Bevor Angst aufkommt: Die Wasserqualität in den bayerischen Badeseen ist fast durchweg "ausgezeichnet". Das hat erst im Juni eine Auswertung der Europäischen Umweltagentur ergeben. Und doch gibt es sie - Gefahren, die wir mit bloßem Auge nicht erkennen können. Nach einem Kontakt mit Blaualgen, Bakterien oder Wurmlarven können teils massive gesundheitliche Probleme auftreten, die nicht selten eine ärztliche Behandlung benötigen.
Von Blaualge bis "Weiherhibbel": die Gefahren in Seen und Flüssen
Ein Problem, das beispielsweise im Altmühlsee immer wieder auftritt: die Blaualgen. Sie produzieren ein Toxin, das nicht nur Hausausschläge verursachen kann, sagt Dermatologin Petra Ziegler aus Dinkelsbühl im Landkreis Ansbach, sondern auch Übelkeit, Kopfschmerzen, Durchfall, Fieber – oder gar eine Lungenentzündung. Heimische Gewässer werden daher im Regelfall auf ihre Blaualgenkonzentration kontrolliert. Im Fall einer Badewarnung sollen vor allem Kinder und Immungeschwächte nicht mehr ins Wasser. Um unabhängig davon Blaualgen zu erkennen, sollten Badegäste auf grüne Schlieren und "Teppiche" auf dem Wasser achten, so Ziegler.
Video: 2024 so viele Blaualgen wie noch nie am Altmühlsee
Fachtagung zur Blaualgenbelastung der Altmühlseeregion
Immer wieder hat die Dermatologin auch mit den Folgen des Enten-Fadenwurms zu tun – des "Weiherhibbels", wie man in Franken sagt. Dieser kann bei Wassertemperaturen von über 20°C auftreten, wenn die Gewässer von Enten aufgesucht werden. Dabei befallen die Saugwurm-Larven anstatt der Enten versehentlich auch Badegäste. Der Mensch wird zum sogenannten "Fehlwirt", sagt Dermatologin Ziegler.
Die Larven durchbohren die Haut und versterben dann umgehend. Bemerkbar macht sich das beim Menschen dann in Form von Hautausschlägen und Juckreiz. Betroffene sollten direkt zum Arzt. Behandelt wird der "Weiherhibbel" unter anderem mit Cortisoncreme. Schützen kann man sich laut Hautärztin Ziegler ein Stück weit, indem man nach dem Baden die nasse Badekleidung rasch auszieht und sich gründlich abtrocknet.
Bakterien können Pool-Vergnügen trüben
Blaualgen und Enten-Fadenwürmer gibt es in Pools nicht. In öffentlichen Freibädern kann man aus Sicht von Dermatologin Petra Ziegler bedenkenlos baden – sofern diese ausreichend gechlort sind. Das werde aber regelmäßig kontrolliert. Bei Pools im eigenen Garten sieht die Sache anders aus.
"Private Bäder sind Vertrauenssache", sagt Ziegler. Eine Gefahr, die hier lauert, wenn der pH-Wert und die Konzentration an freiem Chlor nicht korrekt eingestellt ist: Ein Feuchtkeim, der die sogenannte "Whirlpool-Dermatitis" auslöst. Bemerkbar macht sich das durch Rötungen, Entzündungen und Pusteln – alle voran im Genital- und Achselbereich. Die "Whirlpool-Dermatitis" kann allerdings auch Übelkeit hervorrufen, Erbrechen, Fieber oder eine Ohrenentzündung. Beim Pool-Baden können außerdem Legionellen zum Problem werden: Bakterien, die auftreten können, wenn das Wasser nicht ausreichend hoch erhitzt wurde. Bei Immungeschwächten können Legionellen eine Lungenentzündung auslösen.
Die größte Gefahr: unzureichender Sonnenschutz
So unangenehm Enten-Fadenwürmer und Bakterien auch sein mögen: "Die größte Gefahr beim Baden – egal wo – ist die Sonne", sagt Dermatologin Petra Ziegler. Hier bestehe nicht nur das Risiko eines Sonnenbrands, sondern langfristig auch von Hautkrebs. "Die Haut vergisst keinen einzigen Sonnenstrahl", so die Ärztin. Am Wasser bestehe durch die Reflexion der Sonne außerdem eine noch höhere UV-Belastung. Was die Hautärztin zum Umgang mit Sonnenschutz feststellt: In den sozialen Medien kursierten leider "viele irreführende und auch falsche Informationen, dass Sonnenschutz giftig und schädlich sei". Auch, dass unter Sonnenschutz kein Vitamin D gebildet werden könne, sei falsch.
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