Umweltgruppen vom Münchner Umweltinstitut über den Bund Naturschutz bis zu Greenpeace haben sich am Donnerstag vor dem Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München versammelt. Sie kritisieren die geplanten Transporte abgebrannter Brennstäbe aus dem Reaktor ins Zwischenlager nach Ahaus in Nordrhein-Westfalen: zu gefährlich sei der Transport, das Risiko zu hoch bei Unfällen oder Anschlägen, wenn der Lastwagen mit dem hoch radioaktiven Material unterwegs ist.
Genehmigung für Castor-Transport erteilt
Erst im August hatte das Bundesamt für die Sicherheit der Nuklearen Entsorgung die grundsätzliche Genehmigung für die Transporte der Brennstäbe in sogenannten Castoren, tonnenschweren Metallbehältern, erteilt. Wann die Transporte stattfinden, ist aber noch nicht klar – erst müssen noch verschiedene andere Genehmigungen eingeholt werden. So müssen etwa die Bundesländer, durch die der Spezialtransport auf der Straße führt, diesen erlauben.
Hoch angereichertes Uran für die Forschung
Im Forschungsreaktor in Garching ist Platz für 50 abgebrannte Brennstäbe, 48 liegen dort schon – deshalb sollen die Transporte nach Ahaus Platz schaffen. Im Moment ist die Anlage allerdings wegen technischer Probleme außer Betrieb. In den Brennstäben befindet sich eine Uran-Silizium-Legierung, deren Neutronen-Strahlung internationale Forscher nutzen.
Weil das Uran in den Brennstäben auf über 90 Prozent angereichert ist, steht der Reaktor schon seit seiner Inbetriebnahme 2004 in der Kritik. Die Umweltgruppen bezeichnen das Uran als "waffenfähig" – in Atombomben ist das Uran ähnlich hoch angereichert. Allerdings verweist eine Sprecherin des Reaktors darauf, dass das Uran aus Garching eben in einer Legierung vorliegt – bevor man es für eine Waffe nutzen könnte, müsste man die Stoffe erst aufwändig trennen.
Strahlenquelle für die Forschung
Der Reaktor in Garching ist kein Atomreaktor für die Stromerzeugung – die Brennstäbe darin liefern Strahlen, mit denen Forscher etwa neue Materialien oder Techniken für die Kernfusion erforschen. Auch Medikamente für die Tumorbekämpfung werden dort hergestellt, etwa gegen Prostatakrebs.
In diesem Jahr noch will die Technische Universität München als Betreiberin des Reaktors einen Antrag stellen, um Forschungen an Brennstäben mit niedrig angereichertem Uran zu ermöglichen. Allerdings wird es noch Jahre dauern, bis diese Brennstäbe dann tatsächlich zur Verfügung stehen.
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