Archivbild: CSU-Chef Markus Söder sitzt vor dem jährlichen "Sommerinterview" mit der ARD vor dem Reichstagsgebäude
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Bildrechte: picture alliance/dpa/AP-POOL | Ebrahim Noroozi
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Archivbild: CSU-Chef Markus Söder sitzt vor dem jährlichen "Sommerinterview" mit der ARD vor dem Reichstagsgebäude

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CSU will Wärmepumpen-Zuschuss kappen: Bayern wäre sehr betroffen

CSU will Wärmepumpen-Zuschuss kappen: Bayern wäre sehr betroffen

Die Förderung von Wärmepumpen in Deutschland soll laut CSU-Chef Söder mindestens halbiert werden – um Geld zu sparen. Ein Fünftel der Mittel floss im vergangenen Jahr nach Bayern. Die SPD warnt, die Branche schlägt Alarm.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Werden CSU-Spitzenpolitiker nach Einsparmöglichkeiten im Bund gefragt, fällt ihnen neben dem Bürgergeld vor allem eins ein: die Wärmepumpen-Förderung. Nachdem die Union schon im Bundestagswahlkampf versprochen hatte, das "Heizungsgesetz" der Ampel abzuschaffen, betonte CSU-Generalsekretär Martin Huber vor einem Monat, die Bundesregierung könne bei "den Milliarden für Wärmepumpen-Förderung" eine Menge sparen. Kurz darauf beklagte Parteichef Markus Söder eine "extreme" Wärmepumpen-Förderung: "Es muss um mindestens 50 Prozent, wenn nicht mehr, gekürzt werden, um da einfach auch Geld zu haben."

Kritik an Söders Vorstoß kommt vom SPD-Wirtschaftsexperten im Bayerischen Landtag, Florian von Brunn: "Wir bekommen in Bayern einen riesigen Anteil der Bundesförderung: Hunderte Millionen Euro jedes Jahr." Nutznießer seien Hausbesitzer, Mieter, Heizungshandwerk und der Klimaschutz. Ähnlich die Reaktion des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP): "Von dieser Förderung profitiert Bayern in ganz besonderem Maße."

Ein Fünftel für Bayern

Peter Kuscher, Leiter Politische Kommunikation beim BWP, verweist darauf, dass die Bundesförderung für effiziente Gebäude kein reines Wärmepumpen-Programm ist, sondern eine Heizungsförderung. "Sie wird für alle erneuerbaren Heizungssysteme gewährt, zum Beispiel auch für Biomasseheizungen oder Wasserstoff- oder wasserstofffähige Heizungen." Je nach Vorhaben werden bis zu 70 Prozent der Investitionskosten abgedeckt.

Nach Zahlen der Förderbank KfW gingen im vergangenen Jahr von privaten Haushalten aus Bayern knapp 42.100 Förderanträge ein. 570,7 Millionen Euro flossen in den Freistaat – fast ein Fünftel der bundesweiten Fördersumme. Damit profitiere Bayern gemessen am Bevölkerungsanteil überproportional, sagt von Brunn. "Eine Halbierung hätte den Freistaat 2024 fast 300 Millionen Euro gekostet." Im ersten Halbjahr 2025 erteilte die KfW Förderzusagen für 30.500 Anträge aus Bayern mit eine Volumen von 410,6 Millionen Euro.

5.500 Beschäftigte bei Herstellern in Bayern

Laut Kuscher vom BWP wird mit dem Geld nicht nur der Klimaschutz vorangebracht, sondern auch die Energieeffizienz von Gebäuden und damit der Immobilienwert gesteigert. Außerdem habe die Wärmepumpe in Bayern Bedeutung für den Mittelstand.

Mehrere namhafte Wärmepumpen-Hersteller hätten ihren Stammsitz im Freistaat: "Allein in der Industrie arbeiten rund 5.500 Beschäftigte. Viele dieser Unternehmen sind wichtige Arbeitgeber im ländlichen Raum." Als Beispiele nennt er Wolf in Mainburg, Kermi in Plattling, Glen Dimplex in Kulmbach und AIT Deutschland in Kasendorf. Hinzu kämen Großhändler, Zulieferer und zahlreiche Fachhandwerker, "die sich längst auf Wärmepumpen spezialisiert haben".

Wärmepumpen in Deutschland besonders teuer

Söders Argument, Wärmepumpen seien in Deutschland gerade wegen der Förderung teurer als anderswo, wird unterschiedlich bewertet. Eine Sprecherin des CDU-geführten Bundeswirtschaftsministeriums sagte dem "Handelsblatt", Gründe für den Preisunterschied seien auch unterschiedliche Kaufpräferenzen der Kunden: "Im Vergleich zum Ausland wird der Markt in Deutschland durch qualitativ hochwertigere Wärmepumpen bestimmt." Weitere Ursachen könnten die höheren Anforderungen an Effizienz und Technik beim Einbau sein.

Eine Studie der RWTH Aachen und des Stromanbieters Octopus Energy nennt im Vergleich zu Großbritannien als Gründe "hohe technische und regulatorische Anforderungen", eine aufwändigere Installation in Deutschland sowie eine abweichende Förderstruktur und Besteuerung: So werden Wärmepumpen in Großbritannien von der Mehrwertsteuer befreit, während in Deutschland der Steuersatz von 19 Prozent gilt.

Die Deutsche Umwelthilfe wiederum beklagt, das System der prozentualen Zuschüsse treibe die Kosten für Wärmepumpen in die Höhe. "Eine neue Förderpraxis mit Festbeträgen würde Anreize für kosteneffizientere Lösungen schaffen."

Mehr Wärmepumpen verkauft

Angesichts der anhaltenden Debatte über die Zukunft des Heizungsgesetzes schlägt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) Alarm: Sie verunsichere Verbraucherinnen und Verbraucher. "Infolge dieser Unsicherheit halten sich viele Modernisierungswillige mit einer umfassenden Investition in neue Heiztechnik zurück." Der Branche drohe das schlechteste Jahresergebnis der vergangenen 15 Jahre. Nötig sei Verlässlichkeit.

Bei den Wärmepumpen ging es nach dem Einbruch 2024 im ersten Halbjahr 2025 mit 139.000 Geräten immerhin wieder deutlich aufwärts. Erstmals lagen Wärmepumpen in Deutschland an der Spitze der verkauften Heizsysteme – vor Gasheizungen. Auch deswegen kommt Söders Vorstoß für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Andreas Audretsch zur Unzeit: "Die Wärmpumpe setzt sich durch. (...) Und jetzt kommt Markus Söder und sagt, da müssen wir die Förderung halbieren."

Kuscher betont, mit rund 200.000 installierten Wärmepumpen sei Bayern Vorreiter bei erneuerbarer Wärme. "Der Anspruch sollte vielleicht sein, die Führungsrolle entsprechend auch zu verteidigen."

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