In der Baugrube am Aufseßplatz in Nürberg hat sich Wasser gesammelt.
In der Baugrube am Aufseßplatz in Nürberg hat sich Wasser gesammelt.
Bild
"Lago di Aufseßplatz" heißt der Tümpel in der Nürnberger Südstadt inzwischen auf Google Maps.
Bildrechte: BR / Isabel Pogner
Schlagwörter
Bildrechte: BR / Isabel Pogner
Videobeitrag

"Lago di Aufseßplatz" heißt der Tümpel in der Nürnberger Südstadt inzwischen auf Google Maps.

Videobeitrag
>

"Lago di Aufseß": Spott über Baugrube in Nürnberg

"Lago di Aufseß": Spott über Baugrube in Nürnberg

Seit Jahren herrscht Stillstand an einer Baugrube in der Nürnberger Südstadt. Die Anwohner reagieren mit Galgenhumor auf den kleinen See. Lösungen für die Mücken- und Rattenplage, die durch das Wasser entstanden ist, wünschen sie sich trotzdem.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Am Aufseßplatz in der Nürnberger Südstadt klafft ein großes Loch im Boden. Clara Gugl steht direkt davor an einem Zaun und knipst ein Foto. "Für meine Insta-Story", erklärt sie. Denn die Baugrube ist inzwischen zu einem kleinen Internet-Phänomen geworden. "Lago di Aufseß" taufte die Internetgemeinschaft das Loch. Die Kommentare reichen von "Tolles Naturbad" über "Naherholung galore" bis hin zu "Kein kostenloses W-LAN am See, da muss die Stadt nachbessern". Und die Südstädter haben gute Chancen, dass sie ihren "Lago" noch eine Weile behalten dürfen, denn die Baufirma Ten Brinke teilt weiterhin keinen Termin mit, wann aus der Baugrube das werden soll, worauf viele warten: eine Baustelle für geförderten Wohnraum.

Baugrube mit Geschichte

Die Absperrzäune stehen hier schon seit fünf Jahren. 2019 hat das niederländische Bauunternehmen das Grundstück gekauft und ein Jahr später mit dem Abbruch des früheren Schocken-Kaufhausgebäudes begonnen. Neu gebaut hat Ten Brinke aber bis heute nicht. Auf Nachfrage erklärt Pressesprecher Lutz Ackermann: Die "gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen wirkten sich auch auf unser Projekt Schocken Carré aus". Konkreter wird die Firma allerdings nicht – zum Ärger der Stadt Nürnberg.

Stadt sieht die Pflicht bei Baufirma

"Eigentlich könnte gebaut werden. Der Ball liegt im Feld des Eigentümers", sagt Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier (CSU). Bestimmen kann die Stadt Nürnberg das aber nicht, weil das Grundstück der Baufirma gehört. Was dem Bau noch im Weg steht: Ten Brinke muss die Baupläne abändern. Denn hier soll geförderter Wohnraum entstehen. Damit der wirklich gefördert wird, müssen noch ein paar Details angepasst werden. "Aber Ten Brinke plant bislang nicht um. Und warum nicht, kann ich Ihnen nicht beantworten", sagt Heilmaier.

Baufirma: Klage blockiert Baustart - Stadt widerspricht

Als Argument, warum die Firma nicht bauen könne, erklärte Ten Brinke, eine Klage blockiere den Baustart. Zwar stimmt es, dass ein Hausbesitzer geklagt hat, weil die Baupläne die Abstandsflächen massiv verletzen würden. Allerdings habe die Klage keine aufschiebende Wirkung, sagt Wirtschaftsreferentin Heilmaier. Die Firma könnte also trotzdem bauen. Ten Brinke sagt dazu: "Wir brauchen Rechtssicherheit."

Mücken- und Rattenplage

"Das ist das Herz der Südstadt. Und darin klafft ein Loch. Das ist einfach schade", sagt Miron John, Sprecher des Solidaritätsnetzwerks Nürnberg. Das sammelt aktuell Unterschriften "gegen das Loch" und plant weitere Aktionen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Denn die Anwohner stören sich nicht nur an der Optik, sagt John. "Dort gibt es eine regelrechte Mückenplage und die kommen auch in die Häuser der Anwohner." Zudem berichten die Südstädter von Müll, Ratten und Gestank. Das sei auch eine Belastung auch für die Läden rund um den Platz.

Angelockt werden Mücken und Ratten von dem vielen Wasser. Das Problem hierbei: Einfach abpumpen kann man es nicht. "Denn da drückt immer wieder Grundwasser nach", sagt André Winkel, Pressesprecher des Servicebetriebs Öffentlicher Raum. Eigentlich müsste Ten Brinke das Wasser dauerhaft abpumpen. "Die beste Lösung für uns wäre aber einfach, dass der Bau bald beginnt." Dennoch würden die Verantwortlichen gerade an einer Lösung für das Mückenproblem arbeiten.

Kann Ten Brinke nicht einfach verkaufen?

Miron John findet: "Wenn Ten Brinke das Geld nicht hat, sollen sie das Grundstück schnellstmöglich verkaufen." Und auch Nürnbergerin Claudia Gugl, die das Foto des "Lago di Aufseß" inzwischen in ihrer Instagram-Story hochgeladen hat, schlägt vor: "Man könnte hier doch einfach eine Grünanlage errichten. Das würde die Südstadt aufwerten und wäre vielleicht einfacher zu bauen." John pflichtet bei: "Es wäre toll, wenn unser Aufseßplatz so schön werden würde, wie der Name "Lago di Aufseß" verspricht." Doch ein Verkauf kommt für die Niederländer nicht infrage. "Eine Aufgabe des Projekts Schocken Carré ist für uns keine Option", erklärt Pressesprecher Lutz Ackermann. Vermutlich bleibt der "Lago" mit seinen Mücken, Ratten und Bauzäunen den Südstädtern also erst einmal erhalten.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!