Unruhige Zeiten beim niederbayerischen Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert AG: Erst eine Razzia, weil frühere Vorstände Bestechungsgelder von Zulieferern angenommen haben sollen, dann Betrugs-Ermittlungen: Knaus Tabbert soll das Gewicht seiner Wohnmobile leichter angegeben haben, als es tatsächlich war. Deshalb ermittelte die Staatsanwaltschaft Stuttgart und verhängte eine Geldstrafe in Höhe von mehr als sechs Millionen Euro. Das Unternehmen will die Angelegenheit offenbar ohne weitere rechtliche Auseinandersetzungen klären, kooperierte bei den Ermittlungen und teilte nun mit, dass die Geldstrafe noch im ersten Quartal 2026 gezahlt werde. Doch das Thema ist nicht neu für die Branche.
Wichtige Gewichtsmarke: 3,5 Tonnen
Hintergrund der Schummelei bei den Gewichtsangaben ist die Marke von 3,5 Tonnen. Kunden bevorzugen Wohnmobile, deren Gewicht unter dieser Marke liegt. So kauften laut Caravaning-Industrie-Verband rund 80 Prozent der Kunden Wohnmobile, die weniger als 3,5 Tonnen wiegen. Denn alle, die nach 1999 einen Autoführerschein der Klasse B gemacht haben, dürfen maximal 3,5-Tonner fahren. Für schwerere Reisemobile wäre ein Lkw-Führerschein erforderlich. Außerdem gelten für diese Wohnmobile andere Tempolimits im Straßenverkehr und höhere Mautgebühren.
Der Caravaning-Industrie-Verband fordert seit Jahren, das Wohmobilgewichts-Limit für B-Führerscheine auf 4,25 Tonnen zu verschieben. Denn die Fahrzeuge würden durch zusätzlichen Komfort wie Markisen oder Radanhänger immer schwerer. Auch die Assistenz-Systeme seien dem Verband zufolge wegen gesetzlicher Vorschriften schwerer als früher.
Händler raten: Wohnmobil wiegen
Wer offiziell mit einem 3,5-Tonner unterwegs ist, aber bei einer Verkehrskontrolle mit zu viel Gewicht erwischt wird, muss laut ADAC mit empfindlichen Bußgeldern bis hin zur Stilllegung des Wohnmobils rechnen (externer Link).
Auf eine BR24-Anfrage Anfang Dezember rieten Knaus Tabbert-Händler aus Sinzing, Plattling und Augsburg, Wohnmobile vor dem Urlaub zu wiegen, etwa beim nächsten Recyclinghof. Selbstkontrolle sei das A und O.
Knaus Tabbert auf dem Weg der Besserung
Knaus Tabbert hat für die Millionenstrafe nach eigenen Angaben bereits finanzielle Rückstellungen in der Bilanz gebildet. Dadurch seien keine wesentlichen Auswirkungen durch die Zahlung im Jahresergebnis zu erwarten, hieß es. Mit der vollständigen Zahlung der Geldbuße sei das Verfahren für die Gesellschaft abgeschlossen.
Auch der Aktienkurs des Unternehmens zeigte sich zuletzt stabil. Nach einem umfangreichen Wechsel im Management verfolgt der Wohnmobilhersteller aktuell einen Kurs der Stabilisierung, nachdem Umsätze und Aufträge zuletzt stark rückläufig waren.
Mit Informationen von dpa
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