Initiator Terry Swartzberg (links) serviert Wein beim "Schabbat für alle"
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Gegen Antisemitismus: Juden laden zum "Schabbat für alle" ein

Gegen Antisemitismus: Juden laden zum "Schabbat für alle" ein

Über das Judentum wissen viele Menschen in Bayern eher wenig. Vorurteile und Antisemitismus können sich so leichter in der Gesellschaft festsetzen. Um dies zu ändern, hat ein Jude aus München ein besonderes Projekt gestartet.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Wie leben Juden ihre Religion, wie gestalten sie ihre Feste? Damit mehr Menschen die Antworten auf diese Fragen kennen, hat Jude Terry Swartzberg ein besonderes Projekt gestartet: den "Schabbat für alle". Er möchte damit seine Religion bekannter machen, um ein Zeichen zu setzen gegen Antisemitismus und Rassismus.

Jüdische Schabbat-Feier in evangelischer Kirchengemeinde

In München, Mühldorf, Nordhausen, Schifferstadt und vielen anderen Städten fand die Veranstaltung bereits statt. Am vergangenen Wochenende reite sich mit Aschau im Chiemgau ein weiterer bayerischer Ort in diese Liste ein – ein Ort, der auf den ersten Blick so gar nicht jüdisch wirkt.

Ein paar Kühe grasen auf einer Wiese vor der Kulisse der Kampenwand, als Terry Swartzberg den schmalen Fußpfad zur evangelischen Kirche einschlägt. Vorbei an einem riesigen Wegkreuz. Er ist Jude mit amerikanischen Wurzeln, lebt seit vielen Jahren in München. Er trägt eine Kippa, also die typisch jüdische Kopfbedeckung.

Es gebe hier keine Synagoge weit und breit, sagt Swartzberg, die nächste Synagoge sei in München. "Das ist ja sehr weit für die meisten Menschen und wir haben gedacht, wir bringen das Judentum zu den Menschen." Zusammengeschlossen hat er sich dazu mit der evangelischen Kirchengemeinde in Aschau.

Im dortigen Gemeindesaal findet der "Schabbat für alle" statt. Der Beginn des jüdischen Ruhe- und Feiertags wird schon am Vorabend mit Segen, Gebeten und einem festlichen Mahl eingeläutet – nun auch in Aschau – nicht nur für Juden, sondern für alle, die Interesse haben.

Vor allem christliche Besucher sind angereist

Besucherin Khando ist extra aus Rosenheim angereist. Sie habe noch nie den Schabbat gefeiert, erzählt sie, "deshalb ist das jetzt für mich eine super Gelegenheit!" Khando und auch viele andere, meist christliche Besucherinnen und Besucher, haben eine längere Anfahrt auf sich genommen. Der kleine Gemeindesaal in Aschau ist am Ende rappelvoll.

"Schabbat Schalom Chiemgau", begrüßt Swartzberg die Versammelten. "Heute Abend geht es um eine einzige Sache: Nick Sameach. Was heißt Sameach? Freude! Freude an diesem wunderschönen Gemeinderaum, an dieser wunderschönen evangelischen Kirche." Und Freude daran, ein jüdisches Fest zu feiern. Terry Swartzberg hat eine Band eingeladen, die Menschen haben viel und gutes Essen mitgebracht, es wird gesungen und getanzt.

Swartzberg: "Judentum kann vielen Menschen Freude bereiten"

Judentum werde in der Presse immer als etwas Schweres, etwas Opfervolles dargestellt, sagt Swartzberg. "Ich wollte zeigen, dass unser Gemeindeleben uns und vielen anderen Menschen Freude bereiten kann." Zudem höre er immer wieder, dass Menschen noch nie einen Juden kennen hätten. Es müsse mehr Begegnungsmöglichkeiten geben. "Und dann hab ich gedacht : Warum nicht ein 'Schabbat für alle'?"

Terry Swartzberg hat den "Schabbat für alle" schon an mehreren Orten verwirklicht. Dass er jetzt in Aschau stattfindet, war der Anstoß von Ines Rattan, einer ortsansässigen Jüdin. "Wie allgemein bekannt ist, sind die Zeiten gerade nicht leicht für uns Juden in Deutschland, in der Welt und überall. Wir sind im Innersten alle beunruhigt, viele Leute haben wirklich Angst", erzählt sie.

Ein Zeichen gegen Antisemitismus und die eigene Angst

Genau gegen diese Angst, die sie auch auf dem Land umtreibt, wollte Ines Rattan ein Zeichen setzen und hat sich deshalb an Terry Swartzberg gewandt. Doch alle Sorgen sind bald vergessen. Die Freude, die Swartzberg zu Beginn herbei beschworen hat, überwiegt, auch bei den Besuchern.

"Wir müssen Mut haben, uns zu zeigen in der Öffentlichkeit." Dies ist das Motto von Terry Swartzberg. Getreu diesem Motto trägt er seit einem Projekt im Jahr 2012 in der Öffentlichkeit immer die Kippa, setzt sich für die Verlegung von Stolpersteinen ein oder tourt mit einer mobilen "Erinnerungswerkstatt" durch München.

In Zeiten des wachsenden Antisemitismus sei es besonders wichtig, dass jüdisches Glaubensleben positiv und offen in Erscheinung trete – so auch beim "Schabbat für alle".

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