Demonstration von Schülern in München
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Hunderte demonstrieren gegen Exen an Bayerns Schulen

Hunderte demonstrieren gegen Exen an Bayerns Schulen

Sie wehren sich gegen unangekündigte Tests in der Schule: In München sind etwa 500 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Exen und Abfragen zu demonstrieren. Am Dienstag wollen Schülerinnen und Schüler eine Petition an den Landtag übergeben.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Rund 500 Schüler, Eltern und Pädagogen sind nach Veranstalterangaben am Sonntag in München auf die Straße gegangen, um gegen unangekündigte Exen und Abfragen an Schulen zu demonstrieren. Das waren weniger als die von den Organisatoren erhofften 1.000 Teilnehmer. Am Samstag gab es auch eine Demo in Nürnberg, dort protestierten 50 Menschen.

"Wir haben einen langen Atem"

Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern will an diesem Dienstag im Landtag eine Petition mit fast 54.000 Unterschriften gegen unangekündigte Tests in Bayerns Schulen überreichen. Die Jugendlichen wollen die Petition der CSU-Bildungspolitikerin Ute Eiling-Hütig übergeben.

"Wir haben einen langen Atem und wir werden immer mehr", erklärte die 17 Jahre alte Initiatorin Amelie bei der Kundgebung in München. "Die Politik muss uns Schülerinnen und Schüler ernst nehmen". Wenn Tests nicht angekündigt werden, sorge das für Stress und Angst.

"Angst ist kein guter Lehrmeister"

Ein weiterer Redner der Kundgebung war Pädagogik-Professor Ludwig Haag von der Uni Bayreuth, der sich in einer Studie mit unangekündigten Leistungskontrollen beschäftigt hatte. Diese verstärken demnach die Prüfungsangst von Schülern und nehmen ihnen Freude am Lernen. Wer Tests ankündige, sorge indes für positive Emotionen bei Schülern. "Angst ist kein guter Lehrmeister", so Professor Haag.

In Nürnberg betonten die Redner etwa, kurzfristiges Auswendiglernen sei das genaue Gegenteil von nachhaltigem Lernen und dem Erwerben anderer Fähigkeiten. Exen und Abfragen seien ein "Machtinstrument im Klassenzimmer".

Psychologin: Stress bei Kindern nimmt zu

Cornelia Wilhelm, Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, erklärte, stressbedingte Auffälligkeiten nähmen zu, das liege nicht nur an der Schule, aber Schule sei ein wichtiger Faktor dabei. Wilhelm hält es für keinen guten Weg, Kinder unter Druck zu setzen: "Das Problem an unangekündigten Tests ist, dass Schüler sich unter Umständen hilflos fühlen. Wir alle brauchen Herausforderungen – aber ich muss das Gefühl haben, dass die zu bewältigen sind". Für Kinder sei es motivierender, auf ihre Stärken zu schauen.

Söder gegen Abschaffung der Exen

Unterstützt wird die Petition unter anderem vom Bayerischen Elternverband (BEV), ebenso von den Gewerkschaften GEW und BLLV. Auch Grüne und SPD im Landtag machen sich für eine Abschaffung von Exen und Abfragen stark. Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) hatte im vergangenen Jahr angekündigt, Leistungsnachweise unter die Lupe zu nehmen - und auch, ob sie angekündigt werden sollten oder nicht. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach daraufhin ein Machtwort: "Exen und Abfragen werden natürlich bleiben." Als Grund führte er an, dass eine Abschaffung die Leistungsdichte verschlechtern würde.

Der Bayerische Philologenverband - die Interessenvertretung der Gymnasiallehrerinnen - spricht sich ebenfalls gegen das geforderte Aus für Exen aus. Das Hauptproblem sei die Prüfungsdichte insgesamt, "die Stress und bei manchen leider auch übermäßigen Druck auslösen kann".

Zwei Kinder mit einem Plakat "Exen müssen weg"
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Zwei Kinder mit einem Plakat "Exen müssen weg"

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