Anca Giurgiu ist mit ihrem neun Monate alten Sohn Eric im Nürnberger Südklinikum. Eine Routineuntersuchung des kleinen Patienten in der Kinderkardiologie steht an. Eric ist gerade aufgewacht und beobachtet neugierig die Umgebung. Dass es ihm heute so gut geht, verdankt er unter anderem einem 3D-Drucker.
Erics Mutter will anderen Eltern in ähnlichen Situationen Mut machen. Ihre Schwangerschaft verlief normal, doch nach der Geburt stellten die Ärzte bei Eric eine sogenannte Pulmonalatresie fest – einen schweren, seltenen Herzfehler. Grob gesagt fehlen dem Jungen wichtige, die Lunge mit Sauerstoff versorgende Gefäße. Eine schwierige Operation war unumgänglich. Sechs Stunden hat Erics OP gedauert. "Du musst dein Baby allein in den OP-Saal weggeben und willst ihm doch einfach nur helfen", sagt Anca Giurgiu. Eric übersteht die OP gut.
Diagnostik mit 3D-Drucker
Kinderkardiologe Muhannad Alkassar begleitet den Fall von Beginn an. Um das Herz im Vorfeld genau zu untersuchen, wurde das gerade mal walnussgroße Organ per Computertomograf eingescannt und digitalisiert. Aufgrund dieser Daten bildete der 3D-Drucker Erics Herz in Originalgröße nach. Die Mediziner könnten die operativen Möglichkeiten so noch besser besprechen, sagt Alkassar.
3D-Bild von Organen mit VR-Brillen
Soweit die medizinische Gegenwart. In Zukunft könnten bei der Diagnostik und Behandlung auch sogenannte "Hololens-Brillen" zum Einsatz kommen. Alkassar forscht in Zusammenarbeit mit Siemens Healthineers derzeit an deren Verwendungsmöglichkeiten. Die Virtual-Reality-Brillen projizieren quasi ein dreidimensionales Bild, ein Hologramm, in den Raum. Im Fall einer Herzerkrankung kann das Organ so von allen Seiten begutachtet werden. So könnten sich Experten weltweit damit in Echtzeit effizient austauschen und die Vorgehensweise abstimmen, erklärt Alkassar.
Technik so gut wie einsatzbereit
Die Technik, so der Kinderkardiologe, sei eigentlich so gut wie einsatzbereit - bis sie alle medizinischen und rechtlichen Genehmigungsverfahren durchlaufen habe, könne es aber durchaus noch eine Weile dauern. In anderen Arbeitsbereichen würden Hololens-Brillen längst regelmäßig verwendet.
Mindestens eine größere OP steht dem kleinen Eric aber noch bevor, sobald er etwas an Gewicht zugelegt hat. Keine leichte Zeit für Familie Giurgiu. Die drei fahren nun erst einmal einige Tage in Urlaub, damit ihr Sohn mehr vom Leben sieht als ständig nur das Krankenhaus.
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