Eine Altenpflegerin schiebt eine im Rollstuhl sitzende Person (Symbolbild)
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Jede zweite Sozialeinrichtung in Bayern ist geschlossen oder von der Schließung bedroht.

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Immer mehr Sozialeinrichtungen in Bayern müssen schließen

Immer mehr Sozialeinrichtungen in Bayern müssen schließen

Jede zweite Sozialeinrichtung in Bayern ist geschlossen oder von der Schließung bedroht. Steigende Lohnkosten, Preissteigerungen und stetig wachsende Bedarfe würden kaum oder gar nicht durch Fördermittelgeber und Kostenträger ausgeglichen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Eine Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege hat ergeben, dass zwei Drittel ihrer Einrichtungen aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in den letzten Jahren ihre Angebote einschränken oder einstellen mussten. Steigende Lohnkosten, Preissteigerungen und stetig wachsende Bedarfe, zum Beispiel im Bereich der Migrationsberatung oder der Altenhilfe, werden kaum oder gar nicht durch Fördermittelgeber und Kostenträger ausgeglichen. Mehr als drei Viertel der Befragten rechneten damit, Angebote auch im Jahr 2025 weiter zurückfahren zu müssen. Aus Bayern nahmen 1.221 Einrichtungen an der Umfrage teil. Für sie zeichne sich ein ähnliches Bild wie auf Bundesebene.

Wohlfahrtsarbeit sei "der Kitt unserer Gesellschaft"

Die bayerischen Wohlfahrtsverbände wiesen anlässlich der am Mittwoch in Nürnberg startenden Sozialmesse "ConSozial" auf ihre soziale und wirtschaftliche Bedeutung hin. Die Wohlfahrtsarbeit sei "der Kitt unserer Gesellschaft", sagte Brigitte Meyer, Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern, laut Mitteilung. "Mit Investitionen in die Wohlfahrtspflege werden der Sozialstaat und die solidarische Absicherung der Bevölkerung gestärkt, ein enormer Standortvorteil für den Wirtschaftsstandort Deutschland", sagte Meyer weiter.

"Die tiefgreifenden, strukturellen finanziellen Schwierigkeiten innerhalb der Wohlfahrtspflege sind seit langer Zeit spürbar und erreichen mit jedem Jahr neue Rekordhöhen", sagte die Bayern-Vorsitzende Meyer. Mit jeder sozialen Einrichtung, die in Bayern schließe, schwinde auch ein Teil der sozialen Ader der Gesellschaft. Die Freie Wohlfahrtspflege leiste außerdem einen erheblichen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. "Sozialausgaben des Staates sind damit auch wirtschaftliche Investitionen und sollten daher auch als solche politisch vorangetrieben werden", forderte Meyer.

Auch 2025 wird Angebot weiter zurückgefahren

In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern sind das Bayerische Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt, der Landes-Caritasverband Bayern, die Diakonie Bayern, der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern und der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern organisiert. Das Bayerische Rote Kreuz hat im Jahr 2024 den Vorsitz innerhalb der Freien Wohlfahrtspflege. Gemeinsam erbringen die Verbände mit über 455.000 hauptamtlichen und rund 136.500 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 75 Prozent aller sozialen Dienstleistungen in Bayern. Hier arbeiten rund sechs Prozent aller Beschäftigten im Freistaat, davon allein rund 95.000 in Pflegeheimen und weitere 86.000 in Kindertagesstätten.

Die Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern und Vizepräsidentin des Bayerischen Roten Kreuzes, Brigitte Meyer, sagte: "Die tiefgreifenden, strukturellen finanziellen Schwierigkeiten innerhalb der Wohlfahrtspflege sind seit langer Zeit spürbar und erreichen mit jedem Jahr neue Rekordhöhen. Eine Trendwende bei der Finanzierung der sozialen Arbeit ist ausgeblieben." Stattdessen habe sich der Abwärtstrend dramatisch beschleunigt. Mehr als drei Viertel der befragten Einrichtungen rechnen den Ergebnissen der Umfrage damit, ihre Angebote auch 2025 weiter zurückfahren zu müssen.

Fachkräfte wenden sich vom Gesundheitswesen ab

Meyer richtete auch Forderungen an die Politik: Es brauche klare Signale und unterstützende Maßnahmen, denn die Prognosen für die Zukunft sind allesamt beunruhigend und erfordern jetzt entschlossenes Handeln aller Verantwortlichen. "Wir verlieren ohnehin rare Fachkräfte und Arbeitskräfte wenden sich ab vom Gesundheitswesen. Der Teufelskreis mutiert zur Teufelsspirale", so Meyer.

Mit Informationen von epd

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