Segelfliegen, Kajak fahren, Alpaka-Tour - die Teilnehmenden des Grenzenlos Camps haben ein volles Programm. Von der Jugendherberge in Burghausen aus starten sie ihre Ausflüge: 21 junge Erwachsene zwischen 17 und 21 Jahren - die Hälfte von ihnen mit, die andere ohne Behinderung.
"Wir sind ein Team"
Für die 21-jährige Tabea aus dem Erzgebirge ist die Erfahrung eine Bereicherung: "Wir sind alle individuell, natürlich gibt es Unterschiede. Aber im Gruppengefüge merkt man das überhaupt nicht. Wir sind ein Team uns es ist total schön zu sehen, wie es funktioniert."
Dieses Gefühl hat die ehemalige Paralympics-Athletin Anna Schaffelhuber in ihrer Jugend vermisst: "Es hat immer ein Camp gegeben, für Jugendliche mit Behinderung, und eins, für Jugendliche ohne Behinderung – und das hat mich genervt, weil man nie in Kontakt mit Nicht-Behinderten kommt."
Wer ist Anna Schaffelhuber?
Anna Schaffelhuber ist im niederbayerischen Bayerbach aufgewachsen. Seit ihrer Kindheit sitzt sie im Rollstuhl. Mit fünf Jahren fährt sie zum ersten Mal mit dem Monoskibob. 2019 beendet sie mit damals 21 Jahren ihre Profikarriere: Nach sieben Goldmedaillen bei den Paralympics, elf Weltmeistertiteln und zahlreichen Auszeichnungen. Sie will etwas zurück geben - daraus entsteht das Camp.
Junge Menschen auf den Weg in Arbeitswelt begleiten
"Mir ist aufgefallen, dass wir zwar einen großen Fachkräftemangel haben, Menschen mit Behinderung - von denen es eine sehr große Zahl gibt - als Arbeitsgruppe aber bisher relativ wenig berücksichtigt wurden", erzählt Schaffelhuber. Ihr Camp richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, aufgeteilt in mehrere Altersgruppen. "Die Jugendlichen stehen jetzt gerade an der Schwelle zur Zukunft - in welche Richtung könnten sie denn gehen? Auf dem Weg wollte ich sie begleiten", meint die mittlerweile 29-jährige Realschullehrerin.
Teilnehmende drehen jeden Tag einen eigenen Film
Das Camp hat drei Schwerpunkte: Sport, Persönlichkeit und Medien. Beim Sport sollen die jungen Menschen ihre Grenzen austesten - und dadurch vielleicht auch etwas für den Alltag mit nach Hause nehmen. Im besten Fall mehr Selbstvertrauen.
Jeden Tag drehen und schneiden die Teilnehmenden in Gruppen außerdem eine Tageszusammenfassung als Film: "Dabei müssen sie andere Perspektiven einnehmen", meint Schaffelhuber, die selbst viel mit den Medien zu tun hatte. Die Filme zeigen sie am letzten Camp-Tag den Eltern.
Nächstes Jahr: Mehr Camps geplant
Camp-Teilnehmer Marc ist schon an seine Grenzen gegangen, beim Segelfliegen: "Ich wäre nie selbst in einen Flieger gestiegen und hätte gesagt, ich flieg ne Runde." Er ist zum ersten Mal mit dabei, in der älteren Gruppe. Die jüngere Gruppe, von 14 bis 17 Jahren, war in der Woche zuvor in Burghausen.
Seit 2019 gibt es das Camp, bisher nur in Bayern. Ab nächstem Jahr wollen es Anna Schaffelhuber und ihre Partner aber auch in anderen Bundesländern anbieten. Wenn alles nach Plan läuft, können sich Interessierte ab Oktober für die Camps 2023 bewerben.
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