Erst vor kurzem hat die Europäische Umweltagentur in ihrem alljährlichen Bericht den bayerischen Badeseen fast durchweg eine ausgezeichnete Wasserqualität bescheinigt. Nur wenige Seen bekamen ein "ausreichend" – zwei davon liegen im Landkreis Aschaffenburg.
Doch: Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse? Der Alzenauer Meerhofsee schwankt zwischen "mangelhaft" und "ausgezeichnet". Wie also geht die EU bei ihrer Einstufung vor? Wie groß ist die Gefahr durch Gänsekot, Blaualgen und langanhaltende Hitzeperioden?
So geht die EU bei ihrer Einstufung vor
Der Alzenauer Meerhofsee fiel ebenso wie der Mainparksee in Mainaschaff (beide Landkreis Aschaffenburg) nur an einer Messstelle aus der Reihe. An einer zweiten lautete das Ergebnis "ausgezeichnet". Laut Katharina Elsässer vom Aschaffenburger Gesundheitsamt muss man den alljährlichen Bericht der europäischen Umweltagentur differenziert betrachten. Bei der Beurteilung der Wasserqualität gehe es nicht nur um die jüngsten Messergebnisse: "Für die Einstufung eines Badegewässers werden 16 separate Wasseruntersuchungen zugrunde gelegt", erklärt Elsässer.
Schlechte Werte hängen lange nach
Die 16 Untersuchungen werden über einen Zeitraum von vier Jahren erhoben und dies kann dazu führen, dass auch einmalig schlechte Werte sich in dem Ergebnis für die Folgejahre niederschlagen. Außerdem erklärt der Alzenauer Seenbetreiber, dass an besagter Messstelle nachts Wildgänse schliefen. Zwei Tage später habe man erneut gemessen und alles sei im grünen Bereich gewesen.
Wildgänse großes Problem
Die Nil-, Grau- und Kanadagänse stellen an vielen Orten am Untermain ein Problem dar. Manche Kommunen sprechen gar von einer Invasion. Der Bürgermeister von Obernburg im Landkreis Miltenberg beklagt, dass sich am Mainufer keiner mehr auf die Wiese setzen könne vor lauter Gänsekot. Dieser enthält Erreger, die krank machen können.
Im benachbarten Niedernberg wurden am Badesee Vergrämungsmaßnahmen unternommen – ohne großen Erfolg.
Alzenauer Meerhofsee schlägt Wellen
Der Betreiber des Meerhofsees erklärt gegenüber BR24: "Ab 7 Uhr bringen Mitarbeiter mit einem Boot den See in Wallung, damit Verschmutzungen ans Ufer gespült und beseitigt werden können. Dabei wird auch Gänsekot abgetragen."
Ein Traktor sei mit einem Schleppnetz jeden Morgen auf der Liegewiese unterwegs, um den Kot einzufangen. Außerdem kämen jetzt, wenn die Temperaturen weiter steigen, zwei mobile, selbstschwimmende Kreiselpumpen der Feuerwehr zum Einsatz. Sie sorgen dafür, dass der See in Bewegung bleibt und genügend Sauerstoff ins Wasser kommt. Jeden zweiten Tag wird der pH-Wert gemessen.
Der Main ist kein Badegewässer
Ein klares Wasser sei prinzipiell ein gutes Zeichen, betont Gesundheitsexpertin Katharina Elsässer aus Aschaffenburg. Bei Pusteln am Körper nach dem Baden sei dagegen Vorsicht geboten. Auch starker Blaualgenbefall sei wegen der sogenannten Cyanobakterien ein Problem. Sturm- und Starkregenereignisse könnten belastetes Schmutzwasser in die betroffenen Badegewässer spülen.
Sechs Proben – jeden Monat eine – nehmen die bayerischen Gesundheitsämter in der Badesee-Saison und veröffentlichen die Ergebnisse auf ihrer Homepage. Vom Main als Badegewässer rät Elsässer ab: Schiffe, deren Sog und Strömungen würden hier eine Gefahr darstellen.
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