Im Auto, auf dem Weg zur Arbeit – in der Teams-Sitzung per Freisprechanlage ist plötzlich das Netz weg. In Schwaben, im Bayerischen Wald, an den Alpen oder im Frankenland – ein flächendeckendes Handynetz gibt es in Bayern nicht. Aber wo genau bricht das Netz regelmäßig ab und welche Anbieter haben besonders schlechten Empfang? Das will die Bundesnetzagentur (BNetzA) herauszufinden.
Vom 26. Mai bis 1. Juni läuft deshalb die Mobilfunkmesswoche. An der sollen sich auch Bürger beteiligen, indem sie ihr Handy zücken und mit einer kostenlosen App Messungen durchführen. Mit den Daten will die Bundesnetzagentur ein realitätsnahes Bild der aktuellen Netzversorgung zeichnen und herausfinden, wo noch Handlungsbedarf ist. Jeder, der ein Smartphone hat, kann mitmachen: Einfach die "Breitbandmessung Funkloch-App" der Bundesnetzagentur herunterladen. Die App erfasst dann kontinuierlich die Netzverfügbarkeit. Die gesammelten Daten werden anonymisiert an die Bundesnetzagentur übermittelt.
Mobilfunkausbau in Bayern: Schwaches Netz in der Fläche
Auf den ersten Blick steht Bayern gut da. 99,2 Prozent der Haushalte haben laut Bundesnetzagentur 5G-Netz. In den letzten Jahren gab es aber einen Paradigmenwechsel: Die Netzbetreiber sollen nicht mehr nur die Haushalte maximal versorgen, sondern die Fläche, also praktisch ganz Deutschland. Das fordern Bund und Länder. Damit Smartphone-Nutzer auch auf Autobahnen, im Wald, im Zug und auf dem Land Empfang haben. In Bayern liegt die Flächenabdeckung der Bundesnetzagentur zufolge bei 91 Prozent. Im bundesweiten Vergleich befindet sich Bayern beim 5G-Ausbau im hinteren Drittel, wobei solche Vergleiche schwierig sind: Bayern ist ein großes Flächenland, während beispielsweise Berlin ein Ballungsraum oder Nordrhein-Westfalen ein Industrieland ist.
Verlängerung der Frequenzrechte, dafür schnellerer Ausbau
Dass die Netzbetreiber flächendeckend ausbauen, darauf achtet die Bundesnetzagentur, die behördliche Kontrollinstanz der Telekommunikationsanbieter. Für die Zukunft hat sich die Behörde große Ziele gesetzt: Ab 2030 soll praktisch ganz Deutschland (99,5 Prozent) mit einer Internetdownload-Rate von mindestens 50 Megabit pro Sekunde versorgt sein. Im März dieses Jahres hat die Bundesnetzagentur die Netzbetreiber deshalb verpflichtet, mehr Masten aufzustellen. Im Gegenzug bekamen die Betreiber ihre Frequenznutzungsrechte um fünf Jahre verlängert -ohne Ausschreibung.
Genehmigungen sollen vereinfacht werden
Doch der flächendeckende Ausbau ist nicht so einfach, denn vier Prozent der Fläche Deutschlands stehen unter Naturschutz. Laut dem O2-Telefonica-Vorsitzenden, Markus Haas, mussten die Betreiber bislang acht bis 24 Monate auf eine Genehmigung warten. Deshalb hatte die alte Bundesregierung einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht: Genehmigungsverfahren in Naturschutzgebieten so vereinfachen, dass die Netzbetreiber mit dem Bau eines Masten auch dann loslegen können, wenn nach zwei Monaten kein Go von den Behörden gekommen ist. Diesen Gesetzentwurf hat auch die neue Bundesregierung in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Anfang Juni will der Bundestag darüber beraten.
Philosophiestreit bei "National Roaming"
Aber auch graue Flecken sind ein Problem. Also Orte Gebiete, in denen zwar grundsätzlich Mobilfunkempfang möglich ist, aber nicht mit allen Netzen. Die gibt es auch in Bayern. Laut Gigabit-Grundbuch auf rund 16,6 Prozent, während es deutschlandweit 14,2 Prozent sind.
Doch eine Fahrt ins Ausland zeigt, dass es grundsätzlich möglich wäre, graue Flecken zu beseitigen: Das Handy wählt sich in das Netz ein, das gerade verfügbar ist. Ein solches "National Roaming" hatte der Landkreistag Anfang des Jahres gefordert. Der für Mobilfunk zuständige bayerische Wirtschaftsminister, Hubert Aiwanger (Freie Wähler), warnt diesbezüglich vor Trittbrettfahrern: "Wir müssen aufpassen, dass wir denen nicht ins Knie schießen, die mit vielen Milliarden die Infrastruktur aufgebaut haben. Überall stehen die Masten, und dann kommt eine Garagenfirma um die Ecke und sagt, ich habe den Anspruch, ich will auf jeden Masten auch mit drauf."
Grüne fordern "lokales Roaming" und Unterstützung bei Standortsuche
Die Grünen im Bayerischen Landtag fordern zumindest lokales Roaming - also verbindliches Infrastruktur-Sharing in strukturell unterversorgen Gebieten, wie es in anderen europäischen Ländern bereits Standard sei. "Seit Jahren gelingt es Bayern nicht, in diesem Wettrennen zur Spitze aufzuholen", beklagt Benjamin Adjei, Sprecher für Digitales der Landtagsgrünen.
Zudem sollte Bayern bei der Standortsuche aktiver werden und den Mobilfunknetzbetreibern "landeseigene Liegenschaften transparent, bürokratiearm und zu angemessenen Konditionen zur Verfügung stellen".
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!