Eigentlich hatte der Viechtacher Rathaus-Chef Franz Wittmann (CSU) lediglich eine Attraktion für Einheimische und Touristen bieten wollen. In seiner Stadt im niederbayerischen Landkreis Regen sei zu wenig los, befand er. Seine Idee eines internationalen Wettgrillens mit der tschechischen Partnerstadt, bei dem ganze Schweine auf Spießen gegrillt werden sollten, empörte die Gruppe "Vegan in Viechtach", und schon war die Stadt bundesweit monatelang in den Schlagzeilen – noch bevor sich die erste Sau am Spieß drehte.
Auch Vegetarisches im Angebot
Ursprünglich hatten sich sechs Grillteams zu dem Spektakel am Samstag angemeldet. Nach Angaben von Bürgermeister Wittmann gingen aber 16 Gruppen an den Start. Darunter war auch ein Teilnehmer, der vegetarische Speisen anbot.
Am Samstagvormittag begann das Fest mit einem Weißwurstessen und der Marktplatz füllte sich rasch. Zu Mittag war das erste Grillfleisch fertig und die Besucher standen an den Ständen geduldig Schlange. Letztlich kamen mehrere Tausend Besucher.
Söder bevorzugt Schweinefleisch
Zwischendurch schaute auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) – bekannt als bekennender Fleischesser – auf dem Fest vorbei und verzehrte genüsslich eine Bratwurst- und eine Bratensemmel. Den Besuchern rief er von der Bühne aus zu: Ein Leben ohne Bratwürste sei möglich, aber nicht wirklich schön und sinnvoll.
Auf der Plattform X bemühte sich Söder um versöhnliche Töne: "Natürlich gilt: Niemand ist gezwungen, Fleisch zu essen. Jeder darf essen, was er will. Aber für mich persönlich gilt: Ein gegrilltes Stück Schweinefleisch aus bayerischer Herkunft ist einfach unschlagbar."
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Im Video: Schweine-Wettgrillen sorgt für großen Wirbel
Auch Ministerpräsident Markus Söder ließ es sich nicht entgehen, sich beim Schweine-Wettgrillen in Viechtach als Fleischliebhaber zu zeigen.
Gegner kritisieren das Zelebrieren von Fleischkonsum
Die Viechtacher Veganer-Gruppe wollte sich an dem Fest nicht beteiligen, auch nicht mit einem eigenen Stand mit veganen Gerichten. Klimakatastrophen, Massentierhaltung, Nachhaltigkeitsprobleme – das alles steht laut Viechtachs Veganern auch im Zusammenhang mit Fleischkonsum. Und bei diesem Wettgrillen werde dieser Fleischkonsum geradezu zelebriert, so der Vorwurf.
"Bei einem Hund auf dem Grill würden Menschen Polizei rufen"
Unterstützung bekommt die Veganer-Gruppe in ihrer Kritik von der Tierrechtsorganisation Peta. Einige wenige Aktivisten der Organisation haben am Samstag aus Protest am Rande des Festes ein "Hunde-Barbecue" mit einer Hundeattrappe auf einem Grill veranstaltet. Peta zufolge würden viele Menschen wohl die Polizei rufen, wenn ein Hund gegrillt würde. Sie sprechen von Arten-Diskriminierung und kritisieren die Unterscheidung zwischen Haustieren und Nutztieren.
Besucher ließen sich Lust aufs Schweinefleisch nicht nehmen
Ihr Protest stieß auf dem Marktplatz auf wenig Verständnis. Größere Tumulte blieben aber aus. Die Polizei registrierte bis zum frühen Nachmittag keine Zwischenfälle. Es blieb bei spöttelnden Zwischenrufen.
Die Fleischerzeuger ließen wissen, dass die Tiere allesamt aus der Region kämen und größtenteils in Bio- und Freilandhaltung gelebt hätten. Bürgermeister Wittmann sagte im BR24-Interview, es werde gefeiert und gegessen, bis alles weg ist. Weggeschmissen werde definitiv nichts.
Peta-Demonstranten protestieren gegen das Schweine-Wettgrillen in Viechtach.
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