Mit Bavaria und ihrer Großcousine Wally kamen 2021 die Bartgeier in die deutschen Alpen zurück – 150 Jahre, nachdem sie dort ausgerottet worden waren. Seither behalten Expertinnen und Experten die bisher im Nationalpark Berchtesgaden ausgewilderten Geier gut im Blick – über eine Webcam in die Auswilderungsnische und GPS-Sender an den Beinen der Vögel. Von Bavaria fehlt allerdings seit Monaten jede Spur.
Vogel-Experte bleibt entspannt
Am 21. März fiel der Sender plötzlich aus: Damals hielt Bavaria sich kurz hinter der bayerischen Grenze auf, zwischen Hagengebirge und Hochkönig in Österreich. Seither fehlt von ihr jede Spur. Toni Wegscheider, Leiter der Bartgeier-Projekts beim bayerischen Landesbund für Vogelschutz (LBV), bleibt dennoch entspannt: Es gebe bisher keine Indizien dafür, dass Bavaria etwas zugestoßen sei. Man würde nur gern wissen, wo sie ist, sagte er im Gespräch mit dem BR. Unwahrscheinlich sei, dass sie sich noch am selben Ort aufhalte wie im Frühjahr. Denn dort seien viele Bartgeier-Experten unterwegs. Wäre Bavaria noch dort, hätte sie vermutlich schon jemand gesichtet.
Bavaria auf Partnersuche?
Für denkbar hält Wegscheider, dass Bavaria ihr letzter Aufenthaltsort einfach zu voll geworden sei. Denn dort hielten sich zuletzt noch sieben weitere Bartgeier auf. Und: Bavaria sei wahrscheinlich inzwischen auf Partnersuche – und damit auch auf der Suche nach einem eigenen Revier. Denn sobald Bartgeier einen Partner gefunden haben, lassen sie sich mit diesem nieder und dulden keine Konkurrenz mehr.
Bavaria-Sichtung kann man melden – Identifizierung schwierig
LBV und Nationalpark Berchtesgaden bitten alle, die viel Zeit in den Bergen verbringen, nun um Mithilfe: Wer einen Bartgeier sehe, möge diesen fotografieren und die Aufnahmen dem LBV oder dem Nationalpark Berchtesgaden zur Verfügung stellen. Mögliche Bartgeier-Sichtungen kann man dem LBV online melden (externer Link).
Allerdings dürfte die Identifizierung von Bavaria gar nicht so leicht werden. Eigentlich haben zwar alle in Deutschland ausgewilderten Bartgeier an bestimmten Stellen gebleichte Federn und dadurch ein unterschiedlich gemustertes Gefieder. Bavaria habe sich aber bereits "durchgemausert", die gebleichten Federn seien also ausgefallen. Eindeutig erkennen lasse sie sich nur an ihren beiden mittlerweile ausgebleichten hellgrauen Beinringen. Diese seien aber oft schwer zu sehen, so Toni Wegscheider.
Vor 150 Jahren wurde der Bartgeier in Deutschland ausgerottet
Seit der ersten Auswilderung von Bavaria und Wally im Jahr 2021 wurden im Nationalpark Berchtesgaden jährlich zwei weitere Jungtiere in die Freiheit entlassen. Ausgewachsen erreichen sie fast drei Meter Spannweite. Die imposanten Vögel waren vom Menschen vor knapp 150 Jahren in den deutschen Alpen vollständig ausgerottet worden – aufgrund falscher Verdächtigungen. Es hieß, sie würden Lämmer und selbst kleine Kinder fressen. In Wahrheit fressen Bartgeier vorwiegend Aas, insbesondere Knochen.
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