Wasserversorger in Bayern rechnen wegen der Klimaerwärmung mit mehr Dürreperioden. Bevölkerung, Landwirtschaft und Industrie sollen aber weiterhin zuverlässig mit Trinkwasser versorgt werden. Um das zu schaffen, sei ein hoher Aufwand nötig, erklärt der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) bei seiner Jahrestagung in Gunzenhausen. Um die Folgen der Klimaveränderungen aufzufangen, müssen in den nächsten Jahren nach einem Gutachten rund 100 Milliarden Euro in Deutschland investiert werden. Insgesamt stünden Investitionen in Höhe von 800 Milliarden Euro an, so der VBEW.
Hohe Investitionen nötig: Wasserleitungen kosten Millionen
Viele Rohre stammten aus den Nachkriegsjahren und seien inzwischen undicht. "Man merkt das an vermehrten Wasserrohrbrüchen", sagte Heidenheims Bürgermeisterin Susanne Feller (CSU/PWG) dem Bayerischen Rundfunk. Sie ist Vorsitzende eines kleinen Wasserversorgers in Mittelfranken, dem Zweckverband Gnotzheimer Gruppe. Hier wurden in den letzten Jahren 7,5 Millionen Euro investiert, um 25 Kilometer Rohrleitungen zu erneuern. Das entspricht einem Drittel des gesamten Leitungsnetzes. Seitdem versickert deutlich weniger kostbares Trinkwasser auf dem Weg zu den Wasserhähnen in den Dörfern. Die Wasserverluste konnten halbiert werden, von 15 Prozent auf sieben Prozent, sagte Christof Lautner vom Wasserversorger Reckenberggruppe, der die Geschäfte der Gnotzheimer Gruppe führt.
Staatsregierung fördert Investitionen mit vielen Millionen
Der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (FW) erklärte in Gunzenhausen, "die nächsten Jahre werden uns herausfordern". Der Freistaat Bayern fördere bereits jetzt Investitionen kleinerer Gemeinden ins Wassersystem mit rund 200 Millionen Euro im Jahr. Für einige Kilometer Wasserleitungen fallen schnell Millionenbeträge an Kosten an. Von der staatlichen Förderung aus dem Programm RZWas (Richtlinie für die Zuwendung für Wasser- und Abwasser) profitieren derzeit nur Städte und Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern. Sobald die Stadtwerke als GmbH organisiert sind, können sie keine Fördermittel beantragen. Hier fordert der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft weitere Finanzierungsmöglichkeiten. Umweltminister Glauber hofft hier auf Geld aus dem Sondervermögen der Bundesregierung.
Wasserversorger wollen sich gegenseitig aushelfen
Um auf Klimaveränderungen vorbereitet zu sein, seien in Zukunft mehr Kooperationen von Wasserwerken in Städten und dem Umland nötig. "Wir müssen uns gegenseitig stützen", so Markus Rauh vom VBEW. Mit Verbundleitungen könnten sich Wasserversorger gegenseitig aushelfen. Dies wurde auch bei der Gnotzheimer Gruppe bereits realisiert. Seit vielen Jahrzehnten gibt es darüber hinaus eine starke Fernwasserleitung WFW, die Wasser vom Lech nach Franken transportiert. Hier wurde die Wassermenge zuletzt erhöht, auch um das übernutzte Tiefengrundwasser-Reservoir Sandsteinkeuper im südlichen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen zu entlasten. Hier fördert neben vielen Wasserversorgern auch das Treuchtlinger Mineralwasserunternehmen Altmühltaler Tiefengrundwasser.
Wasservorräte in Bayern sehr unterschiedlich
Ob ausreichend Trinkwasser vorhanden ist, ist regional sehr unterschiedlich und hängt auch davon ab, wie der Boden in einer Region beschaffen ist. Die besonders trockenen Regionen sind Unterfranken, Oberfranken und Mittelfranken – und im Osten Bayerns die Hügellandschaft von Neumarkt bis zum Bayerischen Wald. Hier sind in abgelegenen Dörfern bereits Brunnen trocken gefallen, sodass Lkw Wasser anliefern mussten. Aufgrund der Topografie sei es hier schwieriger, die Wassersysteme zu vernetzen. "Sie bauen natürlich leichter eine Wasserleitung im Sandboden als durch steiniges Gelände im Wald", erklärt Hermann Löhner vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW). "Technisch ist es möglich", sagt er. "Aber ist halt eine Frage, wer die Kosten trägt."
Trockenregionen brauchen mehr Wasserspeicher
40 Prozent der Grundwassermessstellen in Bayern weisen derzeit einen niedrigen oder sehr niedrigen Stand aus. "Im Frühjahr müssten die Wasservorräte eigentlich voll sein", so Markus Rauh vom VBEW. Für die nächsten Jahre rechnet der Verband mit längeren Dürreperioden. "Es müssen deutlich mehr Speicherkapazitäten aufgebaut werden", so Rauh, etwa durch Hochbehälter, Wassertürme oder andere Bauwerke aus betonierten Fertigbauteilen. Die gute Nachricht ist: Die Wasserwirtschaft stellt sich auf veränderte Bedingungen ein. Der DVGW hat bei einem Forschungsprojekt deutschlandweit sogenannte Wasser-Engpass-Regionen identifiziert. Aus den Daten können Maßnahmen abgeleitet werden, die die Wasserversorgung auch in Dürrezeiten sicherstellen.
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