"Die für das Grundstück geplante Containeranlage wird nicht errichtet", sagte Bürgermeister Lars Leveringhaus (CSU) bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz vor rund 60 Bürgern in Obergünzburg. Damit reagiert die Gemeinde im Landkreis Ostallgäu auf den anhaltenden Widerstand gegen den geplanten Standort in der Ortsmitte von Obergünzburg. Die bisherige Unterkunft im Forstweg am Ortsrand soll laut dem Bürgermeister nun doch nicht aufgegeben, sondern weiterbetrieben werden.
Mehr als 700 Unterschriften gegen die neue Unterkunft
In den vergangenen Wochen hatte es in Obergünzburg teils deutlichen Widerstand gegen die Pläne für eine neue Containerunterkunft in der Ortsmitte gegeben. Der Grund: Direkt neben dem Grundstück liegen die zentrale Bushaltestelle, an der täglich Hunderte Schüler aus- und umsteigen, sowie eine Turnhalle und – mit der Rösslewiese – der zentrale Veranstaltungsort in Obergünzburg. Etliche Bürger äußerten Sicherheitsbedenken, sollte dort eine Unterkunft für bis zu 60 Geflüchtete entstehen. Eine Bürgerinitiative sammelte binnen weniger Tage mehr als 700 Unterschriften, um die Unterkunft gegebenenfalls mit einem Bürgerbegehren zu verhindern.
Bestehende Unterkunft wird weiterbetrieben
Bisher sind die Geflüchteten in Obergünzburg in einer Unterkunft im Forstweg am Ortsrand untergebracht. Die Nutzungsvereinbarung für das Gebäude wäre Ende November nach zehn Jahren ausgelaufen. Auf dem Grundstück sollten Wohnungen entstehen. Nach Rücksprache mit den dafür notwendigen Partnern – darunter der Landkreis als Betreiber der Unterkunft und den Anwohnern – werde die Unterkunft bis Ende November nun aber nicht wie vorgesehen geschlossen, sondern saniert und bis auf Weiteres weiterbetrieben, so der Bürgermeister.
Gemeinde reagiert auf "Sorgen und Bedenken"
Die Entscheidung, von einem Umzug der Unterkunft abzusehen, begründet Rathauschef Leveringhaus mit den Worten: "Zum geplanten Standort am Jahnweg sind vielfach Sorgen und Bedenken mitgeteilt worden, denen wir mit der heute verkündeten Entscheidung entgegenkommen." Letztlich gehe es aber nicht nur um die Sorgen und Bedenken aus der Bevölkerung, "sondern auch um unsere Verantwortung, gegenüber den bei uns untergebrachten Flüchtlingen."
Ulrich Gröck von der Bürgerinitiative gegen den geplanten Standort der neuen Unterkunft zeigte sich erleichtert über die Entscheidung. "Wir haben was bewegt", sagte Gröck. "Es scheint wohl die bessere Lösung zu sein. Und wie man sieht, ist das von der Gemeinde endlich akzeptiert worden."
Bürgermeister: "Massiv Ängste geschürt"
Bürgermeister Leveringhaus kritisierte, dass mit dem Thema der Unterbringung der Flüchtlinge in seinem Ort massiv Ängste geschürt worden seien. Mit Argumenten sei es schwierig, dagegen anzukommen. Von der bestehenden Einrichtung sei in den vergangenen zehn Jahren keine Gefahr für irgendjemanden ausgegangen. Dennoch rückt die Gemeinde jetzt von ihren Plänen ab.
"Wir haben uns dazu entschieden, Lösungen anzubieten und nicht unsere Entscheidungen durchzusetzen", sagt Bürgermeister Leveringhaus. "Und wir haben uns dafür entschieden, die Spaltung im Dorf aufzugeben und einen mediativen Prozess einzuleiten."
Befürworter sahen bessere Integrationsmöglichkeit
Gegen den geplanten neuen Standort für die Flüchtlingsunterkunft gab es in Obergünzburg nicht nur Kritik. Etliche Befürworter sahen in der zentralen Lage auch eine bessere Möglichkeit für die Integration der Geflüchteten im Ort.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative wollen noch besprechen, ob die Unterschriftensammlung weitergehen soll. "Vielleicht sammeln wir noch weiter und reichen die Unterschriften als Stimmungsbarometer ein", sagt Ulrich Gröck von der Initiative. Dem Vorwurf, es seien gezielt Ängste geschürt worden, widerspricht er. "Das ist Blödsinn. Wir haben nichts gegen Ausländer. Wir sind unpolitisch."
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