Im Prozess um den gestohlenen Kelten-Goldschatz in Manching hat das Landgericht Ingolstadt lange Haftstrafen für vier Männer aus Schwerin und Berlin wegen schweren Bandendiebstahls verkündet. Der Kopf der Bande muss elf Jahre in Haft, der Späher vier Jahre neun Monate. Die Haftstrafen der beiden anderen Männer liegen mit acht und sieben Jahren dazwischen.
Nach Auffassung des Gerichts waren drei der vier Männer im November 2022 am Diebstahl des historischen Goldschatzes aus dem Kelten Römer Museum Manching beteiligt. Der vierte Angeklagte wurde für den Diebstahl in Manching freigesprochen, ihm legt das Gericht andere Einbrüche in ganz Deutschland zur Last. Seit 2014 sollen die Männer als Diebesbande in Tankstellen, Schnellrestaurants oder Supermärkte eingebrochen sein. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Angeklagte schwiegen während des Prozesses
In Hemd und Anzughose oder mit Jeans und Kapuzenpulli – so unterschiedlich zeigten sich die vier Angeklagten in den vergangenen Monaten vor dem Landgericht in Ingolstadt. Ein einheitliches Bild gab hingegen ihr Verhalten ab: unbeteiligt, geradezu gelangweilt zeigten sie sich während des Prozesses. Alle vier Männer schwiegen. Von ihrem Recht auf ein letztes Wort machten sie keinen Gebrauch.
Staatsanwaltschaft forderte hohe Haftstrafen
In ihrem Plädoyer hatte die Staatsanwältin deutlich gemacht, dass sie bei allen Angeklagten den Tatvorwurf des schweren Bandendiebstahls für erwiesen hält – nicht nur für den Diebstahl des Keltengoldes, sondern auch für eine Vielzahl weiterer Einbrüche bundesweit. Die Staatsanwaltschaft forderte Gesamtfreiheitsstrafen zwischen 6,5 Jahren für den Späher und 12 Jahre für den mutmaßlichen Bandenchef – je nach Tatbeteiligung.
Aus den Aussagen von 120 Zeugen und zahlreichen Beweisstücken habe sich für die Staatsanwaltschaft "ein Mosaik aus Hunderten von Einzeldetails" ergeben, die den Tatvorwurf für alle vier Männer zweifelsfrei bestätigten. Die Bande habe all ihre Einbrüche nach demselben Schema durchgeführt. Gegen sie sprechen laut Anklage auch viele Beweisstücke: Bei den Angeklagten fanden die Ermittler unter anderem Werkzeuge, Overalls und Rucksäcke. Einer der Männer, Maximilian S., wurde sogar mit Goldklumpen in seiner Hosentasche verhaftet.
Verteidiger plädierten auf Freispruch
Die insgesamt acht Verteidiger versuchten, die Beweise und Indizien der Staatsanwaltschaft zu entkräften. Sie forderten Freisprüche für alle Angeklagten. Die Anwälte von Alexander K. bemängelten, die Staatsanwaltschaft habe "nicht stringent dargelegt", aus welchen Mitgliedern die Bande bestehen soll. Die Verteidiger von Jörn M. bestritten sogar, dass ihr Mandant "bei dem Einbruch in Manching dabei war". Es gebe keine geschlossene Indizienkette, sondern allenfalls einzelne Indizien, deren Aussagekraft strittig sei.
Auch die Verteidiger des schwer belasteten Angeklagten Maximilian S. argumentierten, dass die Goldklumpen, die Ermittler in der Hosentasche ihres Mandanten sicherstellten und die von der Legierung her den keltischen Münzen entsprechen, "noch lange nicht" belegen würden, dass er bei dem Einbruch beteiligt gewesen sei. Für die mehr als zwei Jahre Untersuchungshaft forderten die Anwälte Entschädigung.
Deal mit dem Gericht ausgeschlagen
Vor einigen Wochen versuchte das Gericht, das Schweigen der Angeklagten mit einem Verständigungsangebot zu durchbrechen. Anfang Mai hatte der Vorsitzende Richter Konrad Kliegl den Angeklagten erläutert, dass er ausreichende Beweise für ihr gemeinsames Vorgehen als Bande sehe. Kliegl stellte einen gewissen Strafnachlass in Aussicht – jeweils gegen ein Geständnis. Die Männer lehnten ab.
Goldschatz weiterhin verschwunden
So fehlt auch nach über 30 Verhandlungstagen vom Großteil des keltischen Goldschatzes weiterhin jede Spur. Am 22. November 2022 sollen die Täter zunächst die Internet- und Telefonverbindung gekappt haben, bevor sie in das Museum einbrachen. Dort öffneten sie eine Vitrine und entwendeten über 480 keltische Goldmünzen. Der Schatz hat einen Handelswert von rund 1,5 Millionen Euro und stammt aus dem ersten Jahrhundert vor Christus.
1999 wurde er von Archäologen in Manching entdeckt – einer der größten keltischen Funde des vergangenen Jahrhunderts.
Im Audio: Kelten-Goldschatz - Urteil in Ingolstadt
Kelten-Goldschatz - Urteil in Ingolstadt
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!