Ein "Hagelflieger" im Chiemgau
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Geoengineering: Wie in Bayern Wolken "geimpft" werden

Geoengineering: Wie in Bayern Wolken "geimpft" werden

Erst kam das Unwetter. Dann die Spekulationen: „Wolkenimpfungen“ könnten Mitschuld tragen an der Flut in Dubai. Doch ist das wirklich so? Auch in Bayern kommt Geoengineering zum Einsatz. Zum Beispiel bei der "Hagelabwehr" in Rosenheim.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Abend am .

Es war die Aussage eines einzelnen Mannes, der die weltweiten Spekulationen rund um die "Wolkenimpfungen" lostrat. Ahmed Habib, ein Meteorologe des Zentrums für Meteorologie in Dubai erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal Bloomberg, dass vor den schweren Regenfällen in Dubai vergangene Woche Flugzeuge unterwegs waren, die sogenannte Wolkenimpfungen vorgenommen haben. Bloomberg veröffentlichte die Aussagen des Meteorologen, mehrere andere Medien griffen diese auf. Die Nachricht verkürzte sich, unter anderem zur These, dass "die Scheichs das Unwetter selbst verursacht" hätten. Doch dieser Zusammenhang stimmt so nicht.

Wolkenimpfungen für mehr Schnee, weniger Hagel oder mehr Regen

Bei den Wolkenimpfungen - oder englisch: "cloud seeding" - handelt es sich um eine Technik, bei der mithilfe von Flugzeugen oder Bodenkanonen Partikel in die Wolken geschossen werden, damit diese mehr Kerne bilden, die Feuchtigkeit anziehen, die dann als Schnee oder Regen zu Boden fällt. In der Regel wird Silberjodid verwendet, es können aber auch Trockeneis und andere Substanzen eingesetzt werden. Mit der Methode wird schon seit den 1920er Jahren experimentiert.

In den USA sollen die "Impfungen" unter anderem für mehr Schnee sorgen, in Wüstenregionen zu mehr Niederschlägen führen und in Bayern wird die Technik schon lange eingesetzt, um Hagel zu verhindern.

In Bayern: Wolkenimpfungen gegen Hagelschäden

"Schon in den 1930er-Jahren wurden von einem Gärtnermeister in Rosenheim Raketen Richtung Gewitterwolken geschossen", erzählt Georg Vogl, Leiter der zentralen Einsatzstelle für die Hagelabwehr im Raum Rosenheim. Kurz: "die Hagelflieger".

Seit dem Jahr 1974 werde im Gebiet Rosenheim, Miesbach und Traunstein ohne Unterbrechung mit Flugzeugen geflogen, die Silberjodid in Gewitterwolken einbringen. An etwa zehn bis 15 Tagen im Jahr. Im letzten, "dem schwächsten Jahr" gab es sechs Einsatztage. Die Flieger versuchen, während des Unwetters das Silberjodid im Aufwindbereich der Gewitterwolke freizusetzten. So soll statt Hagel Regen fallen. Und auch für die Landwirtschaft weniger Schaden entstehen.

Kausale Wirkung von Hagelfliegern nicht abschließend bewiesen

Wie gut die Wolkenimpfungen wirken ist noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Unter Laborbedingungen ist zwar nachweisbar, dass das Einbringen von Silberiodid zur Bildung von Wassertropfen führen kann. Bedingungen außerhalb des Labors ändern sich jedoch ständig, weshalb die Effekte in der Praxis nur sehr schwer vergleichbar sind.

"Keiner weiß, was wäre gewesen, wenn nicht geimpft worden wäre", gibt Georg Vogl zu bedenken. Die Hagelabwehr sei momentan in der Zusammenarbeit mit der Hochschule Rosenheim daran, "einen Nachweis zu bringen", so Vogl. Obwohl es schon Erkenntnisse gebe, dass die Hagelabwehrflüge einen positiven Effekt haben sollen.

"Tendenzielle Abnahme schon während der Hagelabwehrflüge"

Andreas Bernatzky von der Technischen Hochschule Rosenheim hat etwa schon im Jahr 2021 in einer Forschungsarbeit zehn Flüge detailliert analysiert. Und herausgefunden "dass eine tendenzielle Abnahme [des Hagels] schon während der Hagelabwehrflügen zu verzeichnen ist", wie er dem BR erklärte.

Der Hagelflieger Georg Vogl meint, die Wirkung seiner Flüge hänge vor allem davon ab "wie rechtzeitig und wie genau wir die Bereiche an der Wolkenbasis finden. Wir müssen zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle eine ausreichende Menge in die Wolken einbringen."

Wolkenimpfungen können nicht zu Flutkatastrophen führen

"Cloud Seeding" könne zwar dafür sorgen, dass mehr Niederschlag fällt als sonst. Zur schlimmsten Regenfällen seit Wetteraufzeichnungen in Dubai habe sie aber nicht geführt, sagen internationale Wissenschaftler wie zum Beispiel der Meteorologe Ryan Maue, ehemaliger leitender Wissenschaftler bei der U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration. Die atmosphärischen Kräfte seien so gewaltig und so chaotisch, dass Cloud Seeding "viel zu harmlos ist, um das zu bewirken, was passiert ist".

Sollte das Impfen von Wolken in Dubai zusätzliche Niederschläge hervorgebracht haben, wäre der Effekt dem Experten zufolge minimal gewesen. Viel eher ist wohl der Klimawandel für mehr Extremwetterereignisse verantwortlich.

Mit Material von AP

Dieser Artikel ist erstmals am 18.04.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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