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Badespaß für die einen – ein Knochenjob für die Wasserwacht

Badespaß für die einen – ein Knochenjob für die Wasserwacht

Die Badesaison ist in vollem Gang. Für die Retter der Wasserwacht und der DLRG bedeuten die heißen Tage, alle Hände voll zu tun. Auch am letzten Wochenende kam es wieder zu tödlichen Badeunfällen.

Über dieses Thema berichtet: Gesundheit! am .

Eine Hitzewelle nach der anderen: Das bedeutet nicht nur extremes Sommerfeeling, sondern auch alle Hände voll zu tun für die Retter der Wasserwacht und der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG).

Von Bienenstichen bis zu ertrinkenden Personen kann in Bädern, Seen und Flüssen alles Mögliche passieren. Schon am ersten heißen Juni-Wochenende war es in Oberbayern zu drei tödlichen Badeunfällen gekommen, vier kamen allein am vergangenen Wochenende dazu. Eine dramatische Bilanz, traurig und alarmierend, wie Thomas Huber, Landesvorsitzender der Wasserwacht Bayern, feststellt.

Viele unterschätzen Gefahren in Seen und Flüssen

Ein Grund: Viele unterschätzen mögliche Risiken in Seen und in Flüssen, gerade bei hohen Temperaturen. Schnell werden scheinbar harmlose Situationen lebensgefährlich. Die Zahl der Badeunfälle ist in Deutschland in den vergangenen Jahren gestiegen. In Bayern gibt es laut DLRG die meisten Todesfälle, im letzten Jahr waren es 70. Das entspricht in etwa dem Zehnjahresdurchschnitt, wie Andreas Rösch, Sprecher der DLRG, dem BR gegenüber erklärte.

Die Wasserwacht Bayern will etwas dagegen unternehmen. In über 550 Ortsgruppen sind rund 70.000 ehrenamtlich aktive Mitglieder organisiert, die wiederum über 600 Wachstationen betreiben. Rettungsschwimmer Lukas Genstorfer von der Wasserwacht der Ortsgruppe Erding kennt den sträflichen Leichtsinn vieler Menschen, die Risiken und Gefahren auf Gewässern falsch ein- und sich selbst überschätzen. Er musste schon mehrfach nach verschwundenen Schwimmern suchen. Besonders tragisch war für ihn der Fall eines Stand-up-Paddlers. Der war losgefahren, obwohl er selbst nicht schwimmen konnte. Eine leichtsinnige Entscheidung, die ihn das Leben kostete.

Viele Kinder können nicht schwimmen

Die ehrenamtlichen Retter der Wasserwacht erleben immer wieder, dass viele Kinder nicht schwimmen können. Laut einer Umfrage 2022 traf das auf jedes fünfte Grundschulkind unter 10 Jahren zu. Doch wahr ist auch: Schwimmkurse sind oft schnell ausgebucht und schwer zu bekommen. Das berichten Eltern auf einem Infotag der Wasserwacht. Um Abhilfe zu schaffen, nimmt die Wasserwacht Dorfen an der Aktion "Bayern schwimmt" teil, ein Angebot für Schulen, ihren Viertklässlern Schwimmkurse der Wasserwacht zu ermöglichen. Regelmäßig fallen dabei Kinder in den Klassen auf, die nicht schwimmen können, berichtet Renate Tischler, Jugendleiterin der Ortsgruppe Dorfen. Einer der Gründe gerade im ländlichen Raum ist nach Einschätzung ihres Mannes Alois Tischler, dass immer mehr Bäder schließen müssen.

Notfall im Wasser: So kann Leben gerettet werden

Neben Schwimmkursen bietet die Wasserwacht Dorfen an Aktionstagen auch Angebote speziell für Kinder zum Thema Badeunfälle an. Dort lernen schon die Kleinen kindgerecht, was im Notfall zu tun ist, wenn jemand droht zu ertrinken. Konkret bedeutet das: Mut zu fassen und den Patienten wachzurütteln, die 112 wählen und Hilfe rufen und die Atmung zu checken. Dazu wird der Kopf überstreckt und mit dem Ohr dicht an Mund und Nase des Verunglückten die Atmung überprüft. Außerdem: Den Verunglückten zu betreuen, bis notärztliche Hilfe eintrifft.

Wichtig für Laien: Sich selbst nicht in Gefahr bringen

Rettungen aus fließenden Gewässern, besonders aus größeren Flüssen, sind besonders riskant. Schnell können die Retter dabei selbst zu Hilfebedürftigen werden. Regelmäßig werden Einsätze unter realistischen Umständen dafür bei der Wasserwacht München trainiert. Immer mindestens ein Retter sichert am Ufer, während ein anderer dem oder den Verunglückten im Wasser zu Hilfe kommt. Das Wichtigste für Laien, die als Ersthelfer zu einem Unfall kommen, sei, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen, erklären die Fließwasserretter Simon Kleinhans und Julia Weiss von der Wasserwacht München. Das bedeutet: Nie sofort hineinspringen, sondern immer erst den Rettungsdienst, die 112 anrufen. Denn gerade in Flüssen braucht jeder Ersthelfer, egal ob Profi oder Laie, ein sicheres Backup.

Hindernisse bei der Rettung: Beleidigungen und Handgreiflichkeiten

Was Rettern im ganzen Freistaat zu schaffen macht, sind Behinderungen oder sogar Angriffe auf Rettungskräfte an Badeseen. Die Stimmung sei oftmals gereizt, aufbrausend und manchmal würden einzelne sogar handgreiflich, berichtet Rettungsschwimmer Lukas Genstorfer. Das sei schwer zu ertragen, zumal die Retter ja ehrenamtlich arbeiten.

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