Am Montagvormittag hatten rund 15 vermummte Tierrechtler den Hof von Bauernverbandspräsident Günther Felßner besetzt, waren auf das Dach des Rinderstalls geklettert, hatten Banner entrollt und sollen laut Felßner auch Bengalos gezündet haben. Felßner selbst war nicht da, seine Frau befand sich währenddessen im Rinderstall. Nun hat der Bauernverbandspräsident rechtliche Schritte eingeleitet.
Felßner: "Meine Frau hatte Todesangst"
"Meine Frau hatte Todesangst, sie ist seitdem in ärztlicher Betreuung und krankgeschrieben", erklärt Felßner im Exklusiv-Interview mit BR24. "Animal Rebellion" bezeichnete die Aktion als friedlich. Felßner sieht das anders: "Das ist eine Verhöhnung der Menschlichkeit!" Die psychische Belastung für seine Familie sei enorm.
Rückzug von dem Eintritt in die Bundespolitik
Nur einen Tag nach dem Angriff erklärte Felßner seinen Rückzug von der Kandidatur für das Amt des Bundeslandwirtschaftsministers. "Diese Entscheidung musste ich zum Schutz meiner Familie treffen. Es ist unfassbar, dass gewaltbereite Aktivisten so Erfolg haben." Zugleich betont er jedoch, dass er weiterhin für seine politischen Überzeugungen einstehe, solange seine Familie nicht erneut zur Zielscheibe werde.
Harte strafrechtliche Konsequenzen gefordert
Felßner will ein Exempel statuieren: "Es darf nicht Schule machen, dass Gewalt Erfolg hat." Deshalb fordert er eine harte strafrechtliche Verfolgung der Tierrechtsaktivisten. Er sieht in der Aktion eine gefährliche Bedrohung der Demokratie: "Wo kommen wir hin, wenn jeder dem anderen aufs Dach steigt, mit Feuer hantiert und Menschen in Angst versetzt?"
Nach eigener Aussage stellte er bewusst eine weit gefasste Strafanzeige, um alle rechtlichen Aspekte prüfen zu lassen.
Verlor Felßner politischen Rückhalt?
Behauptungen, wonach er nicht genügend Rückhalt für seine Kandidatur gehabt habe, widerspricht Felßner. "Ich hatte uneingeschränkte Unterstützung aus der CSU und CDU, aber auch aus der Landwirtschaft und der Bevölkerung." Angriffe gegen ihn, etwa eine Petition mit Hunderttausenden Stimmen, sieht er als politisch motiviert: "Ich weiß nicht, ob da wirklich so viele Menschen unterschrieben haben oder ob es generierte IP-Adressen waren."
Trotz seines Rückzugs aus der Bundespolitik bleibt Felßner als Präsident des Bayerischen Bauernverbands aktiv. "Ich werde weiter eine starke Stimme für die Landwirtschaft und eine nachhaltige Agrarpolitik sein." Doch das dürfte nicht so einfach werden. Wer auch immer nun das Bundeslandwirtschaftsministerium bekommt, kann bei Kritik aus Bayern sagen: "Herr Felßner, Sie hätten es ja auch machen können." Darauf angesprochen, sagt Felßner, damit müsse er leben, aber er sei Profi genug, damit auch umzugehen.
Noch ist unklar, wer welche Ministerien in einer möglichen schwarz-roten Koalition besetzt. Derzeit laufen die Koalitionsverhandlungen noch.
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