In Freising wird groß gebaut. Der Hügel der Stadt ist seit Jahrtausenden ein wichtiger Ort. Er war Burgberg der Bayernherzöge, der Heilige Korbinian soll hier sein Bistum gegründet haben, Fürstbischöfe und der bayerische König residierten hier. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx bezeichnet den Freisinger Domberg sogar als der Ort, an dem die "Taufe Bayerns in Gang" gekommen sei. Nun folgt der nächste Schritt: die Weiterentwicklung und Neugestaltung des Freisinger Dombergs.
Domberg: Neubau und Umbau
Der Rohbau für das neue Gästehaus des Seminar- und Tagungszentrums der Erzdiözese München und Freising steht bereits. Beim Richtfest am Donnerstag bezeichnete Kardinal Reinhard Marx den Freisinger Domberg als einen "Ort, wo sich das Erzbistum neu auf den Weg macht, mit den Pfarreien, mit den Gläubigen, mit allen Menschen guten Willens". Zimmermann Ludwig Eder sprach den Richtspruch: "Der Vikar, der wollte keinen Prunk und ah keine Dominanz. Aber doch an Bau mit nachhaltiger und guter Substanz."
Gemeint ist damit der oberste Bauherr, Kardinal Marx. Er verweist auf den Dom auf der einen Seite und das kürzlich umgestaltete Diözesanmuseum auf der anderen Seite: "Es fehlt der Ort, wo man sich treffen kann, wo man übernachten kann, da sind wir auf dem Weg, und ich hoffe sehr, dass dann hier Impulse ausgehen, Möglichkeiten der Gastfreundschaft da sind."
Erzbistum setzt auf Nachhaltigkeit und Schlichtheit
Der Grundstein für das neue Haus am Domberg wurde 2024 gelegt. Es wird den 2022 abgerissenen Anbau an die Residenz ersetzen. Dieser stammte aus den 1960er Jahren. Das neue Gebäude nach Plänen des Architekten Bruno Fioretti Marquez bietet Platz für bis zu 115 Übernachtungsgäste in 46 Zimmern, auf rund 5.600 Quadratmetern. Betont schlicht sind die Zimmer des Neubaus gehalten, inspiriert von Klosterzellen.
Benedikt Buckler, zuständig für Bauwesen im Erzbischöflichen Ordinariat, sagt, man setze hier gezielt auf Nachhaltigkeit. "Wir nutzen die Fernwärme der Stadt Freising, versuchen nicht auf fossile Energieträger zu setzen. Und wir fangen das Regenwasser vom Dach auf, um es für die Bewässerung der Freianlagen am Domberg zu nutzen." Auf dem Dach ist eine Photovoltaikanlage.
Kostenpunkt: 140 Millionen Euro. Das sind fast 40 Millionen mehr als zunächst veranschlagt. Der Grund seien die Baupreissteigerungen, schreibt das Erzbistum. Und wenn man den Neubau verlässt, wird es doch prunkvoll: Neugebaut wird eine Loggia mit Blick übers Voralpenland und München. Und in der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz wurden Zwischenwände und Decken entfernt, Räume umgestaltet, Wandbemalungen freigelegt.
Festlicher Mittelpunkt der Erzdiözese
Dabei entsteht ein Saal, den es in der Barockzeit schon einmal gegeben hat, der aber in Zuge der Säkularisation im 19. Jahrhundert verschwand. Der Leiter des Bauprojekts, Christoph Kürzeder, wünscht sich, dass der Saal für 220 Personen der künftige, festliche Mittelpunkt der Erzdiözese wird. Geplant sind noch Änderungen an den Fenstern. Der Raum soll noch eindrucksvoller werden. "Für uns war es wichtig, dass er das Herz der Residenz wird, das ist der Teil, der von außen sichtbar ist und von innen strahlt", sagt Fioretti Marquez.
Neuer Domberg als Ort der Orientierung
Trotz des fürstbischöflichen Prunks relativiert Kürzeder: "Wir haben hier keine große Residenz wie in München. Freising war nicht die große Oper, es war eher die Operette. Es hat alles ein menschliches Maß." Doch die hochherrschaftliche Lage des kirchlichen Komplexes oben auf dem Berg, die bleibt natürlich. Generalvikar Christoph Klingan sagt: "Ich würde nicht sagen, dass wir auf die Leute runterschauen, sondern: Wir verschaffen uns einen Überblick. Es soll ein Ort der Orientierung sein und es sind alle eingeladen, hier nach oben zu kommen." In anderthalb Jahren soll alles fertig sein.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Sie interessieren sich für Religion, Kirche, Glaube, Spiritualität oder ethische Fragen? Dann abonnieren Sie den Newsletter der Fachredaktion Religion und Orientierung.