

Lisa wird auf jeden Fall mit ihren Freundinnen von "Sapphics in Munich", einer Community für queere Frauen, im CSD-Demozug mitlaufen: "Deutschland ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern immer noch ein sehr sicherer Ort und ich bin sehr dankbar dafür. Sie gehe dort hin für alle Menschen, die nicht frei feiern könnten, egal wo sie sind", sagt Lisa. "Wir feiern hier Freiheit. Wir müssen unsere Rechte schützen und der CSD, denke ich, ist die beste Gelegenheit, genau das zu tun."

Im Video: CSD - Regenbogenfahne am Landtag

CSD - Regenbogenfahne am Landtag
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CSD - Regenbogenfahne am Landtag

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