Lange haben Autohersteller wie BMW und Audi auf den freien Welthandel gesetzt. Kaum eine Branche dürfte international so vernetzt sein. Insofern treffen gerade diese Konzerne die zusätzlichen US-Zölle auf Auto- und Autoteileimporte in Höhe von 25 Prozent hart. Sie sollen ab dem zweiten April gelten, wie die USA angekündigt haben.
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Die internationalen Verflechtungen der bayerischen Hersteller
Für BMW und Audi spielt seit Jahren der Heimatmarkt eine untergeordnete Rolle. Nur noch knapp jedes zehnte Auto der Münchner wird in Deutschland verkauft - bei Audi sieht es ähnlich aus. Anders die Situation in den USA: Die Vereinigten Staaten gelten für die beiden Hersteller, neben China, als einer der großen Schlüsselmärkte. Im vergangenen Jahr verkaufte BMW dort 400.000 Fahrzeuge seiner beiden Marken BMW und Mini. Bei Audi waren es immerhin rund 200.000 Autos.
Für die Ingolstädter ist die aktuelle Entwicklung besonders schmerzhaft. Denn die VW-Tochter hat keine eigene Produktion in den USA. Alle Fahrzeuge, die dort verkauft werden, müssen also eingeführt werden, unter anderem aus dem Werk in Mexiko. Über ein US-Werk wird bei Audi zwar schon länger nachgedacht, aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Womöglich könnten die US-Zölle diese Entscheidung nun beschleunigen. Doch bis dann möglicherweise ein Werk steht und anläuft, dürften Jahre vergehen.
BMW ist größter Autoexporteur der USA
BMW dagegen ist schon seit Jahrzehnten in den USA mit einem eigenen Standort vertreten. In dem Werk in Spartanburg werden die X-Modelle des Herstellers produziert, also die SUVs und zwar für den Weltmarkt. BMW ist der größte Autoexporteur der USA. Das Werk führte 2024 knapp 225.000 BMW mit einem Exportwert von mehr als zehn Milliarden US-Dollar aus, wie der Konzern selbst mitteilte. Wie Konzernchef Oliver Zipse jüngst zudem klarmachte, ist der Hersteller deshalb zum Teil "naturally protected". Die Hälfte ihres US-Absatzes komme aus Spartanburg, sei also nicht betroffen. Die andere Hälfte allerdings, vor allem die großen Limousinen, muss importiert werden, und zwar vor allem aus Deutschland.
Neben Audi und BMW sind zudem Zulieferer wie zum Beispiel Schaeffler in den USA aktiv. Und auch diese könnten betroffen sein, denn es werden nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Zölle auf importierte Komponenten erhoben.
Genaue Auswirkungen der US-Zölle auf BMW noch nicht absehbar
Noch ist es zu früh, um konkret zu sagen, was die jetzigen Zollankündigungen für BMW bedeuten, heißt es bei den Münchnern. In diesem Zollstreit, der da entstehe, gebe es nur Verlierer, so Zipse. Denn die USA müssen mit EU-Gegenmaßnahmen rechnen.
Und dann wären voraussichtlich die US-Exporte der Münchner in die EU betroffen, die in Spartanburg gebaut werden. Der Konzern ist schon jetzt in mehrfacher Hinsicht von den Zöllen betroffen, von den Strafzöllen, die für US-Importe aus Mexiko verlangt werden beziehungsweise für E-Autos aus China, die in die EU eingeführt werden. Das trifft die elektrischen Autos der BMW Tochter Mini, die in China produziert werden. Der Vorstand rechnet aufgrund der verschiedenen Zölle bereits jetzt mit einer Gewinnbelastung in Höhe von einer Milliarde Euro in diesem Jahr.
Bei Audi erklärt eine Sprecherin auf Anfrage, dass man die Entwicklung aufmerksam verfolge. Man werde die möglichen Auswirkungen u.a. auf die Lieferketten und ihr Produktionsnetzwerk intern umfassend bewerten. Auch die Ingolstädter hoffen auf eine Verhandlungslösung.
Mögliche Strategien der bayerischen Hersteller im Umgang mit den US-Zöllen
Bei der Unternehmensberatung AlixPartners geht man davon aus, dass die jetzigen US-Zölle die Gewinne der Hersteller Audi, BMW, Porsche und Mercedes mit rund fünf Milliarden Dollar belasten werden, sollten die Konzerne diese komplett übernehmen. Die betroffenen Autobauer und Zulieferer können die Zölle aber auch an ihre Kunden in den USA weitergeben, vollständig oder nur zum Teil. Das würde die Preise der Modelle aber voraussichtlich dann um mehrere Tausend Dollar erhöhen.
Für welche Variante die betroffenen Unternehmen sich letztendlich entscheiden, hängt zum Großteil vom Wettbewerb in den USA ab. Daneben besteht noch die Möglichkeit, die Importe in die Vereinigten Staaten zu reduzieren, also bestimmte Modelle dort gar nicht mehr anzubieten. Und letztendlich könnte man auch die Produktion dort steigern beziehungsweise beginnen. Die Unternehmensberatung AlixPartners jedenfalls empfiehlt den deutschen Autobossen gemeinsam nach Washington zu fliegen, um gemeinsam mit der US-Administration nach Lösungen zu suchen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Das könnte Trump vielleicht gefallen, so die Begründung.
BR24-Gespräch mit Stephan Lina zu den US-Autozöllen
Das bedeuten die US-Zölle für die bayerischen Autobauer
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