Der lila Gipsbruchweiher von oben fotografiert
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Blühende Purpurbakterien sind schuld daran, dass der Gipsbruchweiher zurzeit lila ist.

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Naturschauspiel: Warum ein Allgäuer Weiher lila leuchtet

Naturschauspiel: Warum ein Allgäuer Weiher lila leuchtet

Der Gipsbruchweiher bei Füssen im Ostallgäu schimmert zurzeit in einem intensiven Lila. Auslöser für dieses Phänomen sind sogenannte Purpurbakterien. Wenn sie blühen, verändert sich die Farbe des Wassers.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Jahr für Jahr bietet sich im Faulenbacher Tal bei Füssen ein besonderes Naturschauspiel: Die dortigen Gewässer sind dann nicht mehr tiefblau oder türkis, sondern sie erstrahlen in intensiven Lila-Tönen.

Schwefel und Licht bringen Purpurbakterien zum Blühen

Schuld daran sind die in den Seen vorkommenden Purpurbakterien, die jetzt zu blühen beginnen. In diesem Jahr leuchtet vor allem der Gipsbruchweiher, der sich zuletzt vor vier Jahren lila gefärbt hat. Die Bakterien benötigen gewisse Voraussetzungen für die Blüte. Dabei spielen sowohl die Schwefelkonzentration im Wasser als auch die Intensität des Lichts eine entscheidende Rolle.

Dass sich Seen lila verfärben, kommt immer wieder vor. Vor allem in kleineren Gewässern finden sich die dafür notwendigen Purpurbakterien. Experten zufolge können diese aber auch in sehr tiefen Seen vorkommen, wo es in tieferen Schichten kaum Sauerstoff gibt.

Purpurbakterien machten den "Alatsee" zum "blutenden See"

Bekannt dafür ist beispielsweise der Alatsee bei Füssen, er liegt nur knapp drei Kilometer vom jetzt lila leuchtenden Gipsbruchweiher entfernt. Der Alatsee besitzt den höchsten Schwefelwasserstoffgehalt aller Seen in Mitteleuropa und weist in rund fünf Metern Tiefe eine auch für Taucher undurchdringliche Schicht aus blutroten Schwefelpurpurbakterien auf. Deshalb wird der Alatsee auch der "blutende See" genannt. Der sagenumwobene See war bereits Vorlage für mehrere Bücher und Geschichten.

"Faulenbacher Tal" und der Geruch nach Schwefel

Wie der berühmte Alatsee liegt auch der jetzt verfärbte Gipsbruchweiher im "Faulenbacher Tal" bei Füssen. Der Name des Tals geht zurück auf frühere Schwefelquellen, die dort zu finden sind und auf den früher dort vorherrschenden Schwefelgeruch, den der hier entlangfließende Faulenbach mit sich trug, wie Stefan Fredlmeier, Tourismusdirektor von Füssen erklärt.

Dadurch, dass die vielen Weiher und Seen des Faulenbacher Tals bis heute unterirdisch miteinander verbunden seien, sei die lilane Färbung des Wassers immer wieder an unterschiedlichen Gewässern des Tals zu sehen, so Fredlmeier. Zuletzt hatte sich der Gipsbruchweiher vor vier Jahren in Lila-Tönen gezeigt.

Verfärbtes Wasser gesundheitlich unbedenklich

Nach Einschätzung von Karl Schindele, Leiter am zuständigen Wasserwirtschaftsamt in Kempten, sind die nun blühenden Purpurbakterien unbedenklich. Eine Gesundheitsgefährdung für Mensch und Tier sieht Schindele nicht. Im Gegensatz zu Blaualgen, die auch immer wieder in Seen entstehen, bildeten die Purpurbakterien keine Gifte, sagte er. Derzeit würde wohl auch niemand in den Weiher zum Baden gehen, da keine Saison sei und das Wasser nach Schwefel stinke. Er geht auch nicht davon aus, dass Hunde, die gerne aus Gewässern trinken, krank werden können. Auch die Stadt Füssen betont, ihr sei keine gesundheitsgefährdende Wirkung bekannt. Immer wieder tausche sich die Stadt mit Biologen aus.

Wie lange das Naturschauspiel noch zu sehen sein wird, ist offen. Laut Tourismusdirektor Fredlmeier wird die Färbung jetzt schon schwächer und könnte schon mit den nächsten Regenschauern ganz verschwunden sein. Deshalb sollten sich alle beeilen, die das Phänomen noch mit eigenen Augen betrachten wollen.

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