Blick über Felder nahe Straßkirchen
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Blick über den Gäuboden: Ein Traktor auf einem Feld nahe Straßkirchen

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Jetzt offiziell: BMW baut neues Werk im Gäuboden

Jetzt offiziell: BMW baut neues Werk im Gäuboden

In den vergangenen Monaten ist viel über die Pläne von BMW spekuliert worden, im Kreis Straubing-Bogen ein Werk für die Montage von Hochvoltbatterien zu errichten. Jetzt wird es konkret: Der Autobauer hat in Irlbach und Straßkirchen Grund gekauft.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

  • Zum aktuellen Artikel: BMW-Werk in Niederbayern: So geht es jetzt weiter

Jetzt ist es fix: BMW baut das neue Batteriemontage-Werk in den niederbayerischen Gemeinden Irlbach und Straßkirchen, im Gäuboden. Ein BMW-Sprecher bestätigte am Donnerstag auf BR-Anfrage: "Wir waren beim Notar."

BMW und Gemeinden wollen Anwohner informieren

Demnach hat der Automobilkonzern ein insgesamt 105 Hektar großes Grundstück im Landkreis Straubing-Bogen gekauft. Nun wollen die beiden Gemeinden Irlbach und Straßkirchen die insgesamt etwa 4.000 Bürger über das neue BMW-Werk informieren: Am Freitag, den 3. März, findet hierzu von 15 bis 19 Uhr ein Infomarkt in der Sporthalle Straßkirchen statt.

Dort sollen unter anderem Fragen wie "ökologische und nachhaltige Standards" oder "wie kann das Werk ausschauen" beantwortet werden. BMW wird sich beteiligen.

Pläne für neues BMW-Werk sind umstritten

Das geplante BMW-Werk ist umstritten: Während unter anderem Bauminister Christian Bernreiter (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wirtschaftliche Vorteile für die Region sehen, regt sich bei Anwohnern vor Ort Widerstand.

Sie haben sich zur Interessensgemeinschaft "Lebenswerter Gäuboden" zusammengeschlossen und protestieren vor allem gegen den Flächenverbrauch. Es würde "unserem Dorf und der gesamten Region einen gewaltigen Strukturwandel aufzwingen", beklagen die Initiatoren.

Erst diese Woche hatte der Landesbund für Vogelschutz ein Raumordnungsverfahren gefordert.

Nach dem Kauf des Grundstücks beginnt jetzt das Bauleitverfahren. Für die Genehmigung sind die beiden Gemeinden und das Landratsamt Straubing-Bogen zuständig.

2024 soll mit dem Bau begonnen werden

BMW will ab 2024 den Bau des neuen Montage-Werks für Auto-Akkus starten. 1.000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Die BMW-Group beteuert, dass die Akku-Produktion nicht in die bereits bestehenden Werke Regensburg, Landshut oder Dingolfing integriert werden könne. Deswegen sei der Neubau von Industrieanlagen notwendig.

BMW betont in einer Mitteilung, das neue Werk werde einer der nachhaltigsten Produktionsstandorte. Geplant seien Photovoltaik-Anlagen, Grünstrom und Wärmespeicher, Gebäudedächer sollen begrünt werden, Ausgleichsflächen seien vorgesehen.

Akkus für E-Autos sind groß und schwer

Ähnliche Batteriefabriken für E-Autos errichtet BMW auch im ungarischen Debrecen, nahe dem US-Werk Spartanburg, in Mexiko und in China. Weil die Akkus groß und schwer sind, versuchen Autobauer, sie möglichst nahe an den Autowerken anzusiedeln.

Irlbach und Straßkirchen liegen an den Autobahnen A3 und A92.

Aiwanger: Investition sichert auch andere BMW-Standorte in Bayern

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger freut sich über die Ansiedlung, ist aber zwiegespalten: "BMW ist einer der wichtigsten Arbeitgeber Bayerns, andererseits ist es natürlich schade um das gute Ackerland. Wenn sich aber der Grundbesitzer, die Gemeinden und BMW über den Standort einig sind, dann kann die Politik nicht so einfach dazwischengrätschen, wenn wir keinen passenderen Standort anbieten können, der die vielfältigen Herausforderungen erfüllen könnte. Jeder ruft nach der Verkehrswende hin zu mehr Elektromobilität, jetzt kommt eine konkrete Investition dazu in unsere Region, was wiederum kritisiert wird. Wir brauchen auch weiterhin sichere Arbeitsplätze, diese Investition sichert auch die anderen BMW- Standorte in Bayern."

Bürgermeister freut sich: Neueste Technologie aus der Region

Der Bürgermeister der Gemeinde Irlbach, Armin Soller (NIWG), hat am Donnerstag in der BR-Abendschau auf die Ansiedlung des BMW-Batteriewerks im Gäuboden reagiert. Soller sagte, es sei ein schöner Tag, er freue sich, dass die Bewerbung der beiden Gemeinden zum Erfolg geführt habe. Man habe lange versucht, die Ansiedlung in die Region zu holen. Gestern seien die Verträge unterzeichnet worden. Nun möchte die BMW Group die Bürger informieren. Heute sei deshalb schon ein Infobrief rausgegangen. Das Thema Flächenfraß sei für Soller ein zweischneidiges Schwert: Dass hundert Hektar Ackerland verbaut werden, könne man kritisch sehen. Andererseits müsse man es eben für eine solche Industrie-Ansiedlung zur Verfügung stellen. Standortvorteil sei die Nähe zu den Stammwerken Dingolfing, Regensburg und München. Von Irlbach-Straßkirchen aus würden diese Werke dann mit der neuesten Technologie der Elektromobilität versorgt werden. Die Bürger zu informieren sei nun die Hauptaufgabe der beiden Gäuboden-Gemeinden, so dass kein Informationsdefizit entstehe.

Neues BMW-Werk im Gäuboden: Reaktionen sind gemischt

Die offizielle Standortentscheidung für das neue BMW-Werk ruft gemischte Reaktionen hervor: Während die Interessensgemeinschaft "Lebenswerter Gäuboden" einen Bürgerentscheid anvisiert, sind die Grünen im Straubinger Stadtrat sowie der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands in Straubing hin- und hergerissen. Für Thomas Spötzl von der Interessensgemeinschaft "Lebenswerter Gäuboden" – für die sich rund 200 Anwohner und Betroffene gegen das geplante BMW-Werk zusammengeschlossen haben – kam die finale Standortentscheidung nicht überraschend, wie er im BR-Interview sagte. Man sei gespannt, ob BMW bei der angekündigten Info-Veranstaltung nächsten Freitag konkrete Details zum Bau des neuen Werks nennen werde, so Spötzl.

Demonstration gegen Flächenverbrauch am Freitag

Die Veranstaltung ändere aber nichts an dem Vorhaben der Interessensgemeinschaft, gegen die BMW-Pläne und den Flächenverbrauch zu protestieren: "Wir machen weiter wie gehabt: Wir wollen einen Bürgerentscheid initiieren." Nächsten Freitag werden die Mitglieder der IG am Rande einer Museumseröffnung im Landkreis Straubing-Bogen, zu der unter anderem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet wird, demonstrieren – "gegen die scheinheiligen Nachhaltigkeits-Versprechen der Staatsregierung", so Thomas Spötzl.

Flächenfraß vs. Arbeitsplätze

Hin- und hergerissen vom neuen BMW Montagebatterie-Werk im Gäuboden sind hingegen die Grünen im Straubinger Stadtrat. Wie die Vorsitzende Feride Niedermeier in einer Mitteilung schreibt, müsse einerseits die Transformation hin zur Elektromobilität und der Abschied von fossilen Energien geschafft werden. Andererseits sei es an der Zeit, den Flächenfraß in Bayern zu stoppen.

Ähnlich argumentiert auch Franz Schreyer, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands in Straubing: "Einerseits ist es schade, wenn Ackerfläche wegfällt, andererseits bin ich froh, dass sie in Bayern mit Arbeitsplätzen bleiben und nicht wie viele andere Unternehmen ins Ausland gehen." Schreyer betont jedoch, dass sich der Bauernverband in das weitere Verfahren mit einbringen wird: Es müsse platz- und flächensparend gebaut werden.

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