Ahmed Mohamed Odowaa am Tatort im Park Schöntal, wo er im Januar den Aschaffenburger Messerangreifer zu Fuß verfolgte.
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Ahmed Mohamed Odowaa am Tatort im Park Schöntal, wo er im Januar den Aschaffenburger Messerangreifer zu Fuß verfolgte.

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Helfer von Aschaffenburg: "Sehe nun bessere Zukunft für mich"

Helfer von Aschaffenburg: "Sehe nun bessere Zukunft für mich"

Der Somalier Ahmed Mohamed Odowaa, der den Aschaffenburger Messerangreifer verfolgte, soll abgeschoben werden – so hieß es, bis am Montag klar wurde: Er darf vorerst bleiben. Bei einem Treffen ist Odowaa erleichtert – und macht erste Zukunftspläne.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Bis gestern dachte Ahmed Mohamed Odowaa, spätestens im Juli müsse er nach Italien ausreisen. Ein Missverständnis, wie das bayerische Innenministerium klarstellte. Heute traf der BR den aus Somalia Geflüchteten: Er sei berührt von der guten Nachricht, sagt Odowaa.

"Ich sehe nun eine bessere Zukunft für mich in Deutschland", betont der 30-Jährige an dem Ort, wo er im Januar so viel Mut bewiesen und den Messerangreifer zu Fuß verfolgt hatte, bis die Polizei diesen festnehmen konnte – im Park Schöntal mitten in Aschaffenburg.

Helfer am Tatort im Park: "Menschlich, hilfsbereit zu sein"

Mittlerweile blühen hier die Magnolien – für sie war der Park vor der schrecklichen Tat im Januar vor allem bekannt. Ahmed Mohamed Odowaa war hier, als der Ort zu ganz anderer, trauriger Berühmtheit gelangte. Auch heute noch – knapp elf Wochen nach dem Messerangriff – erinnern Kuscheltiere an die beiden Todesopfer: einen zweijährigen Jungen und einen 41-jährigen Familienvater.

Schon vor der Tat habe Ahmed Mohamed Odowaa kurz Kontakt zum späteren Tatverdächtigen gehabt, erzählt er im BR-Interview. Der Afghane habe ihn nach Zigaretten gefragt. Wenige Minuten später habe Odowaa plötzlich einen lauten Schrei gehört und Blut gesehen. Er sei zum Tatort gerannt: "Es ist menschlich, hilfsbereit zu sein jederzeit". Nur so könne die Gesellschaft sicherer sein und deswegen habe er den Täter auch verfolgt, bis die Polizei kam, sagt der 30-Jährige.

Staatsanwaltschaft: Drei Personen haben Täter verfolgt

Personalien bestätigen oder Angaben zum Tatablauf könne die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg derzeit nicht machen – schon alleine, um keine Zeugen zu beeinflussen, die später noch vor Gericht aussagen sollen, heißt es auf BR-Anfrage. Die Staatsanwaltschaft bestätigt jedoch: Drei Personen haben den mutmaßlichen Täter verfolgt: ein Somalier, ein Syrer und ein Deutscher.

Gegenüber der Regierung von Unterfranken habe die Staatsanwaltschaft zudem erklärt, dass die Anwesenheit des somalischen Zeugen im Bundesgebiet für eine mögliche Vernehmung vor Gericht "als sachgerecht erachtet" werde. Einiges spricht also dafür, dass die weitere Duldung des Somaliers bereits vor der medialen Aufregung um eine angebliche Abschiebung angedacht war – zumindest bis zum Prozess um den Messerangriff.

Angebliche Abschiebung entpuppte sich als Missverständnis

So stellt es auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) dar: Eine Verlängerung der im Juli auslaufenden Duldung von Ahmed Mohamed Odowaa sei ohnehin bereits geplant gewesen, wie der Minister heute im BR-Interview sagt. Zuvor hatte es darum nach einem Bericht des Main-Echos (externer Inhalt, möglicherweise Bezahl-Inhalt) viel Aufregung und Verwirrung gegeben: Erst sei der Somalier von Ministerpräsident Söder (CSU) und anderen in Dankes-Schreiben gelobt worden für seinen selbstlosen Einsatz, nun solle er abgeschoben werden, hieß es in vielen Reaktionen.

Am Montag hatte Bayerns Innenministerium jedoch klar gestellt: Das stimmt nicht. Es sei üblich, dass Duldungen nach einigen Monaten auslaufen und dann verlängert werden müssen. Im Fall von Odowaa sei die Verlängerung Herrmann zufolge "bis auf Weiteres" angedacht gewesen, weil der Somalier als wichtiger Zeuge im Prozess gegen den Tatverdächtigen aussagen soll. Eine Abschiebung stehe "zurzeit überhaupt nicht zur Debatte", so Herrmann heute nochmals im BR-Interview. Stattdessen solle Ahmed Mohamed Odowaa eine Arbeitserlaubnis erhalten.

Auch darüber ist der 30-jährige Geflüchtete hoch erfreut: Er wolle nun etwas "Sinnvolles" in Deutschland machen und sich richtig integrieren, erzählt er im BR-Interview.

Staatskanzlei prüft, ob Helfer mit Medaille geehrt werden

Ob Odowaa nun auch – wie in manchen Medien berichtet – eine Medaille erhält, will die Bayerische Staatskanzlei auf BR-Nachfrage nicht bestätigen. Diese gebe "rechtzeitig bekannt", wann und wer geehrt werde, heißt es schlicht. Innenminister Herrmann sagt: Die Staatskanzlei prüfe "die Verleihung einer entsprechenden Ehrung, auch für andere, die da mitgeholfen haben".

Darüber hinaus brauche es aber auch ein deutliches Signal, dass es in unserer Gesellschaft besonders anerkannt werde, "wenn sich jemand in so einer extremen Situation so vorbildlich verhält" – so der Minister auf die Frage, ob das Engagement von Ahmed Mohamed Odowaa nun auch die Beurteilung in Bezug auf sein Bleiberecht in Deutschland verändern könne.

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