Offiziell gibt es in Bayern kein allgemeines Hitzefrei mehr für Schulen ab einer bestimmten Außentemperatur - die Regelung wurde 2009 abgeschafft. Das Kultusministerium, das für die bayerischen Schulen die Leitlinien vorgibt, betont auf seiner Internetseite, dass es keine "gesetzliche oder sonstige rechtsverbindliche Regelung" gebe, wonach Schülerinnen und Schüler ab einer bestimmten Temperatur Hitzefrei bekommen müssen.
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Hitzefrei an Schulen ist möglich, wenn ...
Das bedeutet jedoch nicht, dass dies nicht möglich ist: Denn die Schulleiter können für ihre Schule jeweils entscheiden, dass sie an bestimmten Tagen den Unterricht vorzeitig beenden.
Wie sieht es am heutigen Mittwoch aus, am heißesten Tag des bisherigen Jahres? In der Oberpfalz dürfen sich einige Schüler auf Hitzefrei freuen. Am Gymnasium in Parsberg im Kreis Neumarkt in der Oberpfalz endet der Unterricht heute bereits um 13.10 Uhr, teilte Schulleiter Manfred Hößl auf Anfrage von BR24 mit. Das Ostendorfer Gymnasium in Neumarkt in der Oberpfalz verzichtet heute und am Donnerstag auf den Nachmittagsunterricht, wie Schulleiter Karl-Heinz Dölle bestätigt.
Hitzefrei? Wie ein Schulleiter entscheidet
Seit der Abschaffung der landesweiten Hitzefrei-Regel entscheidet die Schulleitung nach ihrem Ermessen. Aber wie machen sie das? Uwe Gaube, Schulleiter der Grund- und Mittelschule in Velburg, erklärt: "Ich als Schulleiter habe hier die alleinige Verantwortung. In der Mittelschule ist es möglich, den Unterricht ausfallen zu lassen, weil die Kinder älter sind. In der Grundschule verlassen sich die Eltern natürlich darauf, dass die Kinder betreut sind – deswegen lasse ich hier den Unterricht nicht ausfallen."
Entscheidend ist nämlich, dass die Kinder alleine nach Hause gehen dürfen und Schulbusse fahren. An Grundschulen ist es daher häufig so, dass die Kinder bei Hitzefrei früher in den Hort oder die Mittagsbetreuung gehen oder in der Schule von Lehrkräften betreut werden, bis sie nach Hause gehen dürfen.
Realität in den Klassenzimmern: Lernen bei über 30 Grad
Auch das Schulamt im Landkreis Neumarkt betont: Die Entscheidung über hitzebedingten Unterrichtsausfall liegt im Ermessen der Schulleitungen. Voraussetzung sei jedoch, dass geprüft werde, ob der Unterricht nicht in kühlere Räume verlegt werden könne.
In vielen Schulen steht allerdings nicht genug klimatisierter Raum zur Verfügung – der Unterricht findet dann bei Temperaturen über 30 Grad statt. Für viele Schülerinnen und Schüler bedeutet das: Die Konzentration fällt schwer, Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme nehmen zu.
Forderung nach mehr Klimaanlagen
Eltern und Lehrkräfte fordern daher zunehmend praktikable Lösungen. Beispielsweise könnten Klimaanlagen bei Schul-Um- und Neubauten gleich mitgeplant werden. Eine andere Alternative an sehr warmen Tagen könnte sein: Unterricht im Freien. An der Grund- und Mittelschule in Velburg gibt es dafür auf dem Schulgelände sogar ein schattiges Fleckchen mit Sitzgelegenheiten.
Solange keine einheitliche Regelung in Sicht ist, bleibt es an den Schulen selbst, flexibel auf die Wetterlage zu reagieren – eine Herausforderung, die bei immer häufigeren Hitzewellen auch langfristig nach Lösungen verlangt.
Schulleiter Uwe Gaube im Freiluft-Klassenzimmer seiner Schule
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