Für Laien sehen die Kameras aus wie herkömmliche Geschwindigkeitsmessgeräte der Polizei. Die "Monocam" aus den Niederlanden kann jedoch viel mehr: Dank KI-Technik und hochauflösender Optik ist das System in der Lage, im fließenden Verkehr zu erkennen, ob die Person am Steuer verbotenerweise ein Smartphone in der Hand hält. Im Verdachtsfall löst die Kamera automatisch aus und macht ein Foto. Anschließend bewerten geschulte Kräfte der Polizei die Aufnahmen, bevor gegebenenfalls ein Bußgeldbescheid an die betroffenen Verkehrssünder ergeht.
Pilotprojekte in Rheinland-Pfalz erfolgreich
Nach positiven Erfahrungen jenseits der Grenze in den Niederlanden testete die Polizei in Rheinland-Pfalz 2022 den Einsatz der intelligenten Videotechnik in zwei Pilotprojekten. Das Ergebnis war aus Sicht des Innenministeriums erfolgreich. Die Anzahl der Ablenkungsverstöße sei mindestens halbiert worden, hieß es nach Abschluss der Testphasen an zwei Autobahnen bei Trier und Mainz. Auf den betroffenen Streckabschnitten waren Schilder aufgestellt worden, die Verkehrsteilnehmer auf die Überwachung des Handyverbots hinwiesen.
Erste Handy-Blitzer in Kürze im Einsatz
Einer schnellen Anschaffung von Handy-Blitzern standen rechtliche Bedenken von Datenschützern entgegen. Schließlich werden beim Einsatz von Monocams auch personenbezogene Daten erhoben und gespeichert. Mit der Novellierung des Polizeigesetzes ist aus Sicht des Innenministeriums Rheinland-Pfalz aber seit Anfang März der Weg frei für die Anschaffung der KI-basierten Kameras. Nach Informationen des Südwestrundfunks (SWR) sollen in Kürze alle fünf Polizeipräsidien in Rheinland-Pfalz jeweils eine eigene Monocam bekommen. An welchen Autobahnen sie eingesetzt werden sollen, ist noch nicht bekannt.
In Bayern noch keine Handy-Blitzer geplant
In Bayern gibt es bislang keine konkrete Planung zum Einsatz von Handy-Blitzern. Das erklärte das Bayerische Innenministerium auf Nachfrage des BR. Man habe sich allerdings schon mit dem Thema beschäftigt und beobachte ständig die Entwicklungen bei der technischen Verkehrsüberwachung, hieß es. Nach Angaben des ADAC beobachten auch andere Bundesländer die Einführung der neuartigen Blitzer in Rheinland-Pfalz aufmerksam. Es sei gut möglich, dass die Handy-Überwachung schon bald bundesweit stattfinde, so die Einschätzung des Automobilclubs.
Abgelenkt - 14 Menschen sterben bei Unfällen in Bayern
Das Innenministerium Rheinland-Pfalz möchte mit der Einführung von Monocams die Zahl der Unfälle senken, die auf Ablenkung zurückzuführen sind. Häufig ist die Ursache die Nutzung eines Smartphones (telefonieren, tippen, lesen), aber auch Schminken, Rasieren, Essen oder Trinken führen zu lebensgefährlichen Unaufmerksamkeiten.
In Bayern sind Ablenkungsunfälle zuletzt stark angestiegen, um knapp 17 Prozent auf 3.525. Dabei kamen 2024 vierzehn Menschen ums Leben (2023: 12), 1.470 wurden verletzt (2023: 1.380). Bayerns Innenminister Joachim Herrmann kündigte deshalb bei der Vorlage der Verkehrsunfallstatistik Ende Februar an, dass das Thema Ablenkung 2025 ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit sein werde.
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