Im Lager der Hilfsorganisation Humedica in Kaufbeuren stapeln sich in Einkaufskörben die Weihnachtsgeschenke.
Bildrechte: BR / Rupert Waldmüller
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400 bis 600 Helfer packen jedes Jahr bei Humedica an, um Zehntausende gespendete Päckchen zu kontrollieren.

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"Geschenk mit Herz": 70.000-mal Weihnachten

"Geschenk mit Herz": 70.000-mal Weihnachten

Mit der Aktion "Geschenk mit Herz" will die Hilfsorganisation Humedica bedürftigen Kindern eine Freude machen. Doch bevor die Transporte nach Osteuropa beginnen, müssen die gespendeten Päckchen kontrolliert werden. Rund 70.000 - und jedes einzeln.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Sieglinde Kucis steht im Lager von Humedica zwischen all den bunten Geschenkstapeln, nimmt ein Päckchen, legt es auf den Tisch vor sich und hebt den Deckel von der Schachtel. "Es muss ein Malbuch drin sein oder ein Block zum Schreiben, Farbstifte, etwas zum Spielen, Duschgel, Zahnbürste, Zahnpasta…", zählt die 79-Jährige auf. Wenn etwas fehlt, greift sie in eine der Kisten und legt die fehlenden Sachen dazu - ein kleines Spielzeug, eine Mütze oder etwas Süßes.

Ehrenamtliche Päckchen-Kontrolleurin

Seit zehn Jahren ist Sieglinde Kucis als ehrenamtliche Päckchen-Kontrolleurin für "Geschenk mit Herz" im Einsatz. Vier Wochen - von Mitte November bis Mitte Dezember - nimmt sich die Rentnerin jedes Jahr Zeit dafür. Fast jeden Vormittag ist sie am Werk: "Das ist wie Weihnachten: Päckchen aufmachen, und schauen, was drin ist", sagt die 79-Jährige und lacht. "Ich mache das wirklich, wirklich gerne."

"Andere gehen shoppen - ich gehe zu Humedica"

Am Tisch nebenan in der großen Lagerhalle arbeitet Sieglinde Lutz, am Tisch dahinter ihr Mann. Auch die 62-Jährige ist seit vielen Jahren als ehrenamtliche Helferin dabei und hat in dieser Zeit schon Tausende Päckchen kontrolliert. "Das ist wie ein Virus: Wenn man mal angefangen hat, ist man infiziert", sagt Sieglinde Lutz. "Das ist meine Vorweihnachtszeit! Andere gehen shoppen oder dekorieren - ich gehe zu Humedica."

Was fehlt, wird dazu gelegt

Die Packliste, die an jedem Arbeitsplatz hängt, muss keine der langjährigen Helferinnen mehr anschauen. Was fehlt, wird automatisch dazugelegt. Wichtig sei, dass in allen Päckchen ähnliche Sachen drin sind, erklärt Projektleiterin Roswitha Bahner-Gutsche. Schließlich bekämen die Kinder in den Kindergärten und Schulen in Rumänien, Albanien, Bulgarien, Moldawien, im Kosovo oder in die Ukraine die Pakete gleichzeitig. "Stellen Sie sich vor, zwei Kinder packen ihre Geschenke gemeinsam aus – das eine ist liebevoll und mit wunderbaren Inhalten verpackt – das andere nicht. Wie groß wäre die Enttäuschung?"

Kuriose Funde: Autoschlüssel, Kondome, benutzte Deos

"Wichtig bei der Kontrolle ist auch, zu schauen, dass nichts Vergammeltes drin ist", sagt Helferin Lutz. "Manchmal kommen die wildesten Sachen raus." Verschmutzte Kleidung, Autoschlüssel, Kondome, bereits benutzte Deos oder Lippenstifte – die Päckchenkontrolleure haben schon vieles gesehen. "Das Übelste war ein T-Shirt, an dem noch die Spaghetti-Soße mit einer Nudel dran war", erzählt Roswitha Bahner-Gutsche.

Die Projektleiterin erinnert sich auch noch an ein sehr schön verpacktes Geschenk, das eine besondere Überraschung bereithielt: "Da kam ein Laib Brot raus, prügelhart, und eine Flasche Wasser…" Die meisten der Päckchen hätten Schulen, Vereine, Familien und andere Spender aber vorbildlich und mit viel Liebe gepackt, betont die Vertreterin der Hilfsorganisation.

"Die Freude ist wirklich riesengroß"

Damit es aber ganz sicher keine enttäuschten Gesichter oder böse Überraschungen gibt, wird jedes einzelne Päckchen noch mal angeschaut. Der enorme Aufwand lohnt sich, findet Projektleiterin Bahner-Gutsche. "Ich war in Kindergärten und in Schulen in Moldawien bei der Verteilung dabei: Die Freude ist wirklich riesengroß." Für viele Kinder aus bedürftigen Familien seien diese Geschenke etwas ganz Besonderes. "Diese Kinder haben diese Sachen nicht alltäglich", sagt Bahner-Gutsche. "Das ist anders als bei unseren Kindern – das kann man nicht vergleichen."

Jedes Jahr setzen sich deshalb Hunderte Helfer ehrenamtlich für die Aktion "Geschenk mit Herz" ein – sei es beim Abholen der Päckchen an den rund 1.600 Sammelstellen in Bayern oder eben bei der Päckchen-Kontrolle im Humedica-Lager in Kaufbeuren. Im vergangenen Jahr konnte die Hilfsorganisation zusammen mit ihren unzähligen Helfern rund 70.000 Päckchen an Kinder in Osteuropa schicken. Spenden machten außerdem noch einmal das Verschenken von 13.000 Päckchen an Kinder in Überseeländern wie Brasilien, Niger, Äthiopien oder Sri Lanka möglich.

Die Aktion wird unterstützt von "Sternstunden", einer Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk.

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